Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres: "Wir wollen eine Volksabstimmung über das Rauchverbot"

Thomas Szekerez: "Dass unser Volksbegehren so sensationell ausgehen würde, haben wir nicht vermutet." | Foto: Arnold Burghardt
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  • Thomas Szekerez: "Dass unser Volksbegehren so sensationell ausgehen würde, haben wir nicht vermutet."
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Wie gesund ist Österreich?
SZEKERES: Die Lebenserwartung ist sehr gut. Bei der allgemeinen Gesundheit sieht es weniger gut aus. Viele Menschen fühlen sich krank, etwa durch Stress. Ein großes Problem sind die Jugendlichen. Bei Tabak und Alkohol liegen unsere Jugendlichen im Spitzenfeld der OECD-Länder.

Da hilft aber dann ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie auch nicht.
Das Thema wurde deshalb eines, weil die Regierung das geplante Rauchverbot wieder aufheben will. Wir wissen aber aus dem Ausland, dass ein Rauchverbot in der Gastronomie förderlich für die Gesundheit der Menschen ist. Dass unser Volksbegehren so sensationell ausgehen würde, haben wir aber nicht vermutet.

Sie wollen nach wie vor eine Volksabstimmung?
Ja. Die Regierung hat sich ja auch zu mehr direkter Demokratie bekannt.

Die Regierung will das Rauchverbot auf 18 Jahre anheben?
Das wird wenig bringen. Jetzt gibt es ein Rauchverbot bis 16. Und trotzdem rauchen viele Jugendliche unter 16.

Was also tun?
Prävention und Gesundheitserziehung an den Schulen. Das ist der Ort, wo man Kinder und Jugendliche aufgrund von Fakten zu einem gesünderen Leben motivieren kann. Da geht es natürlich nicht nur um den Tabakkonsum sondern auch um Bewegung, die Ernährung und natürlich den Alkohol.

Themenwechsel: Gibt es den Ärztemangel wirklich?
Am Land werden sicher schon viele Menschen bemerkt haben, dass sich auf eine freie Arztstelle niemand meldet.

Aber es gibt 45.000 Ärzte in Österreich.
Da sind auch die Turnusärzte mitgezählt. Und viele Ärztinnen sind in Teilzeit. Faktum ist: wir haben einen Rückgang an Kassenärzten, obwohl die Bevölkerung wächst. Deshalb fordern wir bundesweit 1300 zusätzliche Kassenärzte.

Aber warum soll dann jemand am Land Hausarzt werden wollen?
Weil das ein schöner Beruf ist. Man begleitet die Menschen und ihre Familien. Natürlich ist das Einkommen unterschiedlich. Deshalb fordern wir auch eine signifikante Anhebung der Honorare für Hausärzte. Aber natürlich sind auch die Gemeinden gefragt. In Form von Unterstützung etwa bei Anfangsfinanzierungen für die Ordination oder bei der Jobsuche für Angehörige.

Sind die Kassen schuld am Hausärztemangel?
Die sind unterfinanziert. Denn die Zahl der Pensionisten, Zuwanderer und Arbeitslosen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Dazu kommen die vielen Mitversicherten. Das alles belastet die Gebietskrankenkassen enorm. Zusätzliche Ärzte sind so nicht finanzierbar.

Also höhere Gesundheitsausgaben?
Nicht unbedingt. Ein Ansatz ist, dass man von den reichen zu den armen Kassen umverteilt. Ein weiterer Ansatz ist, dass man aus den Spitälern in den niedergelassenen Bereich umverteilt. Statt der Spitalsambulanz, kann man Einrichtungen schaffen, wo Patienten etwa am Wochenende hingehen können. Allerdings wird man bei einer wachsenden Bevölkerung, mehr alten Menschen und einem Fortschritt der Medizin auch mehr Geld benötigen, um eine Gesundheitsversorgung auf bekannt hohem Niveau anbieten zu können.

Ist unser Gesundheitssystem nicht trotzdem viel zu teuer?
Nein. Deutschland, die Schweiz oder die USA liegen weit höher. Wie aus einer Statistik von Eurostat hervorgeht, betragen die staatlichen Gesundheitsausgaben in Österreich acht Prozent vom BIP. Damit liegen wir gleichauf mit den Niederlanden. Und zwischen 2009 und 2015 betrug die Ausgabensteigerung einen Prozentpunkt pro Jahr. Nicht extrem viel.

Ihre Meinung zu den Kassenfusionsplänen?
Bei der Zusammenlegung der Krankenkassen sollte man regionale Rahmenbedingungen beachten. Zum Beispiel die Frage: In welchem Ort platziere ich den nächsten freiwerdenden Arzt. Das von Wien aus zu steuern, macht nicht allzu viel Sinn. Gar nicht gut wäre, wenn man die AUVA auflösen würde. Hier möchte man 500 Millionen Euro einsparen. Das würde die Unfallkrankenhäuser mehr als gefährden. Ich hoffe, dass die Regierung von diesen Plänen Abstand nimmt.

Wie gesund leben Sie?
Ich versuche mein Gewicht zu halten, was mir nicht leicht fällt und ich versuche in das Fitnessstudio zu gehen, was mir auch nicht leicht fällt. Und durch ein Foto in der Boulevardpresse wissen auch alle, dass ich ab und an rauche. Das ist eine Sucht und ich kämpfe dagegen an. Derzeit mit Antiraucherpflaster.

Danke für das Gespräch.

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