Alternative Schulen sind teuer

"Galemo" heißt die private Montessorischule in Klosterneuburg: Sophia Richter (8) und Timi Kosicek (8 Jahre) gefällt's.
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  • hochgeladen von Cornelia Grobner

NÖ. Eltern, deren Kinder private Schulen besuchen, müssen dafür tiefer denn je
in die Tasche greifen. Dies geht aus der jährlichen Erhebung der
Privatschulkosten durch die Arbeiterkammer Niederösterreich hervor.

Teure Privatschulen

Die Schulkosten für den Besuch einer privaten weiterführenden Schule in
Niederösterreich liegen bei durchschnittlich 1.246 Euro pro Jahr. „Für
Wenigverdiener ist das eine enorme Belastung, die vor allem jene trifft,
die in ihrer Umgebung nur eingeschränkte Wahlmöglichkeiten haben“, stellt
Präsident Wieser fest. Für eine private Volks- und Hauptschule zahlen
Eltern sogar durchschnittlich 3.032 Euro im Jahr. Am teuersten sind dabei
alternativpädagogische Schulen, wie etwa Montessori-Schulen. Diese liegen
mit 4.356 Euro im Schnitt eindeutig an der Spitze. Auch was die
Preissteigerung betrifft, verzeichnen die Pflichtschulen einen deutlich
höheren Wert. Um 114 Euro stiegen die Kosten für Volks- und Hauptschulen
seit dem Vorjahr (+ 4,6 %), um 32 Euro mehr muss man an den weiterführenden
Schulen zahlen (+2,7 %).

Galemo in Klosterneuburg

Der Garten bei der Montessorischule Galemo in Klosterneuburg hält, was die Vorstellungen versprechen. Die Kinder haben viel Platz und Bewegungsmöglichkeiten. Sie beschäftigen sich miteinander oder alleine, die Nachmittagsbetreuung steht mit Eltern am Rande. Die Privatschule hat Öffentlichkeitsrecht und wird als Verein geführt. Die Preise bestimmt der Vorstand. Der Betrieb wird hauptsächlich durch das Schulgeld und zu einem geringen Teil durch Förderungen des Bundes und Landes, sowie Sponsoren und Einnahmen aus Veranstaltungen finanziert. Der für die Eltern fällige Betrag setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen: Es gibt eine einmalige Einschreibegebühr von 300 Euro, eine einmalige Kaution von 800 Euro und einen MItgliedbeitrag (die Eltern sind Vereinsmitglieder) von 70 Euro. Das Schulgeld variiert im aktuellen Schuljahr je nach Schulstufe zwischen 329 Euro und 471 Euro monatlich. Außerdem müssen die Eltern am Anfang jedes Semesters den Betrag von 100 Euro auf ein Spesenkonto einzahlen. Davon werden Ausflüge, Eintritte, Bastel- u. Werkmaterial usw. bezahlt.
Sigrid Richter investiert in die Bildung ihrer Tochter nicht nur dieses Geld, sondern auch viel Zeit – die Familie wohnt in Kirchberg im Bezirk Tulln: "Wir benötigen für einen Weg eine Stunde, aber die Atmosphäre hier ist einzigartig. Das passt, das war mit sofort klar. Ich habe das Gefühl, die Schüler gehen sozialer als in öffentlichen Schulen miteinander um." Den Preis, den sie dafür zahlt, nehme sie dafür gerne in Kauf.
Schulmitbegründerin Ursula Novak weiß, dass viele Eltern das Geld mühsam zusammenkratzen müssen: "Wir haben auch einen Sozialtopf, da helfen wir Eltern bei Sprachreisen oder anderen außertourlichen Sachen aus. Sie kritisiert, dass alternativpädagogische Schulen anders als zum Beispiel konfessionelle Schulen bei den Förderungen des Lehrpersonals nicht gleichgestellt sind: "Die Unterstützung ist ziemlich lächerlich", meint sie. Mit dem Schulgeld von 12-15 Kindern würde ein Lehrer bezahlt, deshalb seien keine Ermäßigungen möglich. Derzeit besuchen 72 Kinder, die aus einem weiten Einzugsgebiet kommen die Schule.

