„Wo sind da die kirchlichen Werte?“
Die Pfarre St. Leopold braucht nach der Sanierung des Pfarrheims Geld. Durch die Montage einer Mobilfunkanlage im Kirchturm will sie sich jährlich ein Zusatzeinkommen sichern. Das entsetzt viele Anrainer.
KLOSTERNEUBURG (cog). Von ihrem Schlafzimmerfenster blicken die Fialas aus Klosterneuburg direkt auf den Kirchturm der etwas tiefer als ihr Haus stehenden Kirche St. Leopold. Seit bekannt wurde, dass darin ein Mobilfunkmast installiert werden soll, hat das Ehepaar ein Problem – und ist damit nicht allein, wie eine Unterschriftenaktion beweisen soll.
„Wir fühlen uns von der Heimlichtuerei rund um diese Pläne vor den Kopf gestoßen“, so Alexander Fiala, der Angst um die Gesundheit seiner Familie hat und auch auf die Entwertung der Grundstücke durch eine Sendeanlage hinweist.
330.000 Euro muss die Pfarre St. Leopold für die Sanierung des Pfarrheims aufbringen. Das Spendenbarometer auf der Homepage steht derzeit auf 144.837 Euro. Ein Mobilfunksender im Kirchturm würde jährlich an die 7.000 Euro bringen.
Pfarre braucht dringend Geld
„Es gibt bislang keinen Beweis für die Schädlichkeit von Handymasten, aber die Bedenken der Anrainer werden sicher ernst genommen“, betont Günter Rohringer vom Pfarrgemeinderat. Dieser hat bereits grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Denn: „Wenn wir Nein sagen, dann steht der Mast eben 50 oder 100 Meter daneben.“ Am 27. Oktober wolle man die Problematik aber mit der Anrainerschaft diskutieren. Rohringer stellt jedoch klar, dass die Pfarre gewissen Zwängen unterliege: „Das Stift hat unseren Drittelanteil für die Pfarrheimsanierung vorfinanziert. Jetzt ist man an uns herangetreten, dass es über eine Sendeanlage Möglichkeit gibt, Geld zu lukrieren. Ein Nein müssen wir natürlich mit stichhaltigen Argumenten begründen.“
Kirche selbst ist sich uneins
Auch die Pfarren müssten schauen, wie sie zu Geld kommen, heißt es aus dem Stift. „Die Installation von Handymasten ist eine mittlerweile übliche Vorgehensweise“, findet Stift-Sprecher Peter Schubert. „Es ist uns natürlich sehr wichtig, dass die gesetzlichen Grenzwerte unbedingt eingehalten werden.“
„Rechtlich gesehen haben wir keine Möglichkeit, gegen den Handymast vorzugehen“, ärgert sich der pensionierte Richter Fiala. „Aber wir appellieren an die Kirche, dieses Projekt nicht umzusetzen. Wo sind die kirchlichen Werte? Zählt denn nur mehr das Geld?“ Alleine ist Fiala mit seiner Einstellung zu der Thematik nicht. In einem Orientierungspapier empfahl die Konferenz der Umweltbeauftragten der Österreichischen Diözesen im Jahr 2004, keine neuen Verträge zur Aufstellung von Mobilfunksendeanlagen auf kirchlichen Gebäuden abzuschließen.
„Installiert die Kirche einen Handysender im Kirchturm, muss man von bedingtem Vorsatz sprechen: Man nimmt in Kauf, dass etwas passiert. Denn keiner kann heute wirklich sagen, welche Auswirkungen die Strahlung etwa auf unsere Erbanlagen hat“, konstatieren Alexander Fiala und Sabine Fersza-Fiala.
Aber nicht nur im Sachsenviertel sorgt ein Handymast für Aufregung: Die Grünen schlugen am Montag Alarm, dass direkt im Bereich des Kinderspielplatzes Käferkreuzgasse die Errichtung einer Mobilfunkanlage überlegt wird.
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