Agrana-Chef Marihart fordert Aufklärung statt Zuckerbashing

Agrana-Chef Johann Marihart: "Nicht Zucker, sondern der Lebensstil ist das Problem" | Foto: Arnold Burghardt
  • Agrana-Chef Johann Marihart: "Nicht Zucker, sondern der Lebensstil ist das Problem"
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ÖSTERREICH. Volkskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes breiten sich aus und im der Ursachenbekämpfung steht in Gesundheitskampagnen oft Zucker. Johann Marihart, Chef der Agrana, dem größten österreichischen Produzent von Zucker, Stärke und Fruchtzubereitungen, ist überzeugt, dass Zucker-Bashing keinen Beitrag für mehr Gesundheitsbewusstsein leistet. "Wir glauben, das Problem ist der Lebensstil, der von zu wenig Bewegung geprägt ist", sagt Marihart vor Journalisten. Gemeinsam mit dem Leiter des Departments für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien, Jürgen König, fordert er eine Versachlichung der Debatte.

Energiebilanz statt Zucker in den Fokus stellen

In den Supermarktregalen würden sich Produkte finden, die mit Zuckerreduktion beworben werden. Marihart wertet dies als an Irreführung grenzende Verunsicherung der Konsumenten. Zucker sei nicht die Ursache für Übergewicht, betont Marihart. Und Ernährungswissenschaftler König ergänzt: "Die Energiebilanz sollte im Mittelpunkt stehen."

Zu wenig Bewegung ist das Problem

Übergewicht entstehe durch eine übermäßige Energiezufuhr bei zu niedrigem Energieverbrauch (also zu wenig Bewegung). Diese positive Energiebilanz führe wiederum zur SPeicherung in Form von Körperfett, so die Erklärung von König. "Irrelevant ist hierbei jedoch die Energiequelle. Relevant ist der Energieüberschuss", sagt der Ernährungswissenschaftler.

Als Beispiel nimmt König eine Portion Schokopudding mit 138 Kalorien. Reduziert man die Zuckermenge um 30 Prozent, sinkt die Kalorienmenge gerade einmal um acht Kalorien auf 130. Eine Zuckerreduktion reduziert die Energieaufnahme also nur in einem geringen Ausmass.

Zuckersucht: Uneinigkeit in der Wissenschaft

Auf den Verdacht, dass Zucker süchtig mache, antwortet König: "Nein, Zucker macht nicht süchtig." Auch Michael Musalek vom Anton-Proksch-Institut, einer der führenden Suchtkliniken Europas, kommt zu dieser Auffassung. Der Forscher Robert Lustig von der University of California hingegen kommt laut einem Bericht in der deutschen Tageszeitung Die Welt bei dieser Frage zu einer gegenteiligen Einschätzung. In einer Studie mit Ratten, denen Lustig zuerst zuckerhaltige Kost verabreichte und plötzlich damit aufhörte, beobachtete er Symptome wie bei einem Heroinentzug, heißt es in dem Artikel.

König zeigt sich, was Studien mit Laborratten angeht, skeptisch, denn hier würden extreme Situationen im Labor herbeigeführt, die sich nur schwer auf den Menschen übertragen ließen.

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