Bosnischer Resonanzkörper trifft tropischen Bogen
Der Klosterneuburger Geigenbauer Martin Koch weihte die Bezirksblätter in die Geheimnisse des Klangholzes ein.
KLOSTERNEUBURG (cog). Seit zehn Jahren fertigt und repariert Martin Koch in seiner Werkstatt in der Klosterneuburger Wilhelm-Lebsaft-Gasse Geigen, Cellos, Bratschen und Kontrabässe – mittlerweile schon im vierzigsten Berufsjahr. Bei der Suche nach einem Cello ist er in den 70er Jahren in einer Geigenbauwerkstatt "hängen geblieben", wie er es schmunzelnd nennt. Aus dem Musiker Koch wurde der Geigenbauer Koch, zu dessen KundInnen heute auch Musiker der Wiener Philharmoniker gehören.
Am Anfang war ein Ahorn
Werkstatt-Lage am Fuße des Wienerwaldes hin oder her – das Holz für seine Instrumente kommt nicht aus dem "Hausgehölz". "Klangholz ist ein sehr spezielles Holz", erklärt Koch. "Es muss stabil, flexibel und gleichzeitig leicht sein." Während er spricht, streicht er über eine Holzplatte und klopft leicht dagegen: "Wenn man das Holz berührt, biegt, in den Händen wiegt und anklopft weiß man sofort, ob es klingt. Am besten ist das bosnisches Ahorn als Klangholz und eine Voralpenfichte als Resonanzholz. Wesentlich sind eine geschützte Lage und wenig ausgeprägte Wachstumsperioden."
Auch die Optik macht's
Neben dem Klang spielt beim Ahorn auch die Optik eine große Rolle. "Flammung" nennt der Fachmann das: "Das Holz offenbart sich optisch in seiner Schönheit und Gleichmäßigkeit, das begeistert mich. Auch eine außergewöhnlich schöne Flammung des Holzes zeichnet ein Meisterinstrument aus." Das im Geigenbau verwendete Holz muss zwischen fünf und zehn Jahren lagern, bis das letzte chemisch gebundene Wasser aus der Zellstruktur entwichen ist. 160 bis 180 Stunden braucht der Geigenbauer für eine Geige, etwa eine Arbeitswoche länger für ein Cello.
Weinfass- und Urwald-Holz
Während das ideale Holz für die Geige europäisch ist, benutzt Koch für den perfekten Bogen Fernambuk-Holz, tropisches Urwaldholz aus Brasilien: "Die Qualität beim Bogenholz ist besonders wichtig, da auf wenig Gewicht eine besondere Dichte und Elastizität kommen." Ursprünglich wurde dafür Holz von Weinfässern verwendet. Das Fernambuk-Holz, so hat sich in der Geigenbaugeschichte gezeigt, eignet sich aufgrund seines Balsamreichtums und seiner Flexibilität am besten.
Martin Koch war auch schon selber mit einem Förster im Voralpengebiet unterwegs, um die perfekte Fichte für ein Instrument zu finden. Im Berufsalltag ist das natürlich nicht der Normalfall – dafür gibt es auf Tonholz spezialisierte HändlerInnen.
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