Wirte-Chef Mario Pulker: "Weniger im Vereinslokal trinken, mehr im Wirtshaus"
Mario Pulker, Chef der niederösterreichischen Gastronomen sowie deren Sprecher österreichweit in der Wirtschaftskammer, im Interview über Sein und Nichtsein als Gastwirt.
Hat es früher mehr Wirtshäuser gegeben oder täuscht der Eindruck?
Der Eindruck täuscht nicht. Die Anzahl der „klassischen“ Wirtshäuser ist von 2010 auf 2016 um über 17 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum haben allerdings die Restaurants um rund 20 Prozent zugelegt. Was wir erleben, ist eine Verschiebung hin zu Spezialitäten- und Ethnischen Betrieben, zB. zu Italienischen- oder China-Restaurants.
Warum stehen Wirte heute unter Druck, was sind die größten Probleme?
Die letzten Jahre zeigen: ob Tankwarte, Bauern, Möbelhäuser, Vereine, Freiwillige Feuerwehren, politische Parteien, etc: Alle werden zu Nebenerwerbsgastwirten, die sich mit Ausschank und Verabreichungen ein Zubrot verdienen.
Zusätzliche Treiber für den Strukturwandel in der Gastronomie waren auch die Absenkung der Promillegrenze im Jahr 1997 samt strengeren Kontrollen, die laufend verschärfte Nichtraucherregelung sowie der demographische Wandel samt dem Aussterben dörflicher Strukturen.
Zuletzt hat der Mitarbeitermangel als wesentlicher Hemmschuh für die Entwicklung der Betriebe an Bedeutung zugelegt.
Was muss sich ändern, damit wir auch noch in 10 Jahren einen Dorfwirt haben und nicht nur exklusive Restaurants?
Ich glaube, in manchen Gegenden gibt es noch zu wenig Bewusstsein, wie wichtig die Rolle eines Dorfwirtshauses für die Lebensqualität und das soziale Gefüge ist. Mehr ins Wirtshaus zu gehen, anstelle sein Bier im Vereinslokal zu trinken, wäre ein erster Schritt. Wichtig ist natürlich auch, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Betriebe passen: Angekündigt wurde da zuletzt viel, jetzt muss das rasch umgesetzt werden.
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