Tiroler Frauenpower Teil 8 – Daniela Neuhauser: "Der Achensee ist der schönste See der Welt"

Daniela Neuhauser hatte es am Anfang als Frau Kapitän am Achensee nicht immer leicht.
  • Daniela Neuhauser hatte es am Anfang als Frau Kapitän am Achensee nicht immer leicht.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Geschätzte Frau Neuhauser, besitzen Sie auch privat ein Boot? Und können Sie schwimmen?
Daniela Neuhauser (lacht): „Schwimