Tiroler Unternehmen sind auf vergleichsweise niedrigem Digitalisierungsniveau – mit Video

ie Tiroler Unternehmen sehen optimistisch in die digitale Zukunft: Michael Unterweger (Obmann gewerbliche Dienstleister und Initiator des Digitalisierungsbarometers) und die IT-Experten Barbara M. Thaler (WK-Vizepräsidentin) und Christoph Holz (Obmann der Tiroler IT-Unternehmen). | Foto: WKT
  • ie Tiroler Unternehmen sehen optimistisch in die digitale Zukunft: Michael Unterweger (Obmann gewerbliche Dienstleister und Initiator des Digitalisierungsbarometers) und die IT-Experten Barbara M. Thaler (WK-Vizepräsidentin) und Christoph Holz (Obmann der Tiroler IT-Unternehmen).
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INNSBRUCK (cia). Erstmals hat die Wirtschaftskammer Tirol eine Befragung der Unternehmer in Bezug auf die Digitalisierung ihrer Betriebe durchgeführt. Das 1. Tiroler Digitalisierungsbarometer soll einen Querschnitt durch die Tiroler Untehmenslandschaft bieten und als Benchmark sowie Wegweiser in die digitale Zukunft bilden. "Eine Zukunft, die schon längst begonnen hat", wie Michael Unterweger, Obmann der gewerblichen Dienstleister und Initiator des Digitalisierungsbarometers, festhält. Beim "Digitalisierungsgrad" liegt Tirol hinter internationalen Werten zurück, dennoch sehen die Unternehmen große Chancen in der Zukunft.

Das Barometer soll helfen, Entscheidungsgrundlagen für zukünftige Investitionsentscheidungen zu schaffen. Es hat aber auch eine politische Dimension. „Den politisch Verantwortlichen wird damit eine Faktenbasis zur Verfügung gestellt, um die richtigen Entscheidungen für die Schaffung der richtigen digitalen Rahmenbedingungen für unseren Standort zu schaffen“, erklärt Unterweger.

Ergebnisse der Erstbefragung

  • Die Hälfte der Befragten empfindet die Digitalisierung als Chance für den Betrieb, nur 16 % sehen pessimistisch in die Zukunft.

  • 28 % der Befragten haben sich bislang mit dem Thema auseinandergesetzt.

  • 60 % der Unternehmen geben an, mit dem Thema alleine zurecht zu kommen.

  • Der Fokus bei jenen, die Unterstützung in Anspruch nehmen möchten, liegt im Onlineauftritt und in der Onlinewerbung (52 %) sowie bei branchenspezifischer Software 
(43 %). 40 % sehen Unterstützungsbedarf bei Rahmenbedingungen (rechtliche Aspekte, Kommunikation, Umgang mit Daten). Die Anforderungen an die Arbeitswelt spielen mit 27 % eine vergleichsweise geringe Rolle.

  • Besonders stark wird der buchhalterische Bereich genutzt (85 % Onlinebanking, 41 % elektronische Rechnungen) – damit sind die Tiroler Betriebe im Österreichvergleich Vorreiter.

  • 24 % der Daten befinden sich in einer Cloud.

  • 34 % des Werbebudgets werden online ausgegeben. Auf der anderen Seite werden nur 10% des Absatzes online abgewickelt und nur jeder fünfte Neukunde online akquiriert.

  • 14 % geben an, keine Website zu haben.

  • 16 % der Kunden werden mit einer CRM-Software gemanagt.

  • Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter haben digitale Basiskenntnisse, ein Drittel der Mitarbeiter haben branchenspezifische digitale Kenntnisse.

  • Ein Viertel der Kundenkontakte findet digital (d.h. Onlinetelefonie, Social Media oder Chats) statt.

  • Veränderungen bei Produkten (17 %) und der Prozesse (16 %) werden im österreichischen Vergleich verhalten dargestellt.

  • Der Gesamtdigitalisierungsgrad liegt derzeit bei 31 %, womit die Tiroler Unternehmer 8 % unter vergleichbaren Studien im deutschsprachigen Raum liegen.

„Unterm Strich“, so Obmann Michael Unterweger mit Blick auf das Ergebnis des 1. Digitalisierungsbarometers, „sehen die Tiroler Betriebe von einem vergleichsweise niedrigen Digitalisierungsniveau optimistisch in die digitale Zukunft – ohne sich bisher jedoch ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben.“ „Der digitale Motor fährt derzeit im niedrigen Drehzahlbereich. Es ist Zeit den Turbo zu starten“, blickt Unterweger optimistisch in die digitale Zukunft Tirols.

Keine Naturgewalt, sondern Chance

Der digitale Wandel ist für die Experten Barbara M. Thaler und Christoph Holz keine Zukunftsmusik. „Wir stecken schon mitten drin in dieser Veränderung, die alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche betrifft“, hält Thaler fest und ist in ihrer Arbeit bestrebt, den Unternehmen die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen. „Ich mache den Unternehmen vielmehr Mut zur Fokussierung und damit Mut zur Lücke. Wir können nur mithalten, wenn wir Freiraum schaffen für neue Produkte, für neue Dienstleistungen, für außergewöhnliche Ideen.“ Für die WK-Vizepräsidentin hängt sehr viel von der Veränderungsbereitschaft der Unternehmer und Unternehmerinnen ab. Digitalisierung ist kein Trend, der wieder vorbeigeht. „Deshalb kann man auch nicht einfach abwarten und nichts tun. In diesem Sinne ist es also nie zu spät, damit anzufangen sich mit dem Veränderungstreiber Digitalisierung auseinanderzusetzen.“

Als Obmann der Tiroler IT-Wirtschaft hat Christoph Holz ebenfalls tiefen Einblick in die Veränderung – und die Möglichkeiten durch die Digitalisierung. Für Holz ist sie keine „Naturgewalt“, sondern eine Chance, die gestaltet werden muss. „Digitalisierung geht uns alle an. Sie wird von Menschen für Menschen gemacht. Damit auch die nächsten Generationen in Tirol gut leben und wirtschaften können. Mit weniger geben wir uns nicht zufrieden.“ Gleichzeitig warnt Holz aber auch davor, die Digitalisierung vollends zu überschätzen. „Wir brauchen einen Plan – gestalten kann man den Prozess nur gemeinsam. Die Erfindung der Waschmaschine hat der Gesellschaft und der Wirtschaft mehr gebracht als das Internet“, so der IT-Experte. Frauen wurden seinerzeit durch Waschmaschine & Co. im Haushalt "entlastet" und konnten verstärkt in den Arbeitsmarkt einsteigen. "Eine Revolution", so Holz, "die das Internet nicht zustande gebracht hat."

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