WÖRGL: Vortrag - Müllkinder Kairos

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(wma) Ein äußerst interessanter Vortrag von Martina und Dietmar Graf unter dem Titel „Müllkinder Kairos“ wurde kürzlich im Wörgler Tagungshaus abgehalten, hierbei handelte es sich um eine Kooperationsveranstaltung mit der Pfarre Wörgl. Die beiden sind Filmproduzenten mit Sitz in Kirchdorf / Bez. Kitzbühel. Ihnen ist neben der professionellen Filmproduktion auch ein Hilfswerk der besonderen Art ein Bedürfnis. Martina und Dietmar Graf waren vor einiger zeit in Ägypten, genauer gesagt in Kairo und besuchten, besser gesagt informierten sich dort direkt vor Ort über das Leben der Müllkinder Kairos. Sie begleiteten ein zwölfköpfiges Team nach Kairo. In diese Gegenden Kairos in denen die Müllmenschen leben durfte das Team nur mit spezieller Genehmigung und Begleitschutz. Hintergrund dieses Vortrages war ein Projekt das in den 70er Jahren von der Sr. Manuelle gegründet wurde. Sie besuchte diese Müllmenschen und für Manuelle gab es nur ein Ziel mehr, diesen Menschen, insbesondere den Kindern zu helfen. Sie ging nicht mehr zurück nach Frankreich in den Orden sondern verschrieb ihr Leben den Müllkindern Kairos. Mit viel Geduld und Spenden baute Emanuelle die Hilfsorganisation „Projekt Schwester Emmanuelle“ auf.

Sr. Emmanuelle wurde 1908 als Madeleine Cinquin in Brüssel geboren. Mit 20 Jahren trat sie in den Orden „Unsere liebe Frau von Sion“ ein. Sie studierte auf der Sorbonne in Paris und in Istanbul. Als Professorin an den Höheren Schulen ihres Ordens unterrichtete sie in der Türkei, in Tunesien und in Ägypten. 1971 beendete sie ihre Unterrichtstätigkeit und setzte ihren Wunsch, den "Müllmenschen" in Ägypten zu helfen, in die Tat um. Sie übersiedelte in die Müllsiedlung "Ezbet-El-Nakhl" in Kairo, um dort das Leben der "Müllmenschen" zu teilen. In improvisierten Schulklassen unterrichtete sie Kinder, beschäftigte sich mit den Jüngsten und erklärte den Älteren die Grundsätze der Hygiene und der Krankenpflege. Schließlich fand sie in dem koptischen Bischof Athanasios von Beni Suef und im Orden der "Töchter Mariens" Mitstreiter im Kampf gegen das Elend. Um genügend Geld für ihre Projekte zu bekommen, reiste sie nach Frankreich und Belgien und mobilisierte Bekannte und Freunde, die die Gemeinschaft der "Freunde von Schwester Emmanuelle und den Müllmenschen" gründeten. Es folgten Hilfswerke in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in England und in Amerika. Mit den Spenden werden Schulen, Kliniken, Kindergärten, eine Handwerkschule, eine Kompostfabrik und Ziegelhäuschen für die Müllsammler gebaut. Kairo ist die größte Stadt der arabischen Welt mit über 20 Mio. Menschen davon sind rund 90% Muslime und rund 10% koptische Christen. Sr. Emmanuelle erkannte damals bereits dass nur durch Bildung ein Entkommen aus dem Müll möglich ist. So gründete sie in primitiven Verhältnissen Schulen und lehrte dort den Kindern und versuchte in weiterer Folge für ihr Projekt Freunde und Gönner zu finden.

1985 fuhr Sr. Emmanuelle in den Sudan, wo sie half, Straßenkindern eine Mahlzeit auszuteilen. Durch Sr. Emmanuelles Initiative entstanden Krankenhäuser und Schulen, in denen die Kinder täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Gemeinsam mit Diakon Kamal Tadros baute sie ein Hilfswerk für Flüchtlinge im Sudan auf. Die Schwerpunkte liegen in Ernährungs- und Schulprojekten. So entstanden Baby- und Ernährungszentren, Waisenheime, Farmen, Ausbildungszentren und Kliniken. Ab 1987 bemühte sich Schwester Emmanuelle auch um die Kriegswaisen im Libanon.

Mittlerweile gibt es in Österreich rund 3000 Spender und Unterstützer. Seit der Revolution haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel verfünffacht, das Einkommen ist aber nicht gestiegen. Geleitet wird diese Aktion mittlerweile von Sr. Sara die unaufhörlich sagt: „Man kann die Kinder nicht im Müll lassen! Wir müssen etwas tun!“ Täglich werden von den Kairoer Müllsammlern 80 Tonnen Müll gesammelt und sortiert. Essbares wird natürlich von den Müllmenschen weiter als Nahrung verwendet. Mit der Einnahme von 100 Euro pro Monat schlägt sich die Familie durch.

Seit 2009 gibt es die Aktion „Patenkinder“. Hierbei kann eine Patenschaft für eines dieser Müllkinder / Projekt Schwester Emmanuelle übernehmen. Die Kosten für ein Patenkind betragen jährlich 170 Euro wobei mit diesem Geld der Schulbesuch, Schulmaterialien, Schuluniform genau so finanziert wird wie einmal pro Tag eine warme Mahlzeit. Fragen zur Patenschaft: Martina Graf, Bicheln 35, 6382 Kirchdorf, 0676/4077377. Mail: graf@gmx.at. www.hilfswerk-sr-emmanuelle.at.

Wo: Tagungshaus, Wörgl, Brixentaler Str. 5, 6300 Wörgl auf Karte anzeigen
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