Im Hafen die letzte Ruhe

Kleine bunte Figuren, Plüschtiere und andere Anhänger zieren die Gräber am Friedhof der Namenlosen und geben dem Ort einen ganz eigenen Charme.
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  • Kleine bunte Figuren, Plüschtiere und andere Anhänger zieren die Gräber am Friedhof der Namenlosen und geben dem Ort einen ganz eigenen Charme.
  • hochgeladen von Marion Pertschy

WIEN (mp). Die Gänsehaut rannte meiner Mutter über den Rücken als sie hörte, welche Geschichte sich um diesen Ort rankt. Nur 23 Kilometer von Klosterneuburg entfernt, nicht weit vom berühmten Wiener Zentralfriedhof liegt eine viel kleinere, viel unbekanntere Begräbnisstätte mit einer bedrückenden Vergangenheit – der Friedhof der Namenlosen.

Letzte Ruhe

"Still ist's in den weiten Auen, selbst die Donau ihre blauen Wogen hemmt. Denn sie schlafen hier gemeinsam, Die, die Fluten still und einsam Angeschwemmt", heißt es in einem Gedicht von Graf von Wickenburg, das auf einer Tafel am Eingang des Friedhofs geschrieben steht. Dort wo das Auwald- und Wiesengebiet an den Alberner Hafen grenzt ruhen Menschen, deren leblose Körper zwischen 1840 und 1940 durch einen dortigen Strudel der Donau zusammen mit gewöhnlichem Treibgut angeschwemmt und aus dem Wasser gezogen wurden. "Alle die sich hier gesellen trieb Verzweiflung in der Wellen Kalten Schoß", so das Gedicht weiter. Name und Todesursache sind bei den meisten der Toten nicht bekannt – viele davon wählten voraussichtlich aus Kummer und Verzweiflung (vermehrt in der Zwischenkriegszeit) den Freitod durch Ertrinken – und Selbstmördern war ein Grab auf einem konfessionellen Friedhof verwehrt. Bei Anderen wurde die Identität im Nachhinein geklärt – "Hier ruht Wilhelm Töhn, ertrunken durch fremde Hand am 1.Juni 1904 im 11.Lebensjahr", liest man etwa an einem gusseisenen Kreuz auf dem ein dreckiges, altes Plüschschaf wacht. Manche wurden auf Ersuchen der Anghörigen dennoch am Friedhof der Namenlosen begraben.

Geplagt vom Wasser

Ursprünglich befand er sich 60 Meter entfernt zwischen dem damaligen Donauufer (heute Hafeneinfahrt) und dem heutigen Friedhof. 478 Tote ruhten dort 1900 – begraben an eben jener Stelle, an der sie gefunden wurden. Selbst im Tod blieben die Menschen dort jedoch nicht vom Wasser verschont, denn die häufigen Hochwasser verwüsteten die Gräber. Somit wurde der Friedhof an seinen heutigen Standort verlegt. Aus Kostengründen konnten die bereits Begrabenen jedoch nicht exhumiert werden und so liegen sie noch heute an der gleichen Stelle, die mitlerweile völlig verwildert ist. Die Wiener Famile Fuchs kümmert sich seit 1932 und mittlerweile in dritter Generation um diesen mystischen Ort.

Trauriges Schicksal

Bunt geschmückt mit Figuren, Anhängern und Plüschtieren sind die meisten der Gräber. Eines sticht jedoch besonders heraus – das Grab des "Sepperl", ein toter Säugling, der in einem Schuhkarton am Donauufer gefunden wurde. Den Namen erhielt das unbekannte Kind mit dem traurigen Schicksal von Josef Fuchs Senior. Trotz der trostlosen Seelen, und der schaurigen Geschichten strahlt der Friedhof der Namenlosen im Alberner Hafen dennoch eine ganz eigene Ruhe aus.

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