Innsbrucks liegengelassenes Potential

Das Siebenkapellen-Areal steht unter strengem Denkmalschutz. Die Nachnutzung als Schulgebäude ist schon seit Jahren Thema.
14Bilder
  • Das Siebenkapellen-Areal steht unter strengem Denkmalschutz. Die Nachnutzung als Schulgebäude ist schon seit Jahren Thema.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

INNSBRUCK. Die Straßenbahnlinie 6, die Weiherburg, das Siebenkapellen-Areal, das alte Schulgebäude in der Kiebachgasse und die Rotunde – eines haben sie alle gemeinsam: Entweder stehen sie schon seit Jahren ungenutzt und verlassen oder sie sind bei der Bevölkerung und den Touristen kaum bis wenig bekannt. Dabei hätten sie aus historischen oder geografischen Gründen das Potential, zum Besuchermagneten zu werden.
Zu wenig Vermarktung, zu wenig Geld oder strenge Auflagen des Denkmalschutzes: Die Liste der Gründe, warum diese bedeutenden Sehenswürdigkeiten in Vergessenheit geraten, ist vielschichtig und lang. Das STADTBLATT hat sich angesehen, warum sie im Dornröschenschlaf versinken.

Linie 6

Die Innsbrucker SPÖ hat sich als Verfechter der Linie 6 (Igler-Bahn) verschrieben und das Thema im Sommer erneut aufs Tapet gebracht. Die Straßenbahn soll künftig in verkürzten Intervallen laufen. Für Helmut Buchacher (SPÖ-Gemeinderat) zeugt dies von einer vergeudeten Chance und bedeutet den "schleichenden Tod" der Linie. Er zieht Parallelen mit der erfolgreichen Zillertalbahn und meint: "Es braucht eine Vision auch für die Straßenbahnlinie 6." Gemeinsam mit einem Experten (der ehemalige Chef der Salzburger Lokalbahnen) wird eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die das Potential, Möglichkeiten (z. B. Verlängerung der Bahn bis Tulfes, Integration in das Radwegenetz etc.) und Finanzierung untersuchen soll. "Ich hoffe, dass wir eine umfassende Idee noch heuer präsentieren können", so Buchacher.

Kiebachgasse 10

Inmitten der Altstadt gibt es ein verlassenes, denkmalgeschütztes Gebäude, welches der Stadt gehört. Das dreistöckige Gebäude beheimatete einst die Theresianische Normalschule. Die Klingeln sind ausgerissen, die Fenster in den oberen Stockwerken verstaubt. Ab und an werden angemeldete Touristengruppen in den schönen Innenhof gelassen. Einzig im Erdgeschoss ist noch Leben: Hier ist ein Schlüsseldienst untergebracht. Die Innsbrucker Immobiliengesellschaft verwaltet das Gebäude. GF Franz Danler meint: "Kürzlich wurde eine bauhistorische Untersuchung durchgeführt", diese soll klarstellen, welchen genauen kulturhistorischen Wert die ehemalige Schule hat. Er betont, dass es keine konkreten Pläne für eine Weiterverwertung gäbe, fügt aber hinzu: "Es ist zumindest ein Schritt, um zu wissen, was die richtige Nutzung für das denkmalgeschützte Gebäude wäre."

Weiherburg

Seit der Hausmeister in Rente gegangen ist, wirkt die Weiherburg neben dem Alpenzoo etwas verlassen. In der Weiherburg befinden sich Büros des Alpenzoos und eine Burgschenke. Man kann die Räumlichkeiten für kleine Feiern und Hochzeiten anmieten, aber für die Öffentlichkeit ist sie nicht zugänglich. Auch hier ist die IIG Verwalter des Gebäudes. IIG-GF Danler: "Es gab Überlegungen, hier ein Museum zu errichten, aber es muss was Stimmiges sein." Man kann sich künftig eine engere Zusammenarbeit mit dem Alpenzoo vorstellen, um die Räumlichkeiten mehr zur Geltung kommen zu lassen.

Siebenkapellen-Areal

Das letzte große "Happening" im Siebenkapellen-Areal – direkt in der Nachbarschaft des Zeughauses – fand vor zwei Jahren im Rahmen des Projektes "ver_ortete Geschichten" statt. Schon damals war die Rede davon, dass das jahrelang brachliegende Areal für eine Schule zur Verfügung gestellt werden soll. Die Burghauptmannschaft – Verwalter des Areals – gibt die gleichen Auskünfte auch Jahre später: Man sei in intensiven Gesprächen mit der Schule. Die Verzögerung wird vom Burghauptmann Reinhold Sahl mit der "Vielschichtigkeit" der Verhandlungen erklärt. Konkret ist aber nichts, denn über Finanzielles wird noch nicht geredet.

Rotunde

Auch die Rotunde an der Mühlauer Brücke steht seit Jahren leer. Erst Bürgerbeteiligung, dann großes Schweigen. Besitzer ist das Land Tirol. Aus der Liegenschaftsverwaltung kommt die Auskunft: Es werden nur die notwendigsten Sanierungen durchgeführt, um das Gebäude vor einem Einsturz zu sichern. Nur um die Grundstruktur zu sanieren, bräuchte es zwei Millionen Euro. Die Gespräche zwischen Stadt und Land – man wolle ein gemeinsames Projekt verwirklichen – seien schleppend und die Pläne stehen still. Auch die Parkplatzsituation kommt noch erschwerend hinzu. Konkretes gibt es erstmal auch in dieser Angelegenheit nicht.

Und: Die Redakteurin hat dazu auch einen Kommentar geschrieben: 
Revitalisierung: ein Teufelskreis

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

4 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:
Christina Holaus (re.), Geigenbauerin aus der Wildschönau, zu Gast bei Redakteur Thomas Geineder im TirolerStimmen-Podcast. | Foto: BB Tirol
2

TirolerStimmen-Podcast
Wie baut man eigentlich eine Geige?

In der 89. Folge ist Christina Holaus, Geigenbauerin aus der Wildschönau, zu Gast und beantwortet die brennendsten Fragen rund um das Thema Geigenbau. Aus welchem Holz werden Geigen gebaut, wie wird man Geigenbauerin und auf was kommt es bei einer Geige an? All das erfährst Du im musikalischen Gespräch. TIROL. "Back to the roots" heißt es für die Geigenbaumeisterin Christina Holaus, wenn sie ihren Schüler*innen in der Geigenbauschule Mittenwald das Geigenbauen beibringt: "Es ist bei mir selber...


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.