Straßenbau-Landesrat Schleritzko: "Wir investieren in Sicherheit"
Straßenbau-Landesrat Ludwig Schleritzko: Verfahren dauern zu lang!
Sie waren bis kürzlich Direktor im Nationalpark Thayatal, jetzt sind Sie für Straßen zuständig, Sie schlagen nun Schneisen in die Landschaft. Ein Dilemma?
LUDWIG SCHLERITZKO: Kein Dilemma. Ich sehe meine Aufgabe nicht als "Schneisen in die Landschaft schlagen". Ich finde, es hat sich auf dem Gebiet schon sehr viel getan und auch viele Ausgleichsmechanismen wurden entwickelt, wenn es um den Straßenbau geht. Stichwort Umweltverträglichkeitsverfahren. Man versucht auch auszugleichen mit Ersatzflächen, wenn Boden verbraucht wird. Man baut auch Wildbrücken mit ein. Mein Zugang gilt für den Straßenbau genauso wie für den Naturschutz, dass man versucht, möglichst ausgleichend an die Sache heranzugehen.
Jetzt wurden schon sehr viele Straßen gebaut die letzten Jahrzehnte. Kommt irgendwann der Punkt, wo man sagen kann: Wir haben genug Straßen?
Es wird immer Wünsche geben. Die große Herausforderung sind natürlich Neubauprojekte. Ich habe ja auch den Hut des Finanzlandesrates auf. Der große Kostenfaktor neben dem Neubau von Straßenstücken ist natürlich der Erhalt und der Betrieb einer Straße. 14.000 Straßenkilometer müssen erhalten, gepflegt und saniert werden.
Welch ein Budgetanteil entfällt auf den Bereich Straße?
Wir haben derzeit 240 Millionen budgetiert jährlich. Wobei wir eine längerfristige Planung haben. Wir verhandeln natürlich nicht jedes Jahr ein neues Budget. Weil große Maßnahmen haben schon extreme Vorlaufzeiten. Diese Langfristigkeit gehört zum Straßenbau.
Ist es überhaupt noch möglich, Projekte zu realisieren? Die Verfahren dauern sehr lange. Müssten diese nicht kürzer werden?
Aus unserer Sicht ist es sehr wünschenswert, Stichwort S1 und S8, im Osten von Wien, Donauquerung, Lobautunnel, Marchfeld-Schnellstraße, da laufen UVP-Verfahren seit achtn, neun Jahren.
Die Ungeduld der örtlichen Bevölkerung ist schon sehr groß. Neubauten müssen auch in Zukunft möglich sein, etwa Umfahrungen mit immenser Verbesserung für die Lebensqualität.
Wie viel Arbeitsplätze sichert der Straßenbau?
18.000 Menschen sind direkt mit den Baustellen beschäftigt. Straßen haben auch indirekte Auswirkungen auf die Wirtschaft einer Region, wir sehen das an den großen Verkehrsachsen, die wir in den Konzepten haben. Unmittelbar im Straßendienst in Bundesland Niederösterreich arbeiten 3.400 Menschen, für 14.000 Kilometer, 58 Straßenmeistereien, sieben Brückenmeistereien, acht Straßenbauabteilungen plus die Straßenverwaltung.
Investitionen im Bereich Sicherheit?
Wir haben bedeutend weniger Verkehrstote. Das ist gut, aber nur ein Zwischenziel. Wir erhöhen unsere Ausgaben für Sicherheit deutlich. Etwa für Kurvenbegradigungen, Sanierung von Unfallhäufungsstellen (ca. 20 pro Jahr), für Eisenbahnkreuzungen und …
… Kreisverkehre? Die werden oft belächelt.
Jawohl Kreisverkehre! Wir haben weit mehr als 400 bei 573 Gemeinden! Ein Kreisverkehr senkt die Unfallhäufigkeit um 80% gegenüber einer Ampelanlage. Wir werden pro Jahr ca. zehn Kreisverkehre bauen.
Schneiden Sie gerne Bänder durch?
Lieber als zerschneiden tu ich verbinden. Das Banddurchschneiden ist der verdiente Lohn am Ende eines großen Projektes. Aber ich sehe mich eher als verbindenden Menschen als einen durchschneidenden. Und Straßen verbinden ja auch.
Sie haben zuerst von Schneisen gesprochen, im Sinne von trennen. Aber ich sehe eine Straße genauso wie eine Brücke als Verbindung zwischen zwei Punkten, zwei Regionen. Das ist mein Zugang zu diesem Thema.
Interview: H. Leschanz
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