Der stille Maler Erwin Reisner
Ein „Amerikaner“, der sich seinen Künstler-Traum im Südburgenland erfüllt.
Erwin Reisner, 1947 in New York geboren, gehört zu den letzten Rückwanderern, für die sich der amerikanische Traum nicht erfüllt hat.
JENNERSDORF (ps). Mit elf Jahren kam er mit seinen Eltern nach Jennersdorf zurück. Der Bub integrierte sich rasch, man erkannte sein Talent und es wurde ihm eine vollständige Kunst-Ausbildung zuteil, zuerst in der Ortweinschule in Graz, darauf folgend auf der Kunstakademie am Schillerplatz.
Lehrer und Künstler
Als Broterwerb nahm er den Beruf eines Kunsterziehers an, nebenher widmete er sich jedoch mit großem Charisma seinem künstlerischen Schaffen. Es erstreckte sich über grafische und angewandte Techniken bis zur Ölmalerei, der er sich zunehmend widmet.
Dem eigenen Ich treu geblieben
Er, der sich in vielen Stilrichtungen versucht hat, ist immer noch derselbe unverkennbare Erwin Reisner geblieben.
Er ist ein guter Zeichner, und die Zeichnung bildet stets den Ausgang seiner Bilder. Die drahtig gesetzten Striche werden auch mit dem Pinsel weitergeführt. Gegenstände und Körper werden oft zerschnipselt, verfremdet, zermalt und überlagert. Die Figuren nehmen aber bei längerem Hinsehen wieder die ursprünglichen Gestalten an und kommen einem derart sehr angenehm entgegen. Die Arbeiten, manchmal absolut gegenständlich, dann wieder absolut abstrakt, sind nie langweilig und haben in den letzten Jahren an Kraft und Farbüppigkeit gewonnen.
In den Wurzeln liegt die Kraft
Die Kontakte zu den benachbarten Neumarkter Künstlern wie Martha Jungwirt, Johannes Wanke oder Feri Zotter lassen sich nicht verleugnen. Wer als Künstler mit Johannes Wanke vor dessen Bildern mit schwarzen Himmeln Rotweinabende verbracht hat, wer Martha Jungwirts vielschichtig projizierte Gestalten kennt und wer von Feri Zotters ziselierter Pflanzenwelt fasziniert ist, muss dies jedenfalls reflektieren, bewusst oder unbewusst.
Die Anregungen holt sich Reisner aus der direkten Umwelt: einmal der Garten, dann die Nachbarn oder auch die Schüler seiner Schule, manchmal die Geschichte. Neben vielen Ausstellungen sind die blutroten Arbeiten über die Hexen in Riegersburg durchaus in Erinnerung geblieben.
Zurzeit „hängt“ eine Ausstellung im Gasthaus zum alten Weinstock in Rudersdorf, die eine Bilderauswahl aus den letzten Jahren bietet: Haydn und Mozart, Natascha Kinski, Kräuterhexen, Landschaften, eine Abwäscherin, eine Jetztzeitbäuerin im Bikini usw. Bemerkenswert ist auch ihr Preis: Die Bilder sind, obwohl Meisterwerke, um 300 bis 700 Euro für jedermann erwerbbar.
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