Neue Wohnungen für Klagenfurt
In Klagenfurt wird zurzeit fleißig gebaut: Über 800 neue Wohnungen allein bei den Genossenschaften.
KLAGENFURT (vep). Klagenfurt wächst und wächst. Gemeint ist aber nicht die Bevölkerungszahl, sondern die Menge an Wohnungen in der Landeshauptstadt. Nachdem gerade wieder viele solcher Baustellen zu sehen sind, hat die WOCHE nachgefragt und es zeigt sich: Allein bei den Genossenschaften, also ohne private Wohnbauträger, entstehen derzeit hunderte Wohnungen (Beispiele Box unten rechts).
Einerseits ein wichtiger Impuls für die Bauwirtschaft, andererseits stellt sich die Frage: Braucht Klagenfurt tatsächlich so viele neue Wohnungen? Stadtrat Frank Frey, der für das Wohnungswesen zuständig ist, liegen derzeit 793 Wohnungsansuchen vor. Zum Vergleich: 2006 waren es 466. "Man muss hier aber differenzieren", sagt Frey, "heute gibt es mehr Wohnraumangebote, deshalb ist die Zahl der Wohnungsansuchen gestiegen. Die meisten der aktuell 793 Ansuchen betreffen die Verbesserung der Wohnsituation. Also der Wunsch nach einer größeren/kleineren Wohnung, anderer Lage, häufig auch Neubau. Es besteht hier keine Wohnungsnot", sagt Frey.
Leerstände schwer erhebbar
Vielfach entsteht also nur eine Verschiebung. Nachdem die Klagenfurter Bevölkerung im Gegensatz zur Wohnungsanzahl nicht unbedingt rasant wächst, ist fraglich, wie viele Wohnungen irgendwann leerstehen. Das lasse sich nur schwer sagen, so Frey. "Aus der Statistik lässt sich aber herauslesen, dass derzeit rund 3.900 Wohnungen keinen Verwendungszweck haben, also wo niemand gemeldet ist", sagt Frey. Die Stadt hat aktuell 29 freie Wohnungen.
Den Bedarf für so viele neue Wohnungen sieht Frey nicht gegeben: "Tatsache ist: Es stehen viele Wohnungen leer. Aber wenn ein privater Anbieter 70 % seiner Wohnungen verkauft, reicht ihm das schon." Zudem seien viele Wohnungen mittlerweile Anlegerwohnungen. Frey: "Die Menschen hoffen, sie irgendwann teuer verkaufen zu können."
"Es ist ein Teufelskreislauf"
Warum so viel gebaut wird, liegt für den Stadtrat auf der Hand – unser Finanzsystem. "Vor allem private Bauträger brauchen stets neue Projekte, um ihre Firma zu erhalten. Sie unterliegen einem Finanzdruck: Wenn nicht wieder investiert wird, muss der Gewinn des Vorprojekts höher versteuert werden", sagt Frey. Auch Genossenschaften hätten, obwohl gemeinnützig, einen entsprechenden Finanzierungsbedarf. "Es ist ein bisschen ein Teufelskreislauf", sagt Frey. Die Gefahr, dass Klagenfurt irgendwann aus Wohnungsruinen besteht, sieht er nicht. "Wenn der Markt gesättigt ist, wird sich das einpendeln. Außerdem denke ich, dass der Zuzug in den Ballungszentren künftig steigen wird", so Frey.
Für Private wird's schwierig
Probleme ortet er aber künftig bei der Sanierung von Privatbesitz: Nachdem immer mehr Menschen Neubauwohnungen bevorzugen, bestehe die Gefahr, dass Privatvermieter ihre Einnahmequellen verlieren, die sie zum Erhalt der Objekte benötigen. "Hier droht ein Verfall der Häuser, denn wie soll das ohne Mieteinnahmen saniert werden?", sagt Frey.
Projekt Harbach: Weitere 900 Wohnungen bis 2030
Ab 2018 setzt die Stadt als Projektträger ein Mega-Wohnprojekt um. Denn in Harbach auf dem Feld gegenüber der Diakonie entsteht auf 11 ha in 12 Bauabschnitten der neue Stadtteil Harbach, inkl. Busanbindung. 900 Wohnungen, Marktplatz, Versorgungs- und Gemeinschaftseinrichtungen sollen hier bis 2030 für rund 3.000 Menschen entstehen. Bauträger sind Landeswohnbau Kärnten und Vorstädtische Kleinsiedlung.
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