Neuer Schlachthof für die Region zwischen Kitzbühel und Zillertal

Spatenstich zum 3,35 Millionen Euro Schlachthof-Projekt der Familie Obermoser in Söll.
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  • hochgeladen von Sebastian Noggler

SÖLL (nos). 1.200 Quadratmeter an verbauter Fläche soll er einnehmen, der neue Schlachthof im Söller Ortsteil Stockach an der Eibergstraße. Dort erfolgte am 28. September der Spatenstich für ein ambitioniertes Projekt, dessen Besonderheit vorallem im breiten Rückhalt der Region liegt. In knapp einem Jahr soll der der Betrieb fertig sein, über 400 Bauern und Betriebe aus dem Unterland beteiligten sich in einer Art "Crowdfunding" an der Finanzierung und trugen damit einen großen Teil, 600.000 Euro, zur Finanzierung des 3,35 Millionen Euro Projekts bei.

1989 begann Familie Obermoser am Bromberg mit einer Landschlachtstätte als Lohnschlachter und baute sich damit ein zweites Standbein neben dem eigenen Hof auf. 1996 folgte die Gewerbeanmeldung, mittlerweile gehen rund 1.500 Rinder, 800 Schweine und 400 Schafe jährlich durch die Hände der Familie und ihrer derzeit sieben Mitarbeiter. Am Bromberg sind nicht nur die Kapazitäten erschöpft, auch die Zufahrt zum Hof ist nicht optimal. Darum wurde nach einem geeigneten Grundstück gesucht und mit Hilfe der Gemeinde nach einigen Verhandlungen in Stockach, hinter dem Betriebsgelände von "TiSun", gefunden. "Weil wir so viele Kunden und noch mehr Anfragen haben, haben wir uns zur Erweiterung entschlossen", erklärt Peter Obermoser sen., "viele Bauern, Gastronomen und auch Metzger aus der Region lassen bei uns schlachten und bei Bedarf auch zerlegen."
Die Kunden des Familienbetriebs kommen aus den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und aus dem Vorderen Zillertal mit ihrem Vieh nach Söll. "Unser Hauptziel ist die versärkte Regionalität", so Obermoser weiter, "viele unserer Kunden sind Stammkunden, teilweise schon seit 20 Jahren."

Gutschein-Aktion als "Crowdfunding"

Eben diese Verwurzelung in der Region kam den Erweiterungsplänen sehr zu Gute. Bei einem Infoabend zur Gründung einer Liefergemeinschaft, ein Vorschlag von Landwirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Josef Lanzinger, wurde den Bauern ein Gutscheinsystem angeboten. Für eine 500-Euro-Einzahlung erhalten diese beispielsweise zehn Gutscheine á 50 Euro, von denen sie jährlich einen bei Obermoser einlösen können.
So einfach die Idee, so durchschlagend die Wirkung: 400 Betriebe schlossen sich bereits der Gemeinschaft an, 600.000 Euro kamen so bereits für die Finanzierung direkt aus der Region. "Das ist für uns eine große Unterstützung", weiß Peter Obermoser jun. das Engagement und die langfristige Bindung seiner Kunden zu schätzen.
Nicht zuletzt dieses Bekenntnis aus der Region überzeugte auch Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, der für den Betrieb 570.000 Euro aus EU-kofinanzierten Bundesmitteln an Förderungen (Fond für ländliche Entwicklung) locker machte. "Dieses wichtige Vorzeige- und Vorbildprojekt", so Rupprechter, "stärkt bäuerliche Familien und Betriebsstrukturen" und sei ein "sehr wichtiger Ansatz der rot-weiß-roten Qualitätsstrategie". "Herkunft ist Zukunft", ist der Minister überzeugt. Zudem sei die Förderung "sehr effizient", denn ein Euro Förderung generiere fünf Euro Wertschöpfung in der Region.
Auch LHStv Josef Geisler honorierte das Projekt ob der "tiefen Wurzeln in der Region", "weil alle an einem Strang ziehen". "Natürlich werden wir auch Exporte brauchen, aber es wird ja nicht verkehrt sein, wenn wir nicht alles quer durch Europa transportieren", so Geisler. Die Gutschein-Idee jedenfalls sei "Goldes wert" für den "gesund gewachsenen Familienbetrieb". Das Land Tirol schießt 13 Prozent der Gesamtinvestitionssumme zu, also 435.500 Euro.

"Almrind" als Marke aufbauen?

Beeindruckt, "wie gut das Gutscheinsystem angenommen wurde", zeigte sich auch LK-Bezirksobmann Johann Gwiggner: "Besser kann man nicht unterstreichen welches Vertrauen die Bauern in den Betrieb haben". Er sieht die Almregion im Unterland "im Fleischbereich sehr gut aufgestellt". Eines der kommenden Ziele müsse es sein, eine eigene hochqualitative Vertriebsmarke aufzubauen. Das "Almrind" soll spätestens dann den Einzug in die heimische Gastronomie und den Lebensmitteleinzelhandel finden. "Im Endeffekt muss das Produkt von der Alm auch entsprechend vermarktet werden", meint Gwiggner.
"Die Zeit ist reif mit Gastronomie und Tourismus gemeinsam zu arbeiten", findet Sölls Bürgermeister Alois Horngacher, selbst Landwirt. "Wir Bauern brauchen einen gescheiten Schlachter und ich glaube, wir bringen hier etwas gescheites zusammen."
Nationalrat Hermann Gahr betonte, dass sich durch den Betrieb und die Kooperation mit den regionalen Bauern auch neue Direktvermarkter-Möglichkeiten erschließen ließen.

Ausbau braucht Fachkräfte

"Wir sind auf der Suche nach Lehrlingen", erklärt Peter Obermoser jun., dafür sei man auch in engem Kontakt mit den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Rotholz (SZ) und Weitau (KB). "Das wäre auch durchaus attraktiv als Nebenerwerb für kleinere Hofbetreiber, da könnten wir auch in den Arbeitszeiten flexibel sein, wenn am Hof was zu tun ist", so Obermoser.

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