Vor 25 Jahren: Großbrand in der Wiener Hofburg
400 Einsatzkräfte waren am 27. November 1992 damit beschäftigt, die in den Redoutensälen wütenden Flammen unter Kontrolle zu bringen. Die Brandursache konnte nie geklärt werden.
WIEN. Als in der Nacht auf den 27. November 1992 ein Rauchmelder in einer Dolmetscherkabine der Redoutensäle Alarm schlug, wusste noch niemand, dass die Feuerwehr in den kommenden 48 Stunden mit einem der größten Brände der Zweiten Republik zu kämpfen haben sollte. Um 1 Uhr früh war klar: Die Redoutensäle standen in Flammen. Durch das Feuer waren der Präsidententrakt, die Nationalbibliothek und auch die Stallungen der Lipizzaner in Gefahr.
Nur drei Minuten nach dem Alarm trafen die ersten Löschfahrzeuge ein. Da tobte im Inneren des Redoutensaal-Traktes bereits das Feuer. Damals gab es in diesem Teil der Hofburg noch keine Brandabschnitte, so konnte sich das Feuer nahezu ungehindert ausbreiten. Brennbares Material in Form von Holz war in den Geschoß- und Zwischendecken sowie im Dachstuhl reichlich vorhanden. Nach außen hin war von dem Feuer fast nichts zu bemerken. Grund dafür waren Fenster, die in Wirklichkeit keine waren: etwa einen halben Meter hinter den Glasscheiben befand sich die Holzverschalung des fensterlosen Saals.
Alarmstufe 7 für die Feuerwehr
Kein Feuerschein, kaum Rauch drang aus dem Gebäude. Erst als das Feuer diese Verschalung zerstörte und die Flammen bis zum Dach durchgedrungen waren, war das gesamte Ausmaß der Brandkatastrophe zu erahnen. Die Löschmannschaften versuchten unter Einsatz ihres Lebens und unter Atemschutz zu dem Brandherd vorzudringen. Erschwert wurde dies durch zahlreiche versperrte, schwere Holz- und Metalltüren und vor allem durch die enorme Hitze. Die großen Kronleuchter und Deckenteile stürzten herab. Im Laufe der Nacht wurde bis auf Alarmstufe 7 erhöht – die höchste mögliche Alarmstufe für die Wiener Feuerwehr ist Alarmstufe 9.
Dachstuhl stürzte ein
Gegen 2.30 Uhr stürzte der Dachstuhl ein. Dadurch konnte zwar die enorme Hitze im Gebäudeinneren entweichen, der starke Westwind trieb aber bis zu faustgroße Glutstücke in Richtung Innenstadt. Die Feuerwehrleute versuchten mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern, dass sich der Brand auf den Prunksaal der Nationalbibliothek, die Schatzkammer und auf die Spanische Hofreitschule ausbreitet. Auch naheliegende Häuser waren durch den Funkenflug gefährdet.
Zahlreiche Gebäude der Innenstadt waren durch den massiven Funkenflug gefährdet.
10.000 Bücher in Sicherheit gebracht
Kurz nach 3 Uhr ordnete der damalige Leiter der Hofreitschule an, die Pferde in Sicherheit zu bringen. 69 Lipizzaner wurden zum Teil mithilfe von Passanten aus der Gefahrenzone und in den Volksgarten gebracht, 240 Polizisten bildeten eine Kette und schafften mehr als 10.000 wertvolle Bände aus der Nationalbibliothek. Gegen 6 Uhr Früh war der Brand weitgehend unter Kontrolle, offizielles „Brand aus“ wurde einen Tag später, am 28. November um 8.15 Uhr gegeben.
Im Einsatz waren in Summe fast 400 Feuerwehrleute mit etwa 50 Fahrzeugen aus dem gesamten Stadtgebiet. Unterstützung bei der Hofburg bekamen sie von den Freiwilligen Feuerwehren aus dem angrenzenden Niederösterreich. Weitere Freiwillige Feuerwehren aus Wien und Niederösterreich besetzten die verwaisten Wiener Feuerwachen. Geschätzte zwei Millionen Liter Wasser wurden zum Löschen benötigt. Bei dem Einsatz wurden zwölf Feuerwehrleute verletzt. Die Brandursache konnte nie vollständig geklärt werden.
Schaden: 840 Millionen Schilling
Die Kosten für die Restaurierung des Gebäudeteils beliefen sich auf insgesamt 840 Millionen Schilling (61 Mio. Euro). Erst fünf Jahre später, im Oktober 1997, konnten die Redoutensäle wieder eröffnet werden.
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