Trend-Studie: Mit Zahlungsmoral und Wirtschaft geht es in Österreich bergauf
63 Prozent von rund 2000 befragten Unternehmen schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als positiv ein.
ÖSTEREICH. Durchgeführt hat die Studie der Kreditschutzverband von 1870 (KSV 1870). Rund 2000 Unternehmen wurden im Juni 2017 befragt, um das Zahlungsverhalten in Österreich zu bewerten.
Optimismus bei Unternehmen spürbar
Fast die Hälfte (48 %) der befragten Unternehmen verzeichnet steigende Umsätze und 63 Prozent schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als positiv ein. "Der Optimismus ist quer durch alle Unternehmensgrößen spürbar", sagt Ricardo-José Vybiral, Vorstand des KSV 1870, bei einer Pressekonferenz in Wien.
Laut Studienergebnissen scheinen besonders Unternehmen mit 301 bis 500 Mitarbeitern von dem Positiv-Trend zu profitieren: 67 Prozent berichten von steigender Umsatzentwicklung – das sind 35 Prozent mehr als im Jahr 2016. Rückläufige Umsätze hat in dieser Gruppe keines der befragten Unternehmen angegeben.
In der Studie wurde auch die wahrgenommene Zahlungsmoral der Kunden abgefragt: 65 Prozent der Umfrageteilnehmer stellen im Vergleich zum Vorjahr eine unverändert gute Disziplin im Zahlungsverhalten ihrer Firmenkunden fest. 14 Prozent – drei Prozent mehr als 2016 – sprechen von einer Verbesserung.
Gemeinden haben hohe Zahlungsmoral
"Die klaren Musterschüler im öffentlichen Bereich sind die Gemeinden", sagt Vybiral. Im Vergleich zum Bund mit durchschnittlich 37 Tagen und den Ländern mit durchschnittlich 36 Tagen Zahlungsdauer zahlen die Gemeinden mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 30 Tagen am schnellsten. In Oberösterreich, Salzburg und Kärnten zahlen die Gemeinden ihre Verbindlichkeiten sogar sieben Tage schneller als im Vorjahr.
Die Zahlen zeigen die durchschnittliche Zahlungsdauer in Tagen. In Klammern ist die Differenz zum Vorjahr angegeben. (Grafik: KSV 1870)
Gründe für den Zahlungsverzug
Bei der Einschätzung der Gründe für den Zahlungsverzug von Kunden zeigt die Studie Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. Nur mehr 32 Prozent – ein knappes Drittel – denkt, dass Rechnungen vorsätzlich nicht bezahlt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind das zehn Prozent weniger.
"In diesem Bereich zeigt sich allerdings, dass Größe auch Macht verleiht", sagt Walter Koch, Geschäftsführer des KSV 1870 Forderungsmanagements. Denn 39 Prozent der Gläubiger stellten bei der Studie fest, dass große Kunden tendenziell länger für die Bezahlung brauchen als kleine.
Koch betont aber, dass hier auch die Verwaltung der Schuldner eine Rolle spielen könne. "Verzögerungen durch veraltete Administration schaden nicht nur den Gläubigern, die länger auf ihr Geld warten müssen. Verspätete Zahlungen haben auch Auswirkungen auf das eigene Rating."
Österreichische Zahlungsmoral vorbildlich
"Die österreichische Zahlungsmoral ist vorbildlich: Zusammenfassend kann man sagen, dass aktuell 78 Prozent der Firmenkunden ihre Verbindlichkeiten innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels begleichen", sagt Vybiral. Im internationalen Vergleich liegt Österreich in der Studie mit einer durchschnittlichen Zahlungsdauer von 29 Tagen bei Firmenkunden auf Platz zwei gleich direkt hinter Deutschland (25 Tage) und vor Schweden (30 Tage).
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