Alfred Gutschelhofer: Ein Plädoyer für den "Rohstoff Mensch"

Edle Speisen, feine Gespräche: Uni-Wirtschaftsexperte Alfred Gutschelhofer und Roland Reischl (WOCHE) im Landhauskeller. | Foto: Konstantinov
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  • Edle Speisen, feine Gespräche: Uni-Wirtschaftsexperte Alfred Gutschelhofer und Roland Reischl (WOCHE) im Landhauskeller.
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Er hat bereits im Jahr 2000 einen Gründungslehrstuhl (in Linz) besetzt, war jahrelang Rektor der Grazer Karl-Franzens-Uni und hat sich innerhalb wie außerhalb des universitären Bereichs einen Namen als Wirtschaftsexperte gemacht: Die Rede ist von Alfred Gutschlhofer, aktuell Leiter des Instituts für Unternehmensführung und Entrepreneurship an der Uni. Mit der WOCHE hat er sich im renommierten Landhauskeller zu einem "Business Lunch spezial" getroffen, bei dem sich (fast) alles um Start-Ups und Gründer dreht.

"Uns gehen die Unternehmer aus"

Dass Gutschelhofer sich nicht nur mit Bilanzen auskennt, sondern auch pointiert formulieren kann, beweist er gleich im Eingangsstatement: "Alle jammern über den Fachkräftemangel. Uns fehlen aber nicht nur Fachkräfte, es gehen uns auch die Unternehmer aus." Auf den Weltmärkten hätten Gründungen weit mehr Tradition als hierzulande, dabei sei aber eines klar, so Gutschelhofer: "Mit den Gründungen kommt auch die Innovation." Deshalb gelte es aus seiner Sicht einen ganz besonderen Schatz zu heben: "Unser wertvollster ,Rohstoff‘ sind die rund 60.000 Studentinnen und Studenten, die wir in dieser Stadt haben, hier haben wir die Chance auf ein echtes Erfolgsmodell.
Aus seiner Sicht sei die "Entrepreneurial university" lange schon kein Schlagwort, sondern vielmehr ein echter Trend. "Es ist unsere Aufgaben, die jungen Menschen darauf vorzubereiten, unternehmerische Entscheidungen zu treffen."

Scheitern erlaubt

Dazu gehöre es auch, an der Mentalität und der Einstellung zu arbeiten: "In den USA ist es das Erfolgsmodell, einmal öfter aufzustehen als man hingefallen ist, im asiatischen Raum ist das ebenso", vermisst er in Europa eine gewisse "Scheiter-Kultur". Vielmehr ortet Gutschelhofer das Gegenteil: "In Europa wird Risiko wie eine Stigmatisierung behandelt." Seit der Wirtschaftskrise 2008 sei dies noch schlimmer geworden, vermeintliches Risiko-Management und Bürokratie würden die Wirtschaft in ein viel zu enges Korsett pressen. Dies zeige allein schon der Zugang zum Kapitalmarkt: "In Österreich geht es darum, Risiko aufzuteilen. Im Kreditwesen, in der Versicherung will man Risiko glätten und vermeiden." Während in den USA das Motto "The winner takes it all" ...

Sinn schafft Work-Life-Balance

Die Aufmerksamkeit auf dieses unternehmerische Handeln und Denken will Gutschelhofer an den Unis noch stärker implementieren. "Diese unternehmerische Einstellung erfordert nicht nur Mut zum Risiko, es braucht auch eine hohe Leidenschaft – es bedeutet durchhalten, Tiefen durchtauchen." Da bewahrheite sich der alte Spruch: "Selbstständig heißt selbst und ständig zu arbeiten." Dies funktioniere allerdings nur, wenn auch die Sinnhaftigkeit gegeben sei. "Ich muss in meinem Tun eine Persepktive für mich finden." Dann sei auch die Work-Life-Balance kein Problem, denn: "Eigenverantwortung und unternehermisches Handeln sind Teil einer Lebenseinstellung", ist Gutschelhofer überzeugt. Dazu gehöre eben auch die oben zitierte Fehlerkultur. "Das spürt man bei uns leider schon in der Kommunikationsform. Fehler bedeutet bei uns: Wir suchen einen Schuldigen, das System darf sich aber ja nicht ändern."

Aufbruchsstimmung erzeugen

Zusammenfassend hält Gutschelhofer fest: "Es muss uns gelingen, über die prägende universitäre Phase eine Aufbruchsstimmung bei jungen Menschen zu erzeugen." Damit aus dem "Rohstoff Student" das "Produkt Erfolg" entstehen kann.

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