Harald Mahrer: Der neue Wirtschaftskammerchef im Portrait

Harald Mahrer gilt als umgänglich und sachorientiert. Unterschätzen, so berichten Vertraute, sollte man ihn deshalb nicht. | Foto: Nikolaus Faistauer
  • Harald Mahrer gilt als umgänglich und sachorientiert. Unterschätzen, so berichten Vertraute, sollte man ihn deshalb nicht.
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Basisarbeit statt Öffentlichkeit

Zuletzt war es auffallend still um Harald Mahrer geworden. Als der bisherige WKÖ-Präsident Christoph Leitl Anfang November des Vorjahres Mahrer als seinen Nachfolger vorschlug, war das nahezu der letzte öffentliche Auftritt des nunmehr neuen WK-Chefs. Keine Interviews, keine täglichen Wortspenden zu den politischen Ereignissen.

Hinter vorgehaltender Hand rannte darüber in der Kammer der Schmäh. Christoph Leitl, der ewige Präsident, habe einen Nachfolger auf Lebenszeit ernannt, so ein Kalauer. In Wahrheit war für Mahrer Basisarbeit bei den Funktionären angesagt. Denn seine Ernennung löste in der Kammer nicht nur Begeisterung aus.

Ein pragmatischer Liberaler

Mahrer gilt als Liberaler. Er bewundert die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher und ist überhaupt ein England-Fan. Das bemerkt man mitunter auch an seinem Kleidungsstil.

Wenn ihm Dinge zu langsam gehen, so wird berichtet, neigt er hingegen nicht zu britischem Understatement sondern ab und an zu forschem Umgangston. Das kann also spannend werden, wenn er mit Arbeiterkammer und Gewerkschaft über die Möglichkeiten zur 60-Stunden-Woche verhandeln wird, die Mahrer als kriegs-entscheidend für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Östereich sieht.

Mahrer ist aber auch ein Pragmatiker. Erstaunlich schnell hat er sich zum Beispiel für die Beibehaltung der Pflichtmitgliedschaft ausgesprochen. Das diente vor allem der Beruhigung der Funktionärsgemüter im eigenen Haus, auf deren Unterstützung er in den kommenden Monaten und Jahren angewiesen sein wird.

Kunst der Inszenierung

Was die Kunst der Inszenierung angeht, wird der 1,94 Meter große Schnellsprecher Mahrer freilich keinen Rat benötigen. 2014 etwa legte er als damaliger Staatssekretär im Wirtschaftsministerium mit Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) eine "fast geile" Bildungsreform hin. Das "High Five" bei der Präsentation ist unvergesslich und war seine Idee gewesen.

Show und Verkaufstalent wären freilich allein nicht ausreichend, um seinen steten beruflichen Aufstieg zu analysieren. Nach der Matura am Realgymnasium Wien-Krottenbachstraße in Wien Döbling studierte Mahrer von 1991 bis 1998 Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien).

Politiker und PR-Berater

Anschließend arbeitete er als Assistent des Rektors. Im Jahr 2000 promovierte er zum Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Schon während des Studiums war er in der Studentenpolitik tätig. Als Mitglied der VP-Aktionsgemeinschaft wurde er 1995 deren geschäftsführender Bundesobmann. Von 1995 bis 1997 war er ÖH-Vorsitzender an der WU Wien.

Im Jahr 2000 gründete er das Forschungs- und Beratungsunternehmen Legend Consulting. Von 2006 bis Ende 2010 war er Geschäftsführender Gesellschafter der PR-Agentur Pleon Publico.

Mit der Übernahme der Präsidentschaft der politischen Akademie der ÖVP durch Sebastian Kurz im September 2015 wurde Mahrer dort einer der Vizepräsidenten.

Von Sebastian Kurz bis Christian Kern

Als nach dem Rücktritt Michael Spindeleggers im August 2014 Wirtschafts- und Forschungsminister Reinhold Mitterlehner das Amt des Vizekanzlers in der Bundesregierung Faymann II und die Funktion des ÖVP-Parteiobmannes antrat, wurde in seinem Ministerium ein neues Staatssekretariat eingerichtet, das Mahrer übernahm.

Nach Mitterlehners Rücktritt im Mai 2017 wurde er dessen Nachfolger als Minister in der Regierung von Christian Kern, mit dem sich Mahrer übrigens bestens versteht. Insider meinen, Mahrer könne deshalb auch gut als Mediator zwischen Kurz und Kern dienen, die sich ja eher nicht so gut vertragen.

Und nun also ganz oben

Lange Zeit schien festzustehen, dass Mahrer auch unter Sebastian Kurz Minister bleibt. Aber Mahrer ist ein Typ, der gerne die Nummer eins ist. Außerdem: Chef der Wirtschaftskammer zu sein, bedeutet Macht.

Jetzt ist er also ganz oben angekommen. Womit für Mahrer eine ganz neue Herausforderung entsteht: denn wer ganz oben ist, muss zusehen, dass er auch ganz oben bleibt.

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