Kafka-Museum buhlt um nachbarlichen Besuch
Nach Finanzierungsschwierigkeiten und Schließungsgerüchten erlebt der Kafka-Gedenkraum in Kierling, in dem die letzten Lebenswochen Kafkas dokumentiert sind, seit seiner Neugestaltung vor einem Jahr ein schönes Hoch. Allein, vielen KlosterneuburgerInnen ist das Kleinod unbekannt.
KLOSTERNEUBURG (cog). Hinter den farblosen Fassaden des ehemaligen "Sanatorium Hoffmann" befindet sich seit 1983, gleich neben der Kierlinger Hauptstraße, der Franz-Kafka-Gedenkraum. Vor knapp einem Jahr wurde das kleine Erinnerungsmuseum, das auch eine beeindruckende Studienbibliothek beherbergt, umgestaltet und mit modernem Ausstellungskonzept neu eröffnet. Seither reisen BesucherInnen aus den verschiedensten Ländern, angefangen von interessierten Privatpersonen, über AutorInnen und ÜbersetzerInnen bis hin zu einer Reisegruppe mit deutschen und chinesischen Germanistinnen extra an, um den Ort der letzten Lebenszeit Kafkas sowie die dort gesammelten Erinnerungsstücke auf sich wirken zu lassen oder in der Bibliothek, den Fotodokumenten, Briefen und Karten zu schmökern.
Museumskonzept geht auf
Seitens der Österreichischen Franz-Kafka-Gesellschaft ist man mit dem Andrang durchaus zufrieden – bis auf einen Wermutstropfen: "Die Resonanz ist toll, aber leider höre ich gerade aus Klosterneuburg und Kierling immer wieder, dass die Leute nach wie vor gar nicht wissen, dass der Raum existiert bzw. falls doch, die Besuchsmöglichkeiten und Öffnungszeiten nicht kennen", bedauert der Präsident der Kafka-Gesellschaft Manfred Müller. Der Weiterbestand des Gedenkraums sei über eine Basisfinanzierung aus privater Hand gesichert, versichert der Kafka-Experte. Der Umbau würde deswegen auch wie geplant heuer fertiggestellt – der Raum wird noch um einige Exponate ergänzt – werden können. Die Finanzierung dafür wird über Subventionen von Stadt und Land sowie Spenden aufgebracht.
ZUR SACHE
Franz Kafka, der an unheilbarer Kehlkopf-Tuberkulose erkrankt war, hatte seine letzten Wochen im Kierlinger Sanatorium mit sonnigem Balkonzimmer und Blick ins Grüne verbracht. Mit seiner Freundin Dora Diamant hatte er hier noch Hochzeitspläne geschmiedet – obwohl seine Diagnose eindeutig war. ZeitzeugInnen berichten auch von Spaziergängen Kafkas zum Gasthaus "Grüner Baum". Der Schriftsteller verstarb am 3. Juni 1924 im Alter von 40 Jahren.
ÖFFNUNGSZEITEN
Der Kafka-Gedenkraum hat samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. An allen anderen Tagen kann das Museumnach telefonischer Rücksprache oder über E-Mail-Terminvereinbarung mit der Österreichischen Franz Kafka Gesellschaft besucht werden. (info@franzkafka.at bzw. Tel.: 01/5338159). Öffnungszeiten: www.franzkafka.at
ZUM NACHLESEN
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