Connected Mobility: "Wir werden es machen, die Frage ist nur wie"

Bei der Besichtigung des Dräxlmaier-Hauptsitzes in Vilsbiburg (Bayern): Günter Sauerlachner (Standortleiter Dräxlmaier Braunau), Tanja Spennlingwimmer (Business Upper Austria) und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP). | Foto: BRS
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  • Bei der Besichtigung des Dräxlmaier-Hauptsitzes in Vilsbiburg (Bayern): Günter Sauerlachner (Standortleiter Dräxlmaier Braunau), Tanja Spennlingwimmer (Business Upper Austria) und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP).
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OÖ/BAYERN. Sie sind jung und voller Ideen, die nur so aus ihnen heraussprudeln. Sie lassen sich mit herkömmlichen Begriffen aus dem Wirtschaftslexikon schwer fassen: Start Up-Gründer, Innovatoren, Freelancer, Denker, Freigeister – kurzum: technologische Wunderwuzzis, die heute schon die Zukunft von übermorgen denken. In München geben sie sich bei großen Autofirmen und Konzernen die Klinke in die Hand. „Old Economy“ und „Digital Economy“ formt den Großraum München zur "europäischen Hauptstadt der smarten Mobilität".

Mobilität der Zukunft

„Connected Mobility“ heißt das Stichwort. Nicht nur Autos, nicht nur Computer, sondern beides zusammen. Autofirmen werden zu Mobilitätsdienstleistern und Digitalkonzernen. Wird Google in 20 Jahren ebenso Autos anbieten wie Volkswagen? Wird BMW neben 3er-, 4er- und 5er-Modellen auch komplette Digitalkonzepte anbieten? Die Antwort darauf lautet: Ja! Oder vielmehr: Muss!
Autos werden schon in wenigen Jahren (teil-)autonom fahren, zumindest auf Autobahnen. Strom für Elektroautos wird aus Straßenlaternen kommen und die „Digital Natives“ werden Mobilität gänzlich anders nutzen und wahrnehmen, als noch eine Generation vor ihnen.

Strugl: "Kooperation mit Bayern vereinbart"

"Oberösterreich hat mit der Gründung der Initiative Connected Mobility, in der bereits 30 Unternehmen vertreten sind, diese Entwicklungen aufgegriffen", sagt Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP). Nachsatz: "Wir müssen auf unsere Kernkompetenz setzen – und das ist Industrie und Kreativität".

Unter Strugls Schirmherrschaft tauschten sich 30 oberösterreichische Unternehmer und Vertreter von Forschungseinrichtungen Ende März mit ihren Pendants in Bayern aus. „Wir wissen freilich, dass die Bayern mehr Pulver haben, aber Oberösterreich ist intelligent spezialisiert“, sagt Strugl.
Pulver und Intelligenz wollen Bayern und Oberösterreicher in Zukunft näher zusammenführen: Mit Staatsministerin Ilse Aigner (CSU) vereinbarte Strugl eine gemeinsame Digitalisierungs-Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen. Diese soll Kooperationsmöglichkeiten und gemeinsame Projekte ausloten.

Digital Natives, Mixed Reality und Cloud Computing

"Es stellt sich nicht die Frage, ob wir es machen, sondern nur wie", sagt Microsoft München-Technikdirektor Christian Binder. Die Digitalisierung der Wirtschafts- und Arbeitswelt lässt sich nicht aufhalten, lediglich lenken. Der internationale Softwarekonzern arbeitet derzeit an zahlreichen digitalen Projekten.

Um nur ein Beispiel bildhaft zu machen: Das Mixed Reality-Projekt "Hololens" (siehe Bild) ist eine etwas überdimensionierte Brille mit Plastikstirnband, die digitale Modelle in das Sichtfeld des Benutzers projiziert. Die virtuelle Realität ergänzt die physische Realität. Es können digitale Bauanleitungen im Blickfeld eines Technikers oder 3D-Modelle von Motorrädern am Tisch eines Designers angezeigt werden. Zusätzlich ist es möglich, via Hololens zu telefonieren oder virtuelle Räume in echten Gebäuden zu erschaffen.

Veränderung forciert Microsoft aber keineswegs nur in der digitalen Welt – seit Jahren ist der Konzern ist auch intern im Umbruch. Denn der Softwareriese sucht nicht nur in puncto Geschäftsmodell neue Wege sondern auch bei Büroräumen und interner Kommunikation. So gibt es etwa für die 2000 Angestellten im Münchner Hauptquartier keine fixen Arbeitsplätze, sondern seit knapp einem Jahr „nur“ noch Telefon- und Besprechungsräume, Erholungszonen und Konferenzräume. „Neue Geschäftsmodelle erfordert neue Arten von Firmenkultur“, heißt es bei Microsoft.

4 Milliarden Euro: Umsatz in vier Jahren verdoppelt

Apropos Geschäftsmodell: Wie eine Nische erfolgreich besetzt werden kann, zeigt der Automobilzulieferer Draxlmaier. Dessen weltweites Headquarter befindet sich im verschlafenen bayerischen Städtchen Vilsbiburg, eine gute Autostunde nordöstlich von München. Der "Mittelständler" (O-Ton Staatministerin Ilse Aigner) ist weltweit führender Interieurausstatter – Mittelkonsolen, Autoinnentüren und Armaturenbretter – von Premium-Pkw. BMW, Audi, Daimler, Tesla und Co. stehen auf der Kundenliste. Derzeit gibt es so viele Kundenanfragen, dass die Firma kaum nachkommt – einige Aufträge für amerikanische Elektroautofirmen mussten sogar abgelehnt werden.
Das Familienunternehmen beschäftigt 55.000 Mitarbeiter, 570 davon am Standort in Braunau und konnte den globalen Umsatz seit 2011 auf vier Milliarden Euro verdoppeln.

Dienstleistung statt eigenes Auto

Die eigene Zukunft sieht der Premium-Zulieferer aus Vilsbiburg aber auch zum Teil in der Digitalisierung: Cognitive Computing und Mobilitätsdienstleistungen, die in Computer-Clouds zur Verfügung gestellt werden, stehen auf der Dräxelmaierschen To-Do-Liste. So wird, Schätzungen zufolge, alleine der Markt für autodaten-gestützte Services – von den Fahrstrecken bis zum nächsten Servicetermin – in fünfzehn Jahren bis zu 750 Milliarden Euro schwer sein.

"Viele Menschen wollen in Zukunft kein Auto mehr besitzen, sondern nur eine Mobilitätsdienstleistung konsumieren", sagt Helmut Meitner, Digital-Entwicklungschef von Dräxlmaier. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Anforderungen und Designs von Fahrzeugen. Bei Dräxlmaier glaubt man, dass vom Lounge-Bereich am Fahrersitz, über eine Rückbank als Schlafkoje, bis hin zum TV-System im Seitenfenster vieles möglich wäre. Und sicher in den nächsten Jahren so in Autos eingebaut wird. Es stellt sich also erneut nicht die Frage, ob wir es machen, sondern nur wie...

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