Ausstellung zum „Mistapostel“ in Längenfeld

Foto: Josef Löwy

Vor 120 Jahren starb der Priester Adolf Trientl. Im Heimat- und Freilichtmuseum Lehn bei Längenfeld ist dem bemerkenswerten Mann noch bis Ende Oktober eine kleine Ausstellung gewidmet.

In Lehn treffen die Zitate Trientls auf „materielle Zeitgenossen“: Werkzeuge und Einrichtungen sowie die Gebäude im Dorf und am Bach sind Teile der bäuerlichen Kultur, die er beschreibt, lobt oder auch kritisiert. Ganz selbstverständlich lassen sich die Ausführungen des „Mistapostels“ im Museum verorten.

„Denkt man bei der Bildung und Erziehung nur an die Knaben, macht man eben nur eine halbe Arbeit.“

Vor 200 Jahren, am 26. August, wurde Trientl im Ötztal geboren, er wird als der erste Erwachsenenbildner Tirols bezeichnet. Adolf Trientl war ein hochgebildeter Mann. Besonders setzte er sich für eine sorgfältige Schulbildung von Mädchen ein, denn „das Mädchen verdiene den Unterricht so gut wie der Knabe“.

Er arbeitete auch mit den Bauern und teilte ihr Leben. Ganz Tirol durchwanderte er als der erste Erwachsenenbildner, um sein Wissen weiterzugeben, etwa auch, was Hygiene oder den gesunden Umgang mit Lebens- und Nahrungsmitteln betraf.

Der Erste ist oft auch der Beste

Trientl schreibt in seiner Autobiographie selbst, dass er der erste Wanderlehrer in Österreich gewesen ist. Und wie es bekanntlich heißt, ist der erste oft auch der größte. Er schrieb, dass seine erste Reise durch das Land wirklich eine Art Triumphzug war. Doch geht man den Zeitungsbänden seiner Zeit nach, ist das eine pure Übertreibung. Es folgten noch drei große, über Monate dauernde Reisen und viele kleine.

Oft wurde er angepöbelt, dass er als Priester eine äußerst seltsame Christenlehre verbreite. Es sei doch ganz unter seiner Berufung, dass er sich mit so schmutziger Sache wie Mist und Jauche befasse. Seinen eher weniger charmanten Namen „Mistapostel“, unter dem er in ganz Tirol bekannt ist, gaben ihm seine geistlichen Mitbrüder, weil sie ihm seinen Ruhm neideten. Trientl galt als Liberaler. Dieser Ausdruck war damals für einen katholischen Priester ein ziemlich brutaler Vorwurf. Er hätte diese politischen Auseinandersetzungen sicher nicht so unbeschadet überstanden, wäre er fachlich nicht so gut gewesen.

Ohne Fleiß kein Preis

Trientls umfassendes Wissen kostete ihn allerdings auch einen langen Weg. Er absolvierte das Gymnasium in Hall. Im Jahr 1835 trat er in Graz in den Jesuitenorden ein, 10 Jahre später wurde er dann in Innsbruck zum Priester geweiht. Anschließend war er in einem adeligen Konvikt in Lemberg Lehrer für Mathematik und Physik. Von 1851 bis 1856 war er Gymnasialprofessor in Feldkirch und inzwischen aus dem Jesuitenorden ausgetreten. Darauffolgend verbrachte er in Obergurgl sieben Jahre als Kurat. Von dort aus schrieb er seine ersten landwirtschaftlichen Briefe. Ebenso begann er dort sein Wissen in Mathematik, Physik und Chemie in die Praxis umzusetzen. Die restliche Zeit seines Lebens war er der unbestrittene geistige Wegbereiter des landwirtschaftlichen Fortschrittes.

Seine ersten Lehrfahrten finanzierte Carolina Augusta, Witwe nach Franz I. Ab 1871 war Triendl dann der Inhaber eines gut dotierten Benefiziums und damit finanziell sowie geistig unabhängig.

Für seine Bemühen soll man auch belohnt werden

Adolf Trientl wurde 1865 mit dem goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet, 1962 wurde im Innsbrucker Stadtteil Roßau auf Antrag der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer, die an dieser Straße ihr Schulungsheim hat, die Trientlgasse benannt. Ebenso erschien auf Anregung von Franz Fischler vor 25 Jahren das Buch der „Mistapostel“ – der Herausgeber war Winfried Hofinger.

Kurz nach seinem Tod erhält er an der Außenmauer seiner Taufkirche in Ötz ein schönes Marmordenkmal: „… Dem verdienstvollen Vorkämpfer für landwirtschaftlichen Fortschritt.“

Genauere Details zur Ausstellung:

Zu sehen ist die Ausstellung „MISCHT“ noch bis 31. Oktober 2017,
jeweils von Montag bis Freitag 10–12 Uhr und von 14–17 Uhr
sowie am Sonntag von 14–16 Uhr.
www.oetztal-museum.at

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