Dieser junge Ebbser leistet seinen Gedenkdienst in Paris ab

Andreas Ritzer im Österreichischen Kulturforum in Paris. | Foto: FMD/Verein Österreichischer Auslandsdienst
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  • Andreas Ritzer im Österreichischen Kulturforum in Paris.
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EBBS/PARIS (red). Der Ebbser Andreas Ritzer leistet seit Anfang September 2017 über den Verein Österreichischer Auslandsdienst seinen Gedenkdienst an der „Fondation pour la Mémoire de la Déportation“ ("Stiftung für die Erinnerung an die Deportation", FMD) in Paris. Der Gedenkdienst ist ein Freiwilligendienst, der als Zivildienst anerkannt wird, und stellt einen Dienst zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges dar.

Die Stiftung FMD setzt sich vor allem mit durch die Nationalsozialisten und das Vichy-Regime aus Frankreich deportierten oder in Frankreich internierten Personen auseinander.

Andreas Ritzer konndiete im Rahmen seiner Arbeit für Angehörige von Deportierten Recherchen über deren Schicksale anstellen. Als jüngstes Mitglied des Teams der FMD kommen ihm auch Aufgaben wie die Websitebetreuung und das Schneiden von Interviews mit Überlebenden zu.
Auch pädagogisch durfte der Ebbser tätig werden, etwa in einem Workshop über Gedenkkultur in Frankreich und Österreich mit einer französischen Oberstufenklasse, den er zusammen mit seinem ebenfalls in Paris stationierten Gedenkdienstkollegen an der "Amicale de Mauthausen" (französischer Verein zur Erinnerung an die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen), Johannes Pokieser, leitete.

"Besonders spannend wird meine Arbeit, wenn ich Originaldokumente aus der NS-Zeit in der Hand halte und die kryptische NS-Terminologie ins Französische übertragen muss oder wenn ich Bilder archivieren darf, auf denen man die Geschichte hautnah erleben kann. Uns werden immer wieder Archive und andere Objekte geschenkt, da sind auch einmal KZ-Häftlingsanzüge oder Kunstwerke, die Inhaftierte im Strafgefangenenlager gefertigt haben, dabei. Sogar ein Drehbuch für einen französischen Spielfilm, der in der Endphase des Zweiten Weltkrieges spielt, durfte ich auf den geschichtlichen Wahrheitsgehalt hin untersuchen. Gerade in letzter Zeit entstehen in Frankreich zahlreiche derartige Produktionen", erzählt Gedenkdiener Ritzer über seine Arbeit.

Für die Zukunft wünsche er sich, von der bestehenden Gedenkkultur im Zusammenhang mit den Gräueln des Zweiten Weltkrieges eine Brücke zu anderen Genoziden wie denen in Bangladesch 1971 und Ruanda 1994, der Unterdrückung der Rohingya in Myanmar oder anderen Verbrechen, die der Öffentlichkeit vielleicht noch weniger bekannt sind, zu bauen.
Der Stiftung FMD sei es ein Anliegen, Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkrieges in all ihrer Vielfalt zu etablieren. So wisse etwa kaum ein Österreicher, dass auch spanische Republikaner, Gegner des Franco-Regimes, über den okkupierten Teils Frankreichs und das kollaborierende Vichy-Regime in Südfrankreich nach Mauthausen verschleppt wurden.

"Auch wenn es großartig ist, eine Alternative zum Zivildienst im Ausland ableisten zu können, so ist der um zwei Monate längere Gedenkdienst bestimmt nicht die Spaßoption zum Zivildienst. Es wird eine etwa zweijährige Vorbereitung gefordert, die große Teile der Freizeit beansprucht. Außerdem wird der Dienst nicht entlohnt, sondern es gibt eine äußerst knapp bemessene Förderung, bei der man tief in die eigene Tasche greifen muss. All das wird jedoch aufgewogen, wenn man Angehörigen bei ihren Familienrecherchen weiterhelfen und in der Öffentlichkeit Aufklärung über die Verbrechen der Vergangenheit schaffen kann", findet der junge Ebbser.

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