Ein Laufentenkücken namens Manni - so nahe an der Natur daheim

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TARRENZ (ps). In Zeiten von Vogelgrippe, Schweinepest und Rinderwahn vergeht so manchem Fleischliebhaber der Appetit auf saftige Steakes und Wiener Schnitztel. Beim Gedanke an Antibiotika und Hormone im Fleisch kann man wirklich zum Vegetarier werden. Eine andere Möglichkeit ist, einzukaufen beim Bauer oder Metzger des Vertrauens. Der kennt jedes Tier beim Namen und hat vor, das eigene Fleisch auch selber zu essen - das überzeugendste Argument. Noch besser ist es, wenn der Bauer und der Metzger ein und dieselbe Person sind, von der Aufzucht bis in den Kühlraum unter einer fachkudigen Hand. Georg Venier in Tarrenz ist Produzent, also Landwirt, Verarbeiter und Direktvermarkter. Es verwundert nicht, dass seine Rinder, Schweine und Lämmer reissenden Absatz finden. Rund 300 - 400 Schlachtungen werden in seinem Schlachthof jährlich gemacht, 60 - 70 Rinder davon kommen aus seiner eigenen Mutterkuhherde, die restlichen Tiere stammen von Landwirten aus der weiteren Umgebung.

Auch sogenannte Lohnschlachtungen stehen am wöchentlichen Arbeitsplan. Seit vielen Jahren gibt es strenge Auflagen, um einen Schlachtbetrieb betreiben zu können, früher war das bekanntlich anders. Georg Venier hat 1998 seinen Betrieb erweitert und zur elterlichen Landwirtschaft auch eine moderne Schlachterei dazugebaut. Bis zu 12 Rinder oder 20 Schweine passen auf einmal in sein Kühlhaus. Schaut man dem Metzgermeister und seinem Sohn beim Arbeiten über die Schulter, bekommt man eine Ahnung, wie anstrengend dieser Beruf ist. Georg Junior steht vor dem Arbeitstisch und arbeitet ein Lamm auf, beste Rippen werden auf die Seite gelegt, fachkundig und flott trennt er präzise Fleisch von Knochen. "Ein Lammbraten ist schon etwas feines", sagt er und arbeitet konzentriert weiter.

Georg Venier Senior und Junior im hauseigenen Schlachtbetrieb, hier geht Qualität vor Quantität.

"Wir schlachten so schonend wie möglich, stundenlange Tiertransporte gibt es bei uns auch nicht. Unser Fleisch kommt von gesunden und schonend behandelten Tieren", sagt Vater Georg. Mutter Evi ist vielen FMZ-Besuchern gut bekannt, sie steht jede Woche am Donnerstag und Samstag beim Bauernmarkt hinter der Theke und verkauft Fleischprodukte, Gemüse, Käse und Spiritousen aus regionaler Produktion. "Viele Stammkunden planen ihren Wocheneinkauf sogar nach unseren Standzeiten," erzählt Evi. "Unsere Kunden schätzen das persönliche Gespräch und die Regionalität. Wir können auf Wunsch praktisch alles anbieten."


Am Donnerstag und Samstag kann man beim Bauernmarkt im FMZ die regionalen Produkte kaufen.

"Wir haben nicht immer alles da, aber es wäre schade, Lebensmittel weckwerfen zu müssen. Viele unserer Kunden bestellen telefonisch vor und am Markt holen sie es frisch ab." Es scheint, als wäre es eine ganz andere Art einzukaufen, die laut Familie Venier alle Gesellschaftsschichten praktizieren. Vom Arbeiter, Angestellten bis zum Arzt, von Südtirolern bis Niederösterreichern, Deutschen oder Schweizern. "Unseren Stand gibt es bereits seit zwanzig Jahren im FMZ, damals noch betrieben von Edeltraud Holzknecht, die wir schon lange mit unseren Produkten belieferten. Seit Anfang 2016 haben wir den Stand selbst übernommen, weil Edeltraud in Rente gegangen ist," sagte Evi weiter.


Im Sommer betreibt die Familie im Sellrain die Saiges-Alm mit Jausenstation. Dabei helfen Tochter Annalena und der jüngere Sohn Markus fleißig mit. Von Mitte Juni bis Ende September ist man auf der Alm daheim, Schlachtungen sind im Sommer immer wenige, weil die Tiere auf den Almen sind. Allenfalls kann Georg Junior, auch gelernter Metzger, für den Vater einspringen. Wie nahe an der Natur die Familie lebt, zeigt auch ein kleiner Blick hinter das Haus. Zwei Gockel stolzieren über den Hof, die Hühner scharren und geniessen den Schatten im Gras.

Tochter Judith besucht mit ihrer kleinen Sarah die Großeltern.

Ein fünf Tage altes Laufentenkücken, namens Manni, wurde per Wärmelampe gerettet und verfolgt Enkelin Sarah auf Schritt und Tritt. Ein idyllisches Bild von einem Familienbetrieb, der weiterlebt, wenn die Steaks und Würstel auf dem heimischen Grill auch von heimischen Tieren stammen. Schließlich kann die Landschaft nur gepflegt werden von den Tiroler Bauern, deren Rinder grasen auf Tiroler Almen und sorgen damit auch für eine wanderbare Bergregion. Die Wertschöpfung in der Region zu halten, liegt in der Hand der Konsumenten.

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