Land Tirol ehrt Jakob Bürgler für besondere Verdienste

(v. li.): Manfred Scheuer, LH Kompatscher, Jakob Bürgler, LH Platter, Hermann Glettler, Alois Kothgasser. | Foto: Land Tirol
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INNSBRUCK (KAP). Der frühere Innsbrucker Diözesanadministrator und nunmehrige Bischofsvikar Jakob Bürgler ist mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet worden. Er habe in der schwierigen Übergangszeit von fast zwei Jahren "hervorragende Leitungsarbeit mit Feinfühligkeit und Engagement" in der Diözese Innsbruck geleistet, würdigte Landeshauptmann Günther Platter bei einer Feier am Dienstagabend im Riesensaal der Innsbrucker Hofburg den Geistlichen, der die Diözese in der Zeit des Wechsels von Bischof Manfred Scheuer nach Linz bis zur Bischofsweihe von Hermann Glettler am 2. Dezember 2017 geleitet hatte.

Bürgler, geboren 1967 in Lienz, studierte in Innsbruck Theologie, lebte ein Jahr lang bei der ökumenischen Communaute de Taize in Frankreich und wurde dann 1994 von Bischof Reinhold Stecher zum Priester geweiht. Er war Seelsorger in Längenfeld und Hall in Tirol, Pfarrer in St. Martin in Wängle und Pfarrmoderator in Lechaschau, ehe ihn Bischof Manfred Scheuer 2005 zum Generalvikar der Diözese bestellte. Er war zudem geschäftsführender Vorsitzender des Priesterrates, Mitglied u.a. des Pastoralrates und Herausgeber der Kirchenzeitung "Tiroler Sonntag". 2007 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. den Ehrentitel "Monsignore".

Nach 23-monatiger Tätigkeit als Diözesanadministrator wurde Bürgler im Jänner vom neuen Innsbrucker Bischof zum Bischofsvikar für missionarische Pastoral ernannt. Diese Seelsorge bemühe sich besonders "um Berührungspunkte mit Menschen, denen der christliche Glaube fern ist oder die diesem ablehnend gegenüberstehen", hob Platter in der Laudatio anerkennend hervor. Bürgler sei eine "Tiroler Priesterpersönlichkeit, die sich durch menschliche Größe und Tiefe geistliche Verwurzelung auszeichnet" und für das Land schon bisher "segensreich" gewirkt habe. Auch die Bischöfe Hermann Glettler, Manfred Scheuer und Alois Kothgasser nahmen an der Zeremonie teil und gratulierten Bürgler.

Das Land Tirol zeichnet jedes Jahr zum Todestag von Andreas Hofer - dem 20. Februar - verdiente Persönlichkeiten für ihren Einsatz aus. Das Ehrenzeichen, das am Dienstag von Landeshauptmann Platter gemeinsam mit seinem Südtiroler Amtskollegen Arno Kompatscher überreicht wurde, erinnert in seinem Aussehen an die Ehrenkette, die der Tiroler Freiheitskämpfer nach der Bergisel-Schlacht 1809 vom Kaiser der Habsburgermonarchie erhielt.

Schwestern im Einsatz für Leprakranke und Kosovo

Unter den zwölf Ausgezeichneten dieses Jahres sind neben Bürgler noch weitere kirchliche Persönlichkeiten, wie etwa die Ordensfrauen Sr. Johanna Schwab und Sr. Marianne Stöger. Die aus dem Tiroler Oberland stammende Schwab ist Mitglied der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul und wirkte 40 Jahre lang in einem Kärntner Kinderheim.

Nach ihrer Pensionierung begann sie, unterstützt vom Bundesheer und Spendern aus Österreich, mit vielfältigen humanitären Hilfen für Kinder im Kosovo, woraus das Friedensprojekt "Children of Kosovo" entstand. Bestandteile der Arbeit waren u.a. multiethnische Sportwochen und Fußballturniere, der Aufbau einer technischen Schule nahe der Stadt Suhareka oder auch Wohncontainer-Quartiere für obdachlose Familien. Sr. Johanna wurde mehrfach geehrt, u.a. mit dem Greinecker-Seniorenpreis 2005 und dem Ehrentitel Oberstleutnant.

Die ebenfalls ausgezeichnete Sr. Marianne Stöger aus Matrei am Brenner war früher gemeinsam mit Sr. Margit Pissarek Lepra-Krankenschwester in Südkorea. Die Ordensfrau aus der Gemeinschaft der Christkönigsschwestern pflegte 43 Jahre lang Leprakranke der koreanischen "Aussätzigeninsel" Sorokdo, wo die Patienten, die allesamt von der Krankheit schwer gezeichnet und völlig verarmt waren, anfangs aus Angst vor Ansteckungsgefahr - medizinisch jedoch unbegründet - hinter Stacheldraht isoliert lebten und nicht einmal zu Ärzten Kontakt hatten. Rund 6.000 Erkrankte lebten auf der Insel und wurden von den Ordensfrauen gepflegt.

Die österreichischen Krankenschwestern - von den Leprakranken "Großmütterchen" genannt - schlichen jeden Morgen gegen Sonnenaufgang, wenn sie selbst noch nicht unter Beobachtung standen, in die Baracken der Inselbewohner, fütterten die Kranken mit warmer Milch und behandelten die Bettlägrigen mit bloßen Händen. Mit ihrem eigenen Geld bezahlten sie eine neue technische Ausrüstung, ließen ausländische Ärzte einfliegen und sammelten Spenden und Medikamente aus Österreich, wann immer es ging, hieß es in der Laudatio. Mit der Zeit bauten sie eine zeitgemäße Leprastation mit Krankenhaus und Pflegetrakt auf und konnten die Zahl der Neuerkrankungen deutlich senken, finanziell unterstützt u.a. durch die Katholische Frauenbewegung.

Auch Sr. Stöger wurde schon vor der nunmehrigen Tiroler Ehrung in ihrem Einsatzland mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit der südkoreanischen Nationalmedaille 1996, dem hochangesehenen Ho-Am-Preis für Gemeinschaftsdienst 1999 sowie schließlich 2016 mit dem Manhae-Preis für soziales Handeln, den zuvor u.a. die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi, der Dalai Lama oder Nelson Mandela erhielten.

"Soziales Gewissen Südtirols"

Unter den weiteren mit dem Tiroler Ehrenzeichen Gewürdigten waren neben Elisabeth Grassmayr, Seniorchefin der Glockengießerei Grassmayr, und dem Schauspieler und "Jägerstätter"-Titeldarsteller Gregor Bloeb auch der Priester Josef Stricker, geistlicher Assistent des Katholischen Verbandes der Werktätigen in Südtirol. Der aus einer Vinschgauer Bauernfamilie stammende Geistliche wurde nach dem II. Vaticanum in der Bozener Industriezone "Arbeiter, blieb aber Priester" und war über 26 Jahre lang hauptamtlich Gewerkschafter, der durch "klare, scharfe Wortmeldungen" auffiel. Auch heute noch sei er "eine Autorität, die das soziale Gewissen Südtirols verkörpert", hob Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher hervor.

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