Tiroler Frauenpower Teil 7 –  Brigitte Weninger: „Ich spreche noch Kind"

Brigitte Weninger hat bisher 55 Kinderbücher veröffentlicht und kann vom Schreiben gut leben.
  • Brigitte Weninger hat bisher 55 Kinderbücher veröffentlicht und kann vom Schreiben gut leben.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Geschätzte Frau Weninger, braucht es in Smartphone-Zeiten noch Kinderbücher?
Brigitte Weninger: „Selbstverständlich. Es braucht Kinderbücher dafür, damit ein Kind später sein Smartphone bedienen kann, es braucht Kinderbücher, damit Kinder sinnerfassend lesen und schreiben lernen. Und Kinderbücher bauen auch eine emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind auf.“

Aber das Internetzeitalter ist für Schriftstellerinnen nicht gerade beflügelnd, oder?
„Na ja, die Konkurrenz im Web ist natürlich groß, aber das Internet bietet auch enorme Chancen, ich sehe das nicht negativ. Und ein Kind, das vom Internet ferngehalten würde, fände sich im Leben nur schwer zurecht.“

Sie beschäftigen sich viel mit Kindern und Eltern. Wer hat sich mehr verändert in den vergangenen 20 Jahren Ihres Schaffens?
„Als altgediente Pädagogin muss ich feststellen, es hat sich viel verändert, alles geht viel schneller vonstatten. Aber während die Bedürfnisse der Kinder annähernd gleich geblieben sind, sind die Ansprüche und Erwartungen an die Eltern enorm gestiegen. Was junge Familien heute alles schaffen müssen, übersteigt oft deren Möglichkeiten. Das ‚Heile-Welt-Bild’ in der Werbung und in den Medien erzeugt einen großen Druck.“

Sie haben bisher 55 Bücher in 30 Sprachen veröffentlicht. Trotzdem hat Ihre Bekanntheit, speziell in Tirol, noch Luft nach oben. Warum?
„Eigentlich trügt das, ich bin zufrieden mit meiner Bekanntheit in Tirol und darüber hinaus. Aber ich werde oft als deutsche oder schweizerische Autorin wahrgenommen, da ich bei großen deutschen und Schweizer Verlagen unter Vertrag stehe. Dadurch werden meine Bücher international verbreitet – was mir die Möglichkeit gibt, gut davon leben zu können. Das ist in Österreich nicht selbstverständlich.“

Ihre Bücherserien wie "Pauli" sind Verkaufsschlager. Auch in Tirol?
„Ja, und im gesamten deutschsprachigen Raum. Meine Bücher werden von den Kritiken sehr wohlwollend besprochen. Auch hilft mir sehr, dass ich als Seminarleiterin oder Lehrende viel unterwegs sein und für meine Bücher werben kann.“

Aber als Krimiautorin mit denselben Erfolgen wären Sie schon längst ein Star ähnlich wie Bernhard Aichner?
„Vielleicht, aber auch bei einem Bernhard Aichner hat es lange gedauert, bis er mit seiner Trilogie den Durchbruch geschafft hat. Das ist wie ein Lotto-Sechser. Denn allein im deutschsprachigen Raum erscheinen pro Jahr etwa 40.000 Neuerscheinungen. Und da sind nur ganz wenige Bestseller dabei.“

Welchen Reiz hat für Sie das Schreiben für Kinder?
„Ich liebe es, für Kinder zu schreiben, auch weil ich gelernte Kindergärtnerin bin. Und: Ich spreche noch „Kind“, was viele nicht können. Auch sind Kinder ein grundehrliches Publikum, was ich sehr schätze. Wenn ein Buch nicht gefällt, sagen das die Kleinen ganz offen. Für mich gibt es nichts Schöneres und Bereichernderes als diese Zielgruppe.“

Sie halten Lesungen und Workshops für Kinder und Erwachsene, engagieren sich für Lese- und Schreibförderung. Warum?
„Lesen, Schreiben und Sprechen sind äußerst wichtige Grundkompetenzen unseres Lebens. Ohne diese drei Dinge gibt es kein selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben. Auch wird die Kommunikation zusehends komplexer und will erlernt sein. Gerade in Zeiten von SMS oder WhatsApp.“

Ihre zweite große Leidenschaft sind die Berge. Sie haben bereits 2006 die erste Gipfelbibliothek gegründet. Gibt es die noch?
„Ja, die gibt es noch, obwohl das Projekt etwas geschlummert hat. Am Hans-Berger-Haus im Kaisertal sind die Bücher, die auf Gipfel mitgenommen werden, immer präsent. Heuer werden wir noch einige Bücher austragen. Und wir werden das künftig über Facebook kommunizieren.“

Auch haben Sie mit Hüttenwirtin Silvia Huber das „Frauen.Berge.Projekt Wilde Kaiserin“ ins Leben gerufen. Eine Berg-emanzen-Zufluchtsstätte?
„(Lacht) Nein, natürlich nicht. Das ist ein Projekt für alle Frauen, die sich in den Bergen heimisch fühlen. Vor 20 Jahren gab es kaum Angebote für allein wandernde und kletternde Frauen. Hier wollten wir ansetzen – und der Erfolg gab uns Recht. Frauen erleben die Berge anders als Männer, sind weniger leistungsbezogen, sondern sinnliche Genießerinnen. Heute bieten wir Felskletter- und Sicherheitskurse, Schreibseminare, Persönlichkeitsbildung und Wildkräuterküche an.“

Welche neuen Projekte sind geplant oder würden Sie reizen?
„An neuen Ideen würde es mir nicht mangeln, aber wenn ich all die wunderschönen und reizvollen Dinge, die ich derzeit mache, auch weiterhin tun kann, bin ich schon dankbar.“

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