Fitness-Check für Österreichs Gemeinden
Zahlreiche Gemeinden durchlaufen derzeit einen Test, der zeigt, wo sie mit ihren Finanzen, mit ihrem Bürgerservice, der Verwaltung und ihrem Management stehen. Ziel: eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Menschen in den ländlichen Regionen. Denn immer mehr Menschen ziehen in die Städte.
Masterplan unter dem Motto „Heimat. Land. Lebenswert“
Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher leben in ländlich geprägten Regionen. Obwohl Regionalität heute gefragt ist wie nie zuvor, ziehen aber immer mehr Menschen, meist durch ein Studium oder durch einen neuen Job, in die Städte.
Die Politik versucht dem entgegen zu wirken. So wurde unter der vergangenen Regierung ein Masterplan unter dem Motto „Heimat. Land. Lebenswert“ entwickelt. Ziel: eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Menschen in den ländlichen Regionen.
Zum Start bereits rund 50 Gemeinden dabei
Im Zuge dessen wurde auch das sogenannte CommunalAudit weiterentwickelt. Mit dem Audit können die Gemeinden ihre Finanzen, ihr Management und ihre Infrastruktur überprüfen. Nach einer Testphase ist das Audit jetzt österreichweit voll angelaufen.
Zum Start sind laut dem Beratungsunternehmen Ramsauer & Stürmer Consulting, welches das Projekt durchführt, bereits rund 50 Gemeinden dabei. Über 100 Gemeinden aus ganz Österreich haben darüber hinaus in den ersten drei Monaten ihr Interesse bekundet, am Projekt teilzunehmen.
Die Teilnahme ist freiwillig und kostenlos
Die Teilnahme am CommunalAudit ist für die Gemeinden freiwillig und kostenlos. Finanziert wird das Projekt mit Unterstützung des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus sowie der Länder und der EU.
Ministerin Elisabeth Köstinger: "Eine Selbstüberprüfung, die eine klare Auskunft darüber gibt, wo man organisatorisch und finanziell steht, kann ich nur wärmstens empfehlen." Denn jeder Kommunalpolitiker wisse, wie wichtig der sorgsame Umgang mit Steuergeld und die effiziente Verwendung von Mitteln sei.
"Bestandaufnahme der gesamten Infrastruktur"
Und was bedeutet das CommunalAudit in der Praxis? Elisabeth Feichtinger, Bürgermeisterin der oberösterreichischen Gemeinde Altmünster betrachtet das Audit generell als "eine sehr gute Möglichkeit der Bestandaufnahme der gesamten Infrastruktur der Gemeinde."
Zudem ist für Feichtinger das Projekt die Grundlage für eine regionale Bestandserhebung, da auch umliegende Kommunen wie Gmunden und Traunkirchen daran teilnehmen würden.
„Die südsteirische Weinstraße“ als Wirtschaftsmotor
Reinhold Höflechner, Bürgermeister der südsteirischen Gemeinde Straß sieht das CommunalAudit als "Standortbestimmung". "Wir definieren unsere Stärken und Schwächen und können uns mit vergleichbaren Gemeinden matchen."
Obwohl man noch mitten im Projekt steckt, kann Höflechner schon jetzt erste Ziele definieren. So werde man wie bisher stark auf den Tourismus setzen. Straß bildet mit umliegenden Kommunen den Tourismusverband „Die südsteirische Weinstraße“.
Höflechner ortet darüber hinaus für seine nahe der Pyhrn-Autobahn gelegene Gemeinde aber auch Potenzial in der Wirtschaft. "Gemeinsam mit Partnergemeinden könnten wir uns für die Zukunft noch stärker als Standort für Gewerbe- und kleinere Industriebetriebe positionieren."
Transparenz der Finanzen ist logisch
Einen Plan für die Zukunft hat auch Günther Stellwag, Bürgermeister der Gemeinde Natschbach-Loipersbach im südlichen Niederösterreich. Stellwag will das Thema Familienfreundlichkeit verstärken. "Darüber hinaus werden wir die Digitalisierung, Stichwort Glasfaserausbau, vorantreiben."
Dass beim Audit auch die Finanzen einer Gemeinde durchleuchtet werden, ist für die Bürgermeister überhaupt kein Problem. Die Transparenz der kommunalen Bilanz sei längst gegeben. Stellwag etwa braucht den Vergleich mit anderen Kommunen nicht zu scheuen. Hat doch laut seinen Angaben Natschbach-Loipersbach in den vergangenen elfJahren ihren Schuldenstand auf ein Drittel reduziert.
Eine Reportage von Wolfgang Unterhuber
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