Freiraumschule in Kritzendorf

350 Euro pro Monat ist die Höhe des Schulgeldes in der Freiraumschule, das sind 4.200 Euro im Jahr. Die Kosten für diese Schule sind damit ebenfalls stattlich, wenn sie auch knapp unterm Durchschnitt vergleichbarer Schulen liegen. Außerdem gibt es einen einmaligen Einstiegsbetrag von 500 Euro und eine Kaution von 700 Euro. "Bei uns ist Nachmittagsbetreuung bis 16 Uhr dabei, aber die Eltern leisten viel Arbeit und putzen und kochen", erklärt Nicole Sofikis, deren drittes Kind schon mittlerweile die Frauraumschule besucht. "Unsere Klientel ist keine geldige", betont sie. "Zwei Drittel sparen sich das Geld vom Mund ab und verzichten zum Beispiel auf ein Auto." Aktuell besuchen 46 Kinder die Schule. Ihre Eltern müssen zusätzlich zum Schulgeld etwa fünfmal im Jahr kochen und die Einkäufe dafür auch bezahlen. Teil des Konzeptes von alternativpädagogischen Schulen ist eine möglichst individuelle Betreuung. Der Schüler-Lehrer-Schlüssel in Kritzendorf liegt bei einer Lehrkraft für 8-10 Schüler.

Privatschule Sacre Coeur

Mit 1.480 Euro jährlichen Kosten liegt die private Volksschule Sacre Coeur Pressbaum deutlich unter dem von der AKNÖ errechneten Durchschnitt von 3.032 Euro. "Ich weiß nicht wie die Arbeiterkammer zu dem Durchschnitt kommt, ich habe nicht das Gefühl dass wir mit unseren Kosten unter dem Durchschnitt liegen", meint Direktorin Doris Gattermeyer. Neben dem Eingebettet-Sein im Glauben und dem engen Kontakt zu den Eltern sei auch das Bemühen um jedes Kind ein Argument, warum sich viele für eine Sacre Coeur-Schule entscheiden, so die Direktorin. Finanzielle Unterstützung für einkommensschwache Eltern gibt es nicht, doch ist es durch Situationen wie Jobverlust erforderlich, gibt es die Möglichkeit einen Ermässigungsantrag zu stellen.

Soziale Unterschiede ausgleichen

Dabei sind Kosten nicht gleich Kosten. Während das monatliche Schulgeld
manchmal bereits auch ein warmes Mittagessen, einen Kopierkostenbeitrag und
diverse Schulausflüge beinhaltet, müssen derartige Ausgaben anderswo noch
zusätzlich berappt werden. „Die Zahlen sprechen für sich. Eine gute
Ausbildung darf keine Frage der Geldbörse der Eltern sein. Wir brauchen
daher dringend ein zeitgemäßes, öffentliches Schulwesen. Kostenlose,
qualitativ hochwertige Ganztagsschulen können zukünftig dazu beitragen,
soziale Unterschiede auszugleichen“, so AKNÖ-Präsident Markus Wieser.

ZUR SACHE: jährliche Kosten

Freiraum Kritzendorf:
4.200 Euro
Galemo Klosterneuburg:
3.948 Euro (1.-3. Schulstufe)
4.656 Euro (4.-6. Schulstufe)
5.652 Euro (7.-9. Schulstufe)
HLW Pressbaum (katholische Privatschule):
1.720 Euro
Sacré Coeur Pressbaum
VS: 1.480 Euro
Neue Mittelschule: 1.620 Euro
(Real-)Gymnasium: 1840 Euro
Kindergartenpädagogik: 1.760 Euro

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