5G: Mediziner fordern mehr Untersuchungen von Handystrahlen

Mit dem 5G-Ausbau wird die Zahl der Mobilfunkantennen stark zunehmen. Allerdings handelt es sich dabei um Mikroantennen in kleinen Boxen mit kleiner Sendeleistung. | Foto: MEV
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  • Mit dem 5G-Ausbau wird die Zahl der Mobilfunkantennen stark zunehmen. Allerdings handelt es sich dabei um Mikroantennen in kleinen Boxen mit kleiner Sendeleistung.
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ÖSTERREICH. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die nächste Generation des Mobilfunks, 5G, bis 2025 im ganzen Land verfügbar zu machen. So heißt es in der im April vom Infrastrukturministerium veröffentlichten 5G-Strategie. "Die flächendeckende 5G-Versorgung ist ausschlaggebend für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung", heißt es zur Begründung in dem Papier.

Viele neue Antennen

Der Ausbau der 5G-Infrastruktur bedeutet auch mehr Antennen. "Hinsichtlich der Gesamtzahl der Antennen kann nur gemutmaßt werden", sagt Gregor Gradnig, Sprecher der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR), zu den Regionalmedien Austria (RMA). Schätzungen gehen von zehntausenden neuen Antennen aus. Die Standorte der aktuellen Mobilfunk- sowie Rundfunksendestationen in Österreich sind im <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.senderkataster.at/">Sendekataster</a> verzeichnet.

Alte Ängste

Das weckt alte Ängste vor Handystrahlen. Doch was ist dran an der Angst vor gesundheitlichen Schäden durch hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF), die von Smartphones, WLAN und anderen kabellosen Anwendungen ausgehen?

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Appell für mehr Forschung

Aus Sicht der Mobilfunkbranche, die hinter dem Forum Mobilkommunikation (FMK) steht, "sind die Felder, die von Mobilfunkstationen und Handys ausgesendet werden, völlig unbedenklich", wie FMK-Sprecher Gregor Wagner sagt. Das sehen einige Mediziner anders. Die Internationale Krebsagentur (IARC), die bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelt ist, stufte HF-EMF, also den Frequenzbereich zwischen 100 Kilohertz bis 300 Gigahertz, 2011 als möglicherweise krebserregend ein. 2015 unterschrieben über 180 internationale Wissenschafter einen Appell, der auch an die EU-Kommission ging, mit dem Ausbau von 5G zu warten, bis die Gesundheitsrisiken genau erforscht sind.

"Keine belastbaren Daten"

"Es wird eine Technologie eingesetzt, ohne die gesundheitlichen Auswirkungen zu prüfen", sagt Michael Kundi, Epidemiologe an der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Meduni Wien. Er sieht das Problem darin, dass große Bevölkerungsgruppen den HF-EMF ausgesetzt sind und "es keine belastbaren Daten für biologische Auswirkungen gibt". Weltweit nutzen über sieben Milliarden Menschen ein Handy. In Österreich gibt es 14 Millionen aktive SIM-Karten bei acht Millionen Einwohnern.

50-facher Vorsorgefaktor

Die Wissenschafter befürchten durch den 5G-Ausbau eine exponentielle Zunahme der langfristigen Exposition der Bürger durch HF-EMF. Wagner hält dem entgegen, dass die von der WHO und der internationalen Strahlenschutzkommission ICNIRP vorgegebenen Grenzwerte, die auch in Österreich gültig sind, einen 50-fachen Vorsorgefaktor enthalten würden. "Damit sind auch eventuelle Effekte abgedeckt, die noch nicht bekannt sind", sagt Wagner.

Das Argument Gehirnkrebsrate

Um die Unbedenklichkeit von Mobilfunk zu belegen, argumentiert Wagner weiter mit der Statistik zu Gehirntumoren. "Die Zahl der Gehirntumorerkrankungen ist seit der Einführung von Mobilfunk in Österreich 1992 gleich geblieben oder sogar zurückgegangen, wie bei der Statistik Austria nachzulesen ist", sagt er im Gespräch. Tatsächlich zeigt die Statistik Austria für 1992 auf 100.000 Personen 8,5 Neuerkrankungen. 2015 waren es neun Neuerkrankungen. Dazwischen schwankt dieser Wert jährlich zwischen 7,5 und zehn.

