Justizwache: Mehr als eine Schlüsselfunktion?
Menschlich bleiben, aber doch bestimmt: Diese Gratwanderung bewältigen Justizwachebeamte jeden Tag. Die bz besucht Sandra S. in der Justizanstalt Josefstadt.
JOSEFSTADT. Seit 2014 ist Sandra S. bei der Justizwache in der Josefstadt und hat bis jetzt noch keinen Tag erlebt, der wie der andere war. Für sie war schon früh klar, was sie einmal werden will: "Mein Vater ist bei der Polizei und ein Bekannter ist bei der Justizwache. Da konnte ich mich schon früh informieren", so die Beamtin. Wie der Alltag letzten Endes aussieht, hat sie allerdings nicht geahnt. "Natürlich hat man eine gewisse Vorstellung, aber der Job als Justizwachebeamtin ist um einiges umfangreicher, als ich geglaubt habe." Die Arbeit umfasst nämlich weit mehr, als jeden Tag den Schlüssel zu drehen. Beim Umgang mit den Insassen setzt man auf Kommunikation, nicht auf den Stock am Gürtel. "Man muss menschlich bleiben, lernen, wie man am besten mit den Insassen umgeht. So lassen sich viele Konflikte vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen", erklärt die Beamtin. Dann verlaufe der Tag auch weit ruhiger, als man in so manch dramatischer Dokumentation aus den USA zu sehen bekomme.
Laufende Ausbildung
Mit vier Jahren Dienst ist sie noch relativ frisch bei der Justizwache und übernimmt viele Aufgaben. "Vorführen bei Gericht, Betreuung der Insassen – ich mache eigentlich alles." Gerade deswegen schätzt sie den Beruf. Bei all den Aufgaben bekommt man den Eindruck, dass es schwierig mit der Planung der weiteren Laufbahn wird. Sandra S. weiß aber jetzt schon genau, worauf sie sich spezialisieren möchte. "Ich will mit Jugendlichen arbeiten. Die Insassen sind zwischen 14 und 18 Jahre alt, und das ist auch im zivilen Leben ein schwieriges Alter." Mit Seminaren und Weiterbildungen innerhalb der Justizwache wird sie darauf vorbereitet. "Wir haben unzählige Seminare, die wir belegen können, da hört die Ausbildung eigentlich nie auf", lacht Sandra S.
Arbeit bleibt Arbeit
Trotz aller Begeisterung für die Justizwache gilt es, die Arbeit in der Justizanstalt zu lassen. "Wenn man frisch von der Ausbildung kommt, nimmt man noch viel mit nach Hause. Über die Vorfälle darf ich aber nicht mit meinem Partner reden", erklärt S. Da helfen dienstältere Kollegen, die mit Rat und einem offenen Ohr zur Verfügung stehen. Meistens seien die Partner aber nervöser als die Beamten selbst. "Nach 43 Jahren im Dienst macht sich meine Frau immer noch Sorgen um mich, obwohl ich bis jetzt immer nach Hause gekommen bin", wirft ein Kollege ein, was S. mit einem Nicken bestätigt. Mit dem Job als Justizwachebeamtin hat Sandra S. ihre Berufung gefunden. „Ich arbeite mit Menschen, egal ob jung oder alt, und jeder Tag bringt etwas Neues, aus dem ich lernen kann", ist S. überzeugt. Mehr Infos zur Ausbildung und zum Berufsbild der Justizwache gibt es unter www.justiz.gv.at
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