„Die Saison kann sich sehen lassen“

Sportdirektor Gerald Kammerlander zieht zufrieden Bilanz über die Naturbahrodel-Saison. | Foto: BREONIX/Chris Walch
  • Sportdirektor Gerald Kammerlander zieht zufrieden Bilanz über die Naturbahrodel-Saison.
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Naturbahnrodel-Sportdirektor Gerald Kammerlander zieht im BEZIRKSBLÄTTER-Interview Bilanz

UMHAUSEN. Nach dem furiosen Finale in der Grantau haben Österreichs Naturbahnrodler ihre Schlitten in die Ecke gestellt. Für Sportdirektor Gerald Kammerlander aus Umhausen ist damit die Zeit gekommen, über die vergangene Saison Bilanz zu ziehen. Das machte er im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN.

Wie sieht global deine Bilanz für den Winter 2017/2018 aus?

Grundsätzlich natürlich äußerst positiv. Die Athleten haben sowohl in Weltcup als auch bei der Europameisterschaft ausgezeichnete Leistungen gezeigt. Und das gegen enorm starke Konkurrenten. Die Saison kann sich schon sehen lassen.

Im Kühtai ging`s ja schon gut los. Thomas siegte als Titelverteidiger, außerdem war der Event beste Werbung für die ersehnte Aufnahme ins olympische Programm.
Das stimmt, Kühtai war eine Bombenveranstaltung, das gewählte Sprintformat hat sich absolut als olympiatauglich erwiesen. Es war auf der Strecke immer was los, die Entscheidungen fielen äußerst knapp und spannend aus, die Besten waren vorne. Der Event ist auch bei anwesenden Vertretern des IOC sehr gut angekommen.

Wie bewertest du die Chancen, dass Naturbahnrodeln endlich olympisch wird?

Letztlich ist das eine sportpolitische Entscheidung. Objektiv spricht aber sicher nichts gegen eine Aufnahme ins olympische Programm. Aktuell lässt sich das IOC nicht in die Karten schauen. Wir müssen bis Juni warten, ehe wir die Entscheidung kennen. Bis dahin läuft die nötige Lobbyarbeit natürlich weiter.

23 Nationen am Start

Kritiker haben immer wieder geäußert, Naturbahnrodeln sei nur in Österreich und Italien populär. Ein Blick auf die teilnehmenden Nationen im Weltcup besagt etwas anderes.
So ist es! Im Weltcup waren nicht weniger als 23 (!) Nationen am Start. Für die EM auf der Winterleiten waren 17 Nationen gemeldet. Und Fakt ist auch, dass die Entwicklung im Naturbahnrodelsport gerade in den vergangenen vier Jahren steil nach oben gegangen ist.

Werfen wir einen Blick auf die abgelaufene Weltcupsaison der Herren. Dein Urteil?
Mit Thomas, Alex Gruber und Patrick Pigneter waren drei Rodler absolut auf Augenhöhe. Der Trumpf von Thomas war neben seiner Nervenstärke auch die Tatsache, dass er auf allen Bahnen und mit allen Wetterbedingungen zurecht gekommen ist. Das hat letztlich den Ausschlag für seine erfolgreiche Titelverteidigung gegeben. Florian Glatzl ist vom Grundspeed her sehr schnell, ihm fehlt es nur noch an der nötigen Konstanz. Was er einmal bräuchte, wäre ein Stockerlplatz. Michael Scheikl hat diese, ihm fehlte es in der abgelaufenen Saison aber wiederum etwas an der Grundschnelligkeit. Das haben wir analysiert, und daran gilt es zu arbeiten. Wenn wir das hinbekommen, ist er absolut ein Mitanwärter auf Weltcupsiege. Christian Schopf kommt vom Doppel und hatte noch Umstellungsprobleme. Ihm müssen wir die nötige Zeit geben. Bernhard Neurauter hat sich zu Saisonbeginn leider in ein Loch manövriert, aus dem er nicht mehr rausgekommen ist. So eine Saison kann leider immer einmal passieren. Das weiß ich noch von meiner eigenen Karriere.

Mit Rupert Brüggler und Tobias Angerer ging nur ein Doppel kontinuierlich im Weltcup an den Start, das aber sehr erfolgreich.
Die beiden sind unglaublich schnell und haben auch bei der EM Patrick Pigneter und Florian Clara voll gefordert. Sie sind überhaupt prädestiniert dafür, bei sportlichen Großereignissen wie EM und WM auf den Punkt genau in Top-Form zu sein. Schade war, dass sie beim Weltcupfinale in Umhausen den ersten Lauf verhaut und damit den Stockerlplatz im Gesamtweltcup noch hergeschenkt haben. Aber sowas kann leider passieren.

Bleibt das zwei Frauen starke Damenteam.
Bei den Damen kann Tina Unterberger sauschnell sein. Leider hat sie noch etwas Probleme, wenn sich die Wetterbedingungen ändern. Da sind aktuell ihre Südtiroler Konkurrentinnen Evelin Lanthaler und Greta Pinggera noch konstanter. Was Tina zu leisten im Stande ist, hat sie bei der EM gezeigt. Nach einem schweren Fehler im ersten Lauf ist sie dann noch auf den Bronze-Rang vorgefahren. Michelle Diepold wiederum entwickelt sich mit ihren 21 Jahren hervorragend. Sie hat heuer erstmals den Sprung aufs Podest geschafft, was ihr großes Ziel war. Und sie übt schön langsam auch immer größeren Druck auf Tina aus.

Starke EM-Ausbeute

Du hast die EM angesprochen. Wurden die Erwartungen dort übertroffen?
Auf alle Fälle müssen wir mit der Ausbeute hochzufrieden sein. Zwei Mal Gold durch Thomas und das Team, einmal Silber durch Brüggler/Angerer und dann noch Bronze durch Tina Unterberger – da kannst du als Sportdirektor nur applaudieren.

Lass uns noch einen Blick auf den Nachwuchs werfen! Auch bei den Junioren lief es wieder ausgezeichnet.

Mit Fabian Achenrainer und Florian Markt haben wir zwei Burschen, die sich richtig matchen. Beide sind annähernd gleich stark, wobei Achenrainer im Weltcup und bei der WM durch seine Kaltschnäuzigkeit die Nase vorne hatte. Gemeinsam mit Miguel Brugger bildet er noch dazu ein hoffnungsvolles Doppel für die Zukunft. Bei den Mädels entwickelt sich Vanessa Markt Schritt für Schritt weiter. Insgesamt ist im Juniorenteam hervorragende Qualität zu finden.

Das Gespräch führte Peter Leitner

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