Negativrekord: Vier von zehn Frauen entbinden per Kaiserschnitt

Die Zahl der Wunschkaiserschnitte sei in Klosterneuburg hoch, so ein Arzt: "Diese Patientinnen können wir schwer umstimmen." | Foto: privat
  • Die Zahl der Wunschkaiserschnitte sei in Klosterneuburg hoch, so ein Arzt: "Diese Patientinnen können wir schwer umstimmen."
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KLOSTERNEUBURG (cog). 270 Kaiserschnittgeburten gab es im vergangenen Jahr in der Klosterneuburger Babyvilla. Bei 411 Vaginalgeburten liegt der Sectio-Anteil damit bei knapp 40 Prozent – Tendenz steigend. Eine hohe Zahl angesichts eines Österreichschnitts von 30 Prozent. Die NÖ Landeskliniken Holding erklärt dies mit dem großstädtischen Einzugsgebiet, einer hohen Anzahl an Erstgebärenden über 40 und einem hohen Geburtsgewicht.

Klagfreudiges Umfeld

Ein Klosterneuburger Arzt, der seinen Namen in dem Zusammenhang nicht in der Zeitung lesen will, kritisiert, dass es zwar "von oben" immer wieder die Forderung nach einer niedrigeren Kaiserschnitt-Rate gebe: "Stellt sich nur im Nachhinein die Frage, welchen Kaiserschnitt man nicht machen hätte sollen." Denn das Risiko liege nach wie vor bei den Geburtshelfern – und der Druck auf diese nehme durch ein klagfreundliches Umfeld ständig zu: "Die Eltern fordern das natürlich verständliche Recht auf ein gesundes Kind, das Schicksalsträchtige einer Geburt gilt nicht mehr – es muss sofort jemand schuld sein. Früher haben sich Geburtshelfer mehr getraut."

Fokus liegt beim Kind

Kommt es heute zu Problemen, wird in den Gutachten immer kritisiert, warum kein Kaiserschnitt oder erst so spät ein Kaiserschnitt gemacht wurde. Der Fokus liegt dadurch mehr beim Kind und weniger bei den Müttern: "Der Outcome beim Kind ist bei einer Sectio im Schnitt offenbar besser, das zeigt das Beispiel Amerika, wo bekanntlich gerne geklagt wird, mit den enormen Sectio-Raten", räumt der Arzt ein. "Aber über die Langzeitschäden bei den Frauen wissen wir wenig." Er wünscht sich, dass sich die hohe Rate zumindest stabilisiert und nicht noch weiter ansteigt: "Aber das ist vielleicht auch ein gesellschaftspolitisches Problem. Die Frauen wollen mit möglichst wenig Risiko gebären und kommen bereits mit dem gefassten Kaiserschnittwunsch zu uns." (Zum Weiterlesen: Trend Kaiserschnitt. Eine zweifache Mutter über ihre Entscheidung für den Wunschkaiserschnitt)
Anders als noch vor ein paar Jahren bringt ein Kaiserschnitt einem Arzt bzw. dem Krankenhaus übrigens nicht mehr Geld ein als eine Vaginalgeburt – entgolten wird die Leistung "Geburt", nicht der jeweils gewählte oder notwendige Modus.

ZUR SACHE
3.829 Kaiserschnitte gab es im letzten Jahr in den NÖ Landeskliniken, das sind 29,7 % aller Geburten. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren leicht angestiegen (2010: 28,5 %). In Klosterneuburg wurden bei 681 Geburten 270 Kaiserschnitt-Operationen durchgeführt, das sind 39,65 %. 2010 lag dieser Anteil bei 36,12 % (742 Geburten, davon 268 Kaiserschnitte). Die österreichweite Kaiserschnittrate beträgt etwa 30 % – sie hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Die WHO-Empfehlung liegt bei maximal 15 %.

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