Moderne Gehirntumorregister

Die RMA rief bei der Statistik Austria an, um sich diese Zahlen interpretieren zu lassen. Dort wurde auf Johannes Hainfellner, Leiter des Klinischen Instituts für Neurologie der Meduni Wien, verwiesen. Dieser verwies  wiederum auf Kundi als Experten auf diesem Gebiet. "Die Meinung des FMK, dass sich im Anstieg der Hirntumorinzidenz zeigen müsste, ob es ein Risiko der Handynutzung gibt, ist nicht richtig. In den Ländern mit up-to-date Hirntumorregistern gibt es in den letzten etwa 10 Jahren massive Anstiege für besonders bösartige Hirntumore. In Österreich existiert ein Hirntumorregister erst seit einigen Jahren und man kann daher für Österreich keine langfristige Untersuchung anstellen", sagt Kundi auf Nachfrage der RMA.

"Unerwüschte biologische Wirkungen"

Im Appell werden viele Forschungen angeführt, die zeigten, dass HF-EMF auch weit unterhalb der Grenzwerte Auswirkungen auf Lebendorganismen haben. "Es gibt unerwünschte biologische Nebenwirkungen", so Wilhelm Mosgöller, Mediziner und Koordinator der im Auftrag der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) 2016 veröffentlichten ATHEM-2-Studie, die DNA-Brüche durch Mobilfunkexposition bestätigt. "DNA-Brüche sind völlig harmlos oder eine mögliche Vorstufe zu Krebs. Um sicher zu sein, brauchen wir mehr Forschung", sagt er zu den RMA.

Gesundheitsministerium empfiehlt Headsets

In einer <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.bmgf.gv.at/cms/home/attachments/1/9/2/CH1238/CMS1202111739767/handy_folder_20170727.pdf">Broschüre</a> des Gesundheitsministeriums 2017 heißt es, die Auswirkungen von Mobilfunk auf die Gesundheit seien nicht zweifelsfrei geklärt. Dort wird zum umsichtigen Umgang, besonders bei Kindern, geraten. So wird etwa empfohlen sich am Handy kurz zu fassen und Headsets oder Freisprechanlagen zu verwenden.

Problem Handysucht

Für Kundi geht das Problem über die Technologie hinaus: "Das Nutzungsverhalten spielt eine große Rolle." Dem stimmt Mosgöller zu: "Handysucht ist ein großes Problem." Er weist auf das kürzlich in Frankreich eingeführte Handyverbot an Schulen hin. "Das Internet und Smartphones sind ja nicht grundsätzlich schlecht. Es ist sicher schlecht, wenn man sie überdosiert." Welche Dosis unbedenklich ist, sei offen.

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Leserbrief

Nicht wir beherrschen die Technik, die Technik beherrscht uns

Vehement schließe ich mich den Forderungen der Umweltmediziner nach einem vorläufigen Ausbaustopp von 5G an, bis auf wissenschaftlicher Ebene die zahlreichen biologischen Langzeitwirkungen dieser Mikrowellenstrahlung abgeklärt sind.

Ich bin immer wieder mit Menschen in Kontakt (und zwar zunehmend jüngeren Personen), die unter allen möglichen Arten von Elektrosmog (von Hausstrom bis hin zur Mobilfunkstrahlung) leiden. Viele von ihnen können nur mehr eingeschränkt am öffentlichen Leben teilnehmen. Viele sind berufsunfähig geworden, wenngleich sie in einem strahlungsarmen Umfeld gesund und leistungsfähig sind. Viele wurden zu einem kostspieligen Umzug in eine strahlungsärmere Wohnung gezwungen.

