Kundl von der Eisen- bis zur Jetztzeit

Chonrad Kummersbrucker und seiner "Kuntlburg" wurde von Jakob Mayer, Christoph Sappl und Heinrich Fuchs mit Hilfe von Fotos und Rekonstruktionen nachgespürt. | Foto: Lottersberger
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  • Chonrad Kummersbrucker und seiner "Kuntlburg" wurde von Jakob Mayer, Christoph Sappl und Heinrich Fuchs mit Hilfe von Fotos und Rekonstruktionen nachgespürt.
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KUNDL (flo). Im Rahmen ihrer allerersten Ausstellung präsentierten der Kundler Hobbyhistoriker Jakob Mayer und sein vor zwei Jahren gegründeter "Kundler Heimatverein" am vergangenen Wochenende mehr als 300 einzigartige Exponate sowie unzählige Fotos, Filme, Dokumente und viele weitere geschichtsträchtige Artefakte aus der Zeit zwischen 700 vor Christus bis ins 20. Jahrhundert im "Dr. Brandl Saal".

"Historische Artefakte aus meinem Heimatort sammle ich schon seit über 30 Jahren und in den vergangenen Monaten haben wir die Ausstellung vorbereitet", erklärt Obmann Mayer. Offiziell eröffnet wurde die Ausstellung am Freitagabend, dem 16. März, und der Andrang war enorm und übertraf alle Erwartungen und auch an den beiden darauffolgenden Tagen fanden sich zahlreiche Besucher ein und bekamen die Artefakte von Mayer und seinen Vereinskollegen Alt-Bürgermeister Heinrich Fuchs und Christoph Sappl fachmännisch erklärt.

Die ältesten Ausstellungsstücke waren 50 Artefakte aus der Eisenzeit, die in den 1970er und 1980er Jahren bei Ausgrabungen in der "Wimpissinger Schottergrube" zutage gefördert wurden. Diese datieren auf die Zeit zwischen 700 bis 300 vor Christus und wurden dem Verein für die Ausstellung vom Tiroler Landesmuseum leihweise zur Verfügung gestellt. Weiters wurde eine Kopie einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 788 präsentiert in dem Kundl erstmals erwähnt wird.
Auch über Chonrad Kummersbruckers legendäre "Kuntlburg", deren Ruinen noch immer hoch über der Kundler Klamm stehen, wurden einige geschichtliche Details sowie eine bildliche Rekonstruktion präsentiert und natürlich durfte auch die Sage des Wildschönauer Drachen, der laut Legende die Kundler Klamm geschaffen haben soll, nicht fehlen.
Auch die Kundler Dorfmeistertruhe, in der sich zahlreiche Dokumente die von 1495 bis ins 19. Jahrhundert datieren befinden, wurde ausgestellt. Da deren Beschriftung nicht mehr lesbar ist, brachte sie der Heimatverein ins Tiroler Landesarchiv und ließ sie dort von Expertin Nadja Krajicek untersuchen. "In der Truhe waren sogar zehn Sparbücher der Fraktion Liesfeld die aber in den 1920er Jahren durch die Geldentwertung nutzlos wurden", weiß Mayer.

Auch die allererste Kundler Schützenfahne aus dem Jahre 1796 wurde aus dem Gemeindearchiv geholt, um sie der Bevölkerung zu präsentieren. Vereinsmitbegründer und Schriftführer Christoph Sappl, der zahlreiche Relikte aus der Zeit der Kundler Brauerei, die im Jahre 1658 eröffnet wurde, besitzt, stellte ebenfalls einiges aus seiner Sammlung, wie etwa alte Bierfässer, Bierkrüge, Bierflaschen, Biertransportkisten sowie einen Spezialhammer zur Befestigung der Fassreifen und alte Werbeplakate zur Schau. Auch der erste "Lindner"-Traktoren Werbefilm aus den 1950er Jahren wurde gezeigt, wie auch ein Ölportrait des Gründers Ing. Hermann Lindner, das in den 1950er Jahren von Ludwig Neuhauser wenige Jahre vor Lindners plötzlichem Tod angefertigt wurde. Für Begeisterung sorgte der ebenfalls ausgestellte originale Reitsattel des aus Kundl stammenden Landeshauptmanns Franz Stumpf.

Auch Fotos und Fakten zu weiteren Kundler Persönlichkeiten, wie etwa über die Ärzte Dr. Josef Kammerlander und Dr. Oswald Huber, oder den Pfarrer Michael Juffinger wurden präsentiert. Höchst musikalisch ging es, wie ein altes Schwarz-Weiß Foto das ungefähr aus dem Jahre 1937 stammt, in Kundl auch schon vor dem zweiten Weltkrieg her, denn damals wurde von Josef Haun, Josef Ellinger und den drei Sappl Brüdern Sepp, Wast und Hans die allererste Kundler Tanzkapelle "Die 5 lustigen Kundler" gegründet. Unvergessen sind auch die legendären "3 Pepis" die ebenfalls auf einem alten Foto, das in den 1950er Jahren im Kundler Sieberer Saal aufgenommen wurde, zu sehen waren. Weiters wurde ein altes Grammophon, das über 50 Jahre auf der Kundler Brach stand, ausgestellt, wie auch ein Volksempfänger aus den 1930er Jahren, ein Postamtschild aus der Kaiserzeit und eine alte Schreibmaschine. Auch der originale Hebammenkoffer der Kundlerin Maria Reiter sowie alte Geschäftsgeräte der Drogerie Ellinger wurden gezeigt.

Ebenfalls unter den Ausstellungsstücken befand sich eine Urkunde vom 8. Jänner 1953, als der Gemeinde Kundl ihr Wappen verliehen wurde, und eine weitere vom 22. Dezember 1987, die Kundl zur Marktgemeinde erhob, was 1988 schließlich gefeiert wurde.
Auch Fotos aus der Zeit der Entdeckung des Penicillin V in Kundl durch Ernst Brandl und Hans Margreiter wurden zur Schau gestellt. Zahlreiche Fotos erinnerten an mittlerweile verschwundene Kundler Gebäude aus der Vergangenheit und auch das Thema Kapellen, Kirchen und Pestsäulen wurde mit Hilfe von einigen Fotos genauer aufgegriffen. Im vergangenen Jahr wurden die letzten Reste der einst mächtigen Kundler Dampfsäge abgerissen und Mayer rettete mit seinen Vereinskollegen einige der Schornsteinziegel, die auch gezeigt wurden und natürlich durften auch Jakob Mayers 20 "Kundl Seinerzeit"-Kalender in der Ausstellung nicht fehlen.

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