Claustroneoburga: Im Reich der Schlaraffen
Seit fast 95 Jahren gibt es die Claustroneoburger in der Stadtgemeinde und doch kennen sie die Wenigsten.
KLOSTERNEUBURG (mp). "Sollte mich je ein Unwissender fragen: Was macht ihr Schlaraffen? Ich würde ihm sagen: Wir sind Freunde, musisch meist, lachen gerne über Spaß mit Geist, wir sitzen beisammen, es wird nicht geprahlt, wer mehr verdient, wer mehr bezahlt." - ist die Philosphie der Schlaraffen, die nach außen hin ein ganz herkömmlicher Verein, aber nach innen ein Männernbund sind, der einmal die Woche Kunst, Freundschaft und Humor in seinem ganz persönlichen Nimmerland hochleben lässt.
Zurück in die Vergangenheit
"Wenn wir durch die Tür gehen, streifen wir das profane Leben ab und spielen das schlaraffische Spiel," führt der Klosterneuburger Peter Leder - oder Don Skonti der rabattige Pe-Le, wie man ihn in diesem "Reych" nennt - durch die Pforte der historischen "Burg" in der Wasserzeile. Sogleich fühlt man sich beim Eintreten in ein anderes Jahrhundert versetzt. 46 Jahre ist Leder schon Teil dieser mittelalterlichen Welt, 28 Jahre Obmann des Vereins, der sich ganz klar von der Bezeichnung einer Faschingsgilde abgrenzen will.
In arte voluptas
"Wir verbeugen uns vor dem Uhu," erklärt er, denn der Uhu - als Symbol für Weisheit, Humor und Tugend - ist das Wappentier der Schlaraffen und in allen Formen und Größen in den Räumlichkeiten vertreten. Das erste Schlaraffenreych wurde 1859 in Prag gegründet. 64 Jahre später, 1923, entstanden die Claustroneoburga als 230. Reych. Ihr Gründungsritter war kein geringerer als der Rotwein-Namensgeber Friedrich Zweigelt - im Schlaraffenreych auch bekannt unter Ritter Maikäfer. Bald 95 Jahre sind sie damit ein recht unbekannter Teil der Klosterneuburger Kultur. "Wenn der Gong geschlagen wird gibt es keine Geschäfte, keine Kirche und keine Partei. Denn das sind die drei Themen, die einen Streit auslösen können", erklärt der rabattige Pe-Le - und Streit ist bei den Schlaraffen nicht erwünscht. Der Gedanke des Vereins ist seinen Mitgliedern künstlerische und humorvolle Unterhaltung und Entspannung zu bieten. "Wenn man ein Problem hat, kann man sich davon ablenken und wenn man dann nach Hause geht wirkt es schon gar nicht mehr so groß," erzählt der Obmann. 21 Jahre war Leder Oberschlaraffe - eine Porsition, die ganz unabhängig von dem weltlichen Beruf - daran erinnern hier nur die Namen der Mitglieder, Don Skonti war vor seiner Pensionierung etwa Verkäufer - steht, sondern jährlich neu gewäht wird. "Wir haben immer wieder hohe oder berühmte Mitglieder, wie etwa die zwei Hörbigers. Aber alle müssen sie nachdem sie gekugelt, also aufgenommen, wurden ganz unten als Knappe anfangen," so der Klosterneuburg.
Farbenfrohe Spenden
Ein Ausgleich zum Alltag zu sein, ist jedoch nicht der einzige Zweck des Vereins. Hinter der mittelalterlichen Fassade, den Uhu-Abbildungen und den violett-weiß-roten (die Farben der Claustroneoburga) Scherpen und Hüten, sind sich die Mitglieder profaner Probleme durchaus bewusst. Die 48 Schlaraffenreyche Österreichs gründeten daher drei Häuser des SOS Kinderdorf im Burgenland, in Oberösterreich und in Tirol, die sie finanziell unterstützen. "Vor fünf Jahren verstarb ein Ritter und hinterließ uns rund 700 Uhus," erzählt Leder, der selbst an die 300 Uhufiguren besitzt. Seit dem Dahinscheiden ihres Vereinsmitglieds wird nun jährlich ein Markt veranstaltet – heuer fand er am 25.11. statt –, ein Teil der Sammlung verkauft und die Einnahmen – diesmal wieder 600 Euro – an das Haus Schlaraffia in Oberösterreich gespendet.
Mehr Infos gibt's auf der Homepage des Vereins.
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