Ich befürchte, dass 5G noch mehr Menschen die Gesundheit raubt. Flächendeckend, ohne Rücksicht auf Schwangere und Kinder, auf Kranke und Alte, treffen uns gepulste Mikrowellen in einer Strahlungsdosis, die weit über jeder natürlichen Hintergrundstrahlung liegt.

Dass Herr Wagner vom Forum Mobilkommunikation (FMK) davon ausgeht, dass die derzeit geltenden Grenzwerte (die auf Empfehlungen des kleinen privaten Vereins ICNIRP aus dem vorigen Jahrhundert beruhen) vor gesundheitlichen Risiken schützen würden und daher der Ausbau von 5G völlig unbedenklich sei, verwundert mich. Denn bereits 2016 haben führende europäische Umweltmediziner die EUROPAEM-EMF-Leitlinie 2016 veröffentlicht, die auf der Basis der aktuellen medizinischen Forschung ganz klar von einem hohen gesundheitlichen Risiko elektromagnetischer Strahlung weit unterhalb der derzeit geltenden Grenzwerte spricht. Darüber hinaus liegen in Italien und Spanien erste Gerichtsurteile vor, die die Gesundheitsschäden durch Mobilfunkstrahlung gerichtlich anerkennen. Warum wird dennoch mit aller Vehemenz die Einführung von 5G betrieben? Entgegen dem gesundem Menschenverstand und dem Vorsorgeprinzip?

Mit Besorgnis blicke ich in die Zukunft unserer Kinder. Das Handy ist seit 25 Jahren am Markt. Nicht wenige meiner Bekannten müssen sich nach 20 Jahren Handynutzung eingestehen, dass ihnen längeres Handytelefonieren Beschwerden verursacht (Kopfschmerzen, Tinnitus, warmes Ohr, Ziehen im Kopf, Wortfindungsstörungen). Was ist in 20-30 Jahren? Können wir mit dieser Technologie fit und vital alt werden? Oder bezahlen wir diesen vermeintlichen Fortschritt mit unserer Gesundheit?

Das Handyverbot an den französischen Schulen weist in die richtige Richtung. Seit Jahren vermisse ich hier in Österreich eine Aufklärung über die Risiken der Mobilfunkstrahlung. Selbst die „10 medizinischen Handyregeln“ der Wiener Ärztekammer, veröffentlicht 2006, sind in der Bevölkerung nicht oder kaum bekannt. Und wenn sie bekannt sind: wer hält sich daran?

Oftmals muss ich feststellen, dass nicht wir die Technik beherrschen, sondern die Technik uns: Smart-TVs sind verkabelt und das WLAN ist per Software angeblich deaktiviert - das Strahlungs-Messgerät beweist aber das Gegenteil. Techniker behaupten, das WLAN am Router sei ausgeschaltet, laut Messgerät strahlt es aber weiter, 300 Meter im Umkreis. Wie wird das erst mit den smarten Endgeräten bei 5G, die angeblich selbstständig kommunizieren? Mit Sendemasten alle 50-100 Meter, direkt vor den Schlafzimmern und Hauptaufenthaltsräumen von Kindern und Jugendlichen? Selbst die Deutsche Telekom warnt davor, ihre WLAN-Router in unmittelbarer Nähe zu Kinder-, Schlaf- und Aufenthaltsräumen zu betreiben, wegen der Strahlungsbelastung. Wollen wir wirklich eine weitere Dauerbelastung mit gepulsten Mikrowellen? Sie betrifft jeden! Die Strahlenkrankheit kommt schleichend, äußert sich in unspezifischen Symptomen wie z.B. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Burn-Out; siehe „Mikrowellensyndrom“, beschrieben von Dr. Wolf Bergmann. Sie braucht als Therapie eine funkarme Umgebung. Politik und Industrie schützen die Technik und den vermeintlichen Fortschritt, nicht den Menschen. Wie lange lassen wir uns das noch gefallen?
Dr. E. Müller</div>

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