Der Methusalem Code – Teil 3: Diese Drogen verlängern Ihr Leben
Alkohol in Maßen ist ein Heilmittel. Bei Zigaretten sind keine Vorteile bekannt.
Die günstigen Effekte von Wein auf die Gesundheit wurden bereits von Plinius, Hippokrates und Paracelsus beschrieben. Sie verordneten Wein zur Beruhigung, als Schmerzmittel oder zum Schutz gegen Infektionen. Hildegard von Bingen verschrieb ihren „Herzwein“, einen Sud aus Weißwein, Petersilie, Essig und Honig, zur – wie die heutigen Ärzte sagen würden – „Prävention von kardiovaskulären Risiken“. Ein heißer Tee mit Rum, Weinbrand oder Whisky gilt als winterliches Hausmittel gegen Erkältungen.
Österreicher gehören beim Alkoholkonsum zur Weltspitze
Doch wie steht es – abseits solcher Hausmittel – mit der wissenschaftlichen Bewertung des Alkohols? Die positiven Seiten des Alkohols zu preisen ist ja immer eine Gratwanderung. Speziell in einem Land wie Österreich, das beim Alkoholkonsum zur Weltspitze zählt. Mehr als 300.000 Österreicher erfüllen die Kriterien für Alkohol-Missbrauch oder Abhängigkeit. Und bei diesen Menschen ist von möglichen positiven Effekten des Alkohols längst keine Rede mehr.
Wie aber steht es mit jenen, die nicht gefährdet sind? – In der Tat gibt es zahlreiche Studien, die zum Trinken raten. Häufig zitiert wird eine italienische Arbeit, die 34 Studien mit mehr als einer Million Männer und Frauen zusammenfasste. Frauen sind demnach statistisch am besten dran, wenn sie ein bis zwei Gläser pro Tag trinken. Bei Männern sollten es zwei bis vier Gläser sein. Die Risikokurve zeigt die Form eines schiefen „J“. Steigt der Konsum über die Idealmenge, so geht das Sterberisiko nach oben. Wird gar nichts getrunken, ebenfalls.
Oft kommt heftige Kritik an solchen Resultaten. Es heißt, die positiven Effekte seien gekauft: Die Studien, durchgeführt von Dr. Bacardi und Professor Guinness an der Universität Bordeaux. Zudem würden die Resultate verfälscht, weil bei den Nichttrinkern auch Menschen mitgezählt werden, die wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes nicht mehr trinken dürfen. Entweder weil sich das nicht mit ihren Medikamenten verträgt, oder weil es sich um ehemalige Alkoholiker handelt, die nun trocken sind.
Gemäßigtes Trinken als Schlüssel zum Erfolg
In guten Studien sind diese Einwände jedoch längst berücksichtigt. Eine im Vorjahr publizierte britische Arbeit trennt beispielsweise streng nach ehemaligen Trinkern und lebenslangen Nichttrinkern, denen Alkohol einfach nicht schmeckt. Während des Studienzeitraums von sechs Jahren traten mehr als 103.000 akute Fälle von Herzkrankheiten auf.
Das geringste Risiko hatten die moderaten Trinker. Dann folgten die Wenig- und die Gelegenheitstrinker. Das höchste Krankheitsrisiko (+31%) hatten die lebenslangen Nichttrinker, knapp gefolgt von den Ex-Trinkern. Bei den Todesfällen war es umgekehrt: Da führten die Ex-Trinker mit einem um 44% höheren Risiko deutlich vor den Nichttrinkern (+32%) und den schweren Trinkern (+20%). Das niedrigste Sterberisiko hatten abermals jene, die einen moderaten Konsum pflegen. Ob sie den Alkohol in Form von Wein, Bier oder Cocktails genießen, spielte dabei keine besondere Rolle.
Sozialmediziner: "Ich empfehle den Leuten, sie sollen am Abend zwei Gläser Wein trinken"
Demnach ist es möglicherweise gut gemeint, vor den gesundheitlichen Gefahren von Alkohol zu warnen, für den Großteil der Menschen, die imstande sind Alkohol verantwortungsvoll zu genießen, sind diese Ratschläge aber kontraproduktiv. Immer mehr Mediziner treten deshalb dafür ein, Alkohol ganz offen zu empfehlen.
„Alle Welt spricht von den segensreichen Wirkungen der Cholesterinsenker für die Herzgesundheit“, sagte mir der Sozialmediziner Dieter Borgers von der Universität Düsseldorf. „Ich empfehle den Leuten, sie sollen am Abend zwei Gläser Wein trinken. Dann haben sie denselben Effekt – und das gänzlich ohne schädliche Nebenwirkungen.“
Beim Rauchen hingegen gibt es keine positiven Effekte, bloß eine lange Latte von Krankheiten, die durch die Nikotinsucht verursacht oder gefördert werden. Hier ist das wichtigste Hilfsmittel die Motivation. Sobald es Raucher schaffen, sich den Alltag ohne die täglichen Sargnägel vorzustellen und sich danach sehnen, ein künftiges Leben als „Freiatmer“ zu führen, haben sie gute Chancen von der Sucht loszukommen.
Hier geht's zu Teil 2 unserer Serie "Der Methusalem Code"
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