Klagenfurter Familie baut neuen Gnadenhof für Herdenschutzhunde im Lavanttal
Die Klagenfurter Familie Lippitz rettet Herdenschutzhunde aus aller Welt vor dem Tod. Nun bauen sie in Wolfsberg für sie einen großen Gnadenhof.
KLAGENFURT, FRANTSCHACH-ST. GERTRAUD (vep). Vor 20 Jahren hat die Klagenfurter Psychologin und Erwachsenentrainerin Sissy Lippitz sich verliebt. In eine ganz besondere Hunderasse: Herdenschutzhunde. Sie selbst hat – zunächst unwissend – einen solchen aus dem Tierheim geholt. Fasziniert von dem eigenständigen Denken dieser Tiere hat sie die Rasse, von der es rund 30 verschiedene Arten gibt, studiert. "Ich habe unter anderem in der Mongolei in einer Jurte gewohnt und die Tiere in ihrem Lebensraum studiert", sagt Lippitz.
Hunde artgerecht einsetzen
In Österreich sei die Haltung von Herdenschutzhunden nicht artgerecht, informiert Lippitz: "Diese Hunde sind ausschließlich dazu da, große Areale der Hirten vor dort vorkommenden Wolfspopulationen zu bewachen, also etwa in Tschechien, der Mongolei und anderen Ländern." In Österreich sei die Haltung solcher Hunde sogar besonders gefährlich: "Hier streifen viele Touristen und Wanderer durch die Berge. Deshalb ist es hochgradig gefährlich, in Österreich Herdenschutzhunde einzusetzen."
Dunkelziffer extrem hoch
Dennoch sei das leider oft trotzdem der Fall, Herdenschutzhunde gelten als Prestigeobjekte, da sie Exoten sind und zudem sehr gefährlich aussehen. "Sie lösen Pitbull und Co. ab, oft werden Herdenschutzhunde im Ausland gekauft und hergebracht. Schätzungen gehen von etwa 250 Tieren in Österreich aus", sagt Lippitz. Die Dunkelziffer ist aber weitaus höher; die Existenz vieler Tiere ist oft gar nicht bekannt, da diese – wenn sie sozusagen "nicht funktionieren" und den Besitzern Probleme machen – getötet werden.
Mehr als 150 Tiere gerettet
Und genau davor – vor dem Tod – beschützen Sissy Lippitz, ihr Mann und die jüngste Tochter Syrina diese Tiere. Vor 15 Jahren haben sie begonnen, Herdenschutzhunden einen Pflegeplatz zu bieten. Vor sechs Jahren wurde ein Haus gekauft, in dem aktuell zehn Hunde einen Pflegeplatz haben, 2016 wurde dann der Verein Secure Base gegründet. "Es ist wie Ford Knox, natürlich braucht es für diese aggresiven Tieren Hochsicherheits-Käftige, -Gitter und -Zäune", sagt Lippitz. Zwischen 150 und 200 Tiere konnte die Familie seitdem vor dem Tod bewahren – viele von ihnen konnten wieder in artgerechte neue Plätze rückgeführt werden. "Dafür fahren wir tausende Kilometer; wir führen die Tiere stets in Länder zurück, wo sie auch hingehören", sagt Lippitz.
Die Familie lebt für die Rettung dieser Tiere, finanziert alles aus eigener Tasche. "Wir arbeiten hart, um die Rettung dieser Hunde finanzieren zu können und verbringen die meiste private Zeit damit, mit ihnen zu arbeiten." Bis zu zweieinhalb Jahre kann die stets individuelle Arbeit mit einem einzelnen Tier dauern.
Expansion in Wolfsberg
"Wir haben aktuell 37 Notfälle auf der Warteliste, die innerhalb Österreichs einen Platz brauchen, sonst werden sie getötet", sagt Lippitz. Deshalb hat die Familie nun lange nach einem größeren Grundstück Ausschau gehalten – und ist in Frantschach St. Gertraud im Bezirk Wolfsberg fündig geworden. Dort bauen sie nun auf einem abgelegenen, rund zwei ha großen Areal, einen Gnadenhof auf. Die Familie will für die Rassen der Herdenschutzhunde eine Lobby bieten, da diese bislang in Österreich keine haben und arbeitet eng mit den Behörden zusammen. Lippitz: "Sie sollen einfach leben dürfen – unter besten Bedingungen. Deshalb verlagern wir den Gnadenhof und in weiterer Folge auch unseren Lebensmittelpunkt nach Wolfsberg", sagt Lippitz.
Syrina will in Fußstapfen der Eltern treten
Die jüngste Tochter Syrina (13) will später den Hof und das Lebensprojekt ihrer Eltern weiterführen. „Syrina wurde in all das hineingeboren, sie hat von klein auf alles über Herdenschutzhunde gelernt. Vergangenes Jahr hatte sie ihren ersten Pflegehund. Sie hat mit Mayla souverän gearbeitet", informiert Sissy Lippitz. Syrina will nun im Herbst auch eigens eine landwirtschaftliche Fachschule besuchen, um die entsprechende Basisausbildung für die Betreibung eines so großen Hofes zu haben.
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