Fronleichnam: Die Gegenwart Jesu Christi in Brot und Wein

Fronleichnam hat in Tirol eine große Tradition | Foto: Diözese Innsbruck
  • Fronleichnam hat in Tirol eine große Tradition
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Die Geschichte des Fronleichnamsfests reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. In Innsbruck hat die Landesprozession Tradition. Sie führt aktuell vom Innsbrucker Dom zur Basilika Wilten. Eine längere Tradition pflegt die Landschaftliche Pfarre Mariahilf, die heuer ein großes Jubiläum feiert. Dort fand vor 250 Jahren, am 19. Juni 1767, die erste Fronleichnamsprozession statt.

Jubiläumsprozession von St. Nikolaus nach Mariahilf

Vor 250 Jahren fand in Innsbruck-Mariahilf die erste Fronleichnamsprozession statt. Aus der mittelalterlichen Schaufrömmigkeit erwachsen, wurde der „feierliche Umgang“ nach innen zu einer Selbstdarstellung der Gemeinde und der Stadt. Nach außen hin grenzte man sich gegenüber den Protestanten ab.
In dieser 250-jährigen Geschichte war die Mariahilfer Prozession viele Jahre lang auch die eigentliche „Landesprozession“, an der Vertreter des Landes und der Gemeinderat Innsbrucks teilnahmen ... Die Mariahilfkirche war auch lange Zeit die Universitätskirche.

Über die erste Prozession am 19. Juni 1767, sie dauerte drei Stunden, heißt es in der Pfarrchronik von Hötting: „Es begleiteten auch die Procession einige Cavalliere und Damen nebst den Zünften mit ihren schönen Fahnen der Zahl nach 10, der äußere Stattrat von 12 Persohnen in schwarzer Kleidung und sehr zahlreiche Volk sowohl Mans- als weiblichen Geschlechts. Voran giengen die Stattschuelkinder mit ihren Standarten und 3 Geistlichen, denen die Zünfte folgten …“

Die nunmehr 250. Fronleichnamsprozession von Innsbruck-Mariahilf wird am Donnerstag, 15. Juni, gemeinsam mit der Pfarre St. Nikolaus abgehalten. Um 9 Uhr beginnen die Feierlichkeiten mit der Eucharistiefeier in der Pfarrkirche St. Nikolaus. Anschließend folgt die Fronleichnamsprozession nach Mariahilf. Die Altäre werden aufgebaut beim Haus St Josef am Inn, am Hans-Brenner Platz, beim Wach-Kreuz auf der Innsbruck und abschließend bei der Pfarrkirche Mariahilf.
Es folgt der Landesübliche Empfang vor der Mariahilfkirche. Im Anschluss sind alle Mitfeiernden zum einem gemütlichen Beisammensein beim Fronleichnamsfestl im Pfarrgarten Mariahilf eingeladen.
Bei Schlechtwetter findet um 9 Uhr ein gemeinsamer Gottesdienst der beiden Pfarren in Mariahilf statt!

Tiroler Landesprozession vom Innsbrucker Dom zur Basilika Wilten

Zum dritten Mal führt die traditionelle Tiroler Landesprozession vom Innsbrucker Dom zu St. Jakob bis zur Basilika Wilten. Sie wird in Zusammenarbeit der Dompfarre St. Jakob mit der Stiftspfarre Wilten und der Pfarre Heilige Familie Wilten-West gestaltet.

Der Gottesdienst im Dom mit Diözesanadministrator Jakob Bürgler, Abt Raimund Schreier und Propst Florian Huber beginnt um 8 Uhr.
Der Weg der Prozession führt über folgende Stationen, an denen Altäre errichtet werden: Annasäule, Landhausplatz, Seniorenresidenz Veldidenapark und Basilika Wilten

Mit den Gläubigen werden Traditionsverbände, Vertreter der Ritterorden, der katholischen Studentenverbindungen sowie zahlreiche VertreterInnen von Politik und Wirtschaft am Gottesdienst und an der Prozession teilnehmen. Die Wiltener Musikkapelle wird die Prozession musikalisch begleiten.
Im Anschluss an die Prozession sind alle TeilnehmerInnen zu einem Fest beim Bartlmä-Kirchlein auf dem Gelände des Stiftes Wilten eingeladen.
Bei Absage der Prozession findet im Anschluss an die Feier der Hl. Messe mit einem Altar im Dom der landesübliche Empfang auf dem Domplatz statt. Busse stehen dann für den Transport zum Bartlmä-Kirchlein zur Verfügung.

Die geschichtlichen Wurzeln des Fronleichnamsfestes

Die Geschichte des Fronleichnamsfests reicht bis ins Mittelalter zurück. Zu Fronleichnam bezeugen Katholiken ihren Glauben an die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Das Wort "Fronleichnam" leitet sich vom mittelhochdeutschen "vron", das heißt "Herr", und "lichnam", also "lebendiger Leib", ab und bedeutet "Lebendiger Leib des Herrn". In den Prozessionen wird die konsekrierte Hostie in einem Schaugefäß, der Monstranz, mitgetragen.
In Österreich und in mehr als einem Dutzend anderer Länder - darunter Portugal, Brasilien, Polen, Kroatien und mehrere deutsche Bundesländer - ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Zu den festlichen Umzügen der Pfarren in Österreich werden wieder mehr als zwei Millionen Gläubige erwartet.

Univ.-Prof. Roman Siebenrock: „Prozession stellt ein öffentliches Versprechen dar“
Wie zeitgemäß sind Prozessionen? Ist eine solche Selbstdarstellung heute noch zeitgemäß? Können wir diese aber noch im Glauben mittragen und daher auch erneuern?

Mit diesen Fragen setzte sich der Innsbrucker Theologe Univ.-Prof. Dr. Roman Siebenrock vor kurzem anlässlich des Jubiläums im Pfarrsaal Mariahilf auseinander.
Siebenrock: „Die Prozession stellt ein öffentliches Versprechen dar, in dem die Gehenden sagen, wer sie sind, woran sie sich letztlich ausrichten und wie sie sich zu den anderen verhalten, was also die anderen von ihnen erwarten können. Die Gegenwart Christi, die sichtbar im Zeichen des Brotes feierlich gezeigt wird, ist weder auf den Tabernakel, noch auf die Kirche begrenzt.“

Siebenrock weiter: „Aus diesem Grund macht die Prozession ausdrücklich die Christusgegenwart sichtbar; und sie sollte sie sichtbar machen an Orten, an denen wir es nicht vermuten.

In der Prozession wird also sichtbar, dass wir unterwegs sind. Volk Gottes auf dem Weg durch die Geschichte. Wenn wir dabei Christus zeigen, dann sagen wir, wer wir sind. Wir werden, was wir essen und wir empfangen, was wir sind: Leib des Herrn.“
Siebenrock abschließend: „Immer überschreitet die Prozession die Kirchenmauern und Gemeindegrenzen; aber auch die Grenzen des Menschen, ja die Grenzen unserer Erde, selbst unserer Galaxie. Weil Gott nicht unser Eigentum und Christus in verschiedener Weise überall gegenwärtig ist, ermutigt uns die Prozession, seine Gegenwart zu zeigen, wenn wir Altäre bauen und den Segen spenden. Bei den Armen, im dankbaren Lobpreis, in den Kranken und Sterbenden, im selbstlosen Dienst, in der Freundschaft und im seligen Verstummen vor dem alle Wirklichkeit durchdringenden und tragenden Gegenwart des seligen Geheimnisses Gottes.“

Den Vortrag von Univ.-Prof. Roman Siebenrock im Wortlaut finden Sie HIER.

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