Der Methusalem Code – Teil 8: Bewahren Sie sich die "Lust am Leben"
Ohne den Wunsch, alt zu werden, werden wir auch nicht alt. Am besten helfen gute Freunde und Humor.
Für gesunde Menschen mittleren Alters erscheint es schwer vorstellbar, dass der Wunsch zu leben einmal schwinden könnte. Ein Alter von 85 Jahren erweckt verklärte Erinnerungen an die Kindheit, wo die Großeltern so ein anziehendes Flair von Altersweisheit und Liebe ausgestrahlt haben. Und wir möchten selbst gern weise sein, von der Familie geliebt, von der Gesellschaft geachtet.
Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper (?)
Dabei gehen die Jüngeren aber von einem gesunden Geist in einem gesunden Körper aus - inmitten eines weitgehend intakten sozialen Umfelds. Das kann in 20 oder 30 Jahren leider schon ganz anders aussehen: Wenn gute Freunde nicht mehr leben, der Partner oder die Partnerin erkranken, der Rücken bei jeder Bewegung schmerzt und die Annehmlichkeiten des Lebens immer kostbarer und leider auch immer seltener werden.
Möge das Schicksal verhüten, dass es so weit kommt. Mögen Rheuma und Gicht uns verschonen. Mögen alle Menschen, die uns lieb und teuer sind, nach uns sterben. Dennoch bleibt es eine Tatsache: Altern ist insofern eine Kunst, als wir uns die Motivation zum Leben immer wieder aufs Neue frisch erhalten müssen.
In den Langzeitstudien zeigt sich dieses Phänomen regelmäßig: Jene, die zum Leben eine positive Grundeinstellung haben, leben im Schnitt acht Jahre länger. Als wichtigste Zutaten finden sich guter Humor, Interesse an Kultur, ein aktives soziales Umfeld, spezielle Hobbys – und oft auch die Geborgenheit in einer religiösen oder spirituellen Gemeinschaft. Eine angenehme abgeklärte Zufriedenheit konserviert die Lebensfreude und erhält die Neugier auf das nächste Frühjahr aufrecht.
Männer sind gefährdeter als Frauen
Für Männer gilt das sogar noch etwas mehr als für Frauen. Wer als Mann mit seinem Leben zufrieden ist, kann den Geschlechternachteil in Sachen Lebenserwartung ausgleichen. Unzufriedenheit dagegen hat für Männer fatalere Folgen. Frauen können mit schwierigen Lebensphasen meist besser umgehen. Sie sind eher in der Lage, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen und finden Möglichkeiten, sich den Frust von der Seele zu reden.
Männer hingegen reagieren oft mit ungesundem Fluchtverhalten, ertränken ihre Sorgen in Alkohol und ziehen sich schweigsam und trotzig zurück. Sie verlieren die Lust am Leben ohne jemandem davon etwas mitzuteilen, oft sogar ohne es selbst bewusst zu verstehen, was bei ihnen vorgeht. Emotionale Zufriedenheit hingegen hält den Gesundheitszustand über Jahre hinweg auf hohem Niveau. Seelische Stabilität und Selbstbewusstsein sind Voraussetzungen für eine gute körperliche Verfassung.
Gute Unterhaltung statt Joggen und Turnen
Eindrucksvoll bewiesen wurde dieser Zusammenhang durch eine Studie, die mit Angehörigen der Pima-Indianer in Arizona durchgeführt wurde. Seit vielen Jahren hatten die Pima rekordverdächtig hohe Quoten bei Diabetes und Übergewicht. Wissenschaftler unternahmen schließlich einen sehr ambitionierten Versuch, die Indianer von ihrem ungesunden Lebensstil abzubringen. Es wurde gemeinsam geturnt und gejoggt. Daneben gab es Kurse über gesunde Ernährung.
Weil die Studie auch eine Kontrollgruppe vorsah, überlegten die Forscher, womit sie diese Personen beschäftigen könnten. Sie kamen auf die Idee, hier abwechselnd Häuptlinge und Stammesältere einzuladen, die über die Kultur und die Geschichte der Pima erzählten. Während die eine Gruppe nun also erfuhr wie man gesund kocht, Diät hält und Sport treibt, kam die andere Gruppe lediglich zur Unterhaltung zusammen.
Nach dem Ende der auf ein Jahr angesetzten Studie erlebten die Wissenschaftler ein blaues Wunder: Die Kontrollgruppe schlug die Diätgruppe um Längen. Ohne überhaupt darin unterrichtet worden zu sein, hatten diese Teilnehmer weniger Gewicht, bessere Blutdruck und Zuckerwerte. Sie betrieben sogar annähernd gleich viel Sport wie die Sportgruppe. Ganz ohne Anleitung.
Die Erweckung der Pima-Indianer entspricht der Kern-Botschaft des „Methusalem-Code“: Besinnen wir uns auf unsere persönlichen Stärken. Lassen wir unsere familiären Beziehungen und Freundschaften nicht lieblos dahindümpeln und verbreiten wir positive Gedanken und Humor - auf dass wir Lebensfreude ernten. Denn der Wille zum Leben ist eine mächtige, sich selbst erfüllende Prophezeiung.
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