Peter Rosegger: Der Heimatdichter als Grüner und Umweltschützer

"Peter Rosegger war ein Visionär, eigentlich ein Grüner und ein Umweltschützer" – so analysiert Hermann Schützenhöfer den Heimatdichter. | Foto: Konstantinov
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Die Steiermark gedenkt des 100. Todestags von Peter Rosegger und feiert seinen 175. Geburtstag. Ein würdiges Gedenkjahr also, das in unserem Bundesland von zahlreichen Aktivitäten (alle Infos auf Peter Rosegger) begleitet wird. Zeit also für eine erste Zwischenbilanz, die wir im Gespräch mit Landeshauptmann und Volkskulturreferent Hermann Schützenhöfer gezogen haben.

Was bedeutet Peter Rosegger eigentlich für Sie ganz persönlich?
Ich habe eine besondere Beziehung zu ihm, weil sein Lebenslauf schon eine einzigartige Geschichte ist. Die Geschichte einer Persönlichkeit, die lange ihren Weg gesucht hat und sich auf diesem Weg schlussendlich gefunden hat. Er sollte ja zuerst studieren, dann Schneider werden, war ein kränklicher junger Mann. Er war, in den Maßstäben der heutigen Zeit, eigentlich ein extremer Grüner, ein fanatischer Umweltschützer.

Woran machen Sie das fest?
Er hat den Wert von Grund und Boden, von Heimat, vom Bauerntum zu einem Zeitpunkt erkannt, als von Landflucht und Umweltzerstörung noch lange keine Rede. Je mehr man von ihm liest und hört, um so mehr begreift man, was er für eine außergewöhnliche Persönlichkeit er war. Er war ja sogar Kandidat für den Literaturnobelpreis.

Was waren Ihr erster Berührungspunkte zu Rosegger?
Das war eindeutig die Waldheimat, wir haben damals einen Schulausflug dorthin gemacht. Das war ein großes Erlebnis für mich, die alte Schulklasse, der Kluppeneggerhof, es war beeindruckend. Das hat einem als Kind schon Bewunderung abgerungen, dass er, der wusste wie verarmt die Leute waren, der um den nicht vorhandenen Zugang zur Bildung wusste, dort die Waldschule möglich gemacht hat.

Noch eine Erinnerung?
Auch wenn wir ihn nicht darauf reduzieren dürfen: Aber natürlich begleitet mich ein ganzes Leben "Als ich Christtagsfreuden holen ging". Ich glaub, so alt wird man nicht, dass man, wenn man es um die Weihnachtszeit hört berührt wird und gerührt dasitzt. Auch der "Waldbauernbub" – das war erzählerisch gut, man ist davon erfasst worden. Später war es dann "Jakob, der Letzte", damit habe ich mich zu beschäftigen begonnen, als ich politisch damit zu tun hatte.

Sehen Sie Parallelen zur Jetztzeit, damals Industralisierung, heute Digitalisierung?
Ja, immer wieder sieht man es, dass wir uns in Umbruchphasen befinden. Phasen, wo die Menschen den Mut verlieren, den Glauben an die Heimat verlieren. Aber nur ein Beispiel: Wir haben gerade in Kapfenberg ein Stahlwerk eröffnet - dabei habe ich vor 35 Jahren auch dem Dallinger (SPÖ-Sozialminister 1980-1989, Anm. der Red.) geglaubt, dass uns die Arbeit ausgehen wird. Er würde es heute auch besser wissen, es war ein Glaube da, dass viele Arbeitsfelder verloren gehen. Die sind auch verloren gegangen, aber es haben sich ganz neue Felder ergeben. Je älter ich werde, um so optimistischer bin ich, dass es auch in Zukunft Arbeit geben wird, Arbeit, die wir heute noch gar nicht kennen. Es kann aber sein, dass die Verteilungsfrage eine brennendere wird als heute, weil immer weniger immer mehr erzeugen. Man darf sich von der Frage aber nicht erdrücken lassen.

Rosegger – ein Visionär?
Ja, man muss sich nur seine Leitsprüche ansehen. Er hat das Lesen und Schreiben, die Weiterentwicklung der Menschen gefördert. Er hat bei den Gefahren der Industrialisierung, der Umwelt, in Dimensionen gedacht, die den meisten Menschen seiner Zeit nicht zugänglich waren.

Gibt es Schattenseiten, darf man darüber reden?

Man darf über alles reden. Die Frage von manchen Medien gewisser Prägung immer wieder kommt, ist halt die, ob der Rosegger nicht aus einem bestimmten Eck komme. Schauen Sie, er ist vor 100 Jahren gestorben, also 1918. Wie kann er in der ausgeprägten Form etwas mit Nationalsozialismus zu tun gehabt haben? Ich habe jetzt einmal ein sehr gescheites Zitat gehört: All jene, die die Generation, die im Krieg dienen musste, im Gesamten verurteilen, sollten sich einmal fragen, ob sie – hätten sie in dieser Zeit gelebt – anders gedacht und gehandelt hätten. Da wäre insgesamt noch vieles zu tun, nicht nur bei der FPÖ. Ich würde es befürworten, wenn sich eine wirklich unabhängige Historikerkommission die "braunen Flecken" anschauen und aufarbeiten würde.

Gibt es noch andere Facetten?
Viele. Zum Beispiel, dass er, der ein tiefgläubiger Katholik war, alles dazu getan hat, dass in Mürzzuschlag eine evangelische Kirche gebaut werden konnte. Wenn Sie in seine Zeit zurückschauen,  war die Kluft zwischen Katholiken und Evangelischen viel stärker ausgeprägt, da war von Ökumene noch keine Rede. Und in dieser Zeit hat der Katholik Rosegger für die evangelische Kirche gesammelt. Da hat er uns wirklich etwas vorgelebt. Deshalb dürfen wir ihn nie ganz vergessen.

Welchen Wert hat Rosegger denn für die Steiermark?
Ich glaube einen sehr großen. Als Volksbildner, als einer der erkannt hat, wie wichtig Bildung ist. Und als einer, der uns allzeit lehrt Grund, Boden, Natur und Ressourcen zu schützen und nicht auszubeuten. Mit seinen Büchern hat er bleibende Werte geschaffen. Wir werden versuchen, das Andenken lebendig zu erhalten, zum Beispiel, indem wir vom Volkskulturessort aus in Schulen gehen und von ihm erzählen.

Gibt es ein Rosegger-Zitat, das Ihnen gefällt?
"Gute Menschen sind ansteckend." Das kann ich zu hundert Prozent unterschreiben. (Schmunzelt). Auch wenn man ein Zeiterl braucht, bis man zwischen Gut und Böse unterscheiden kann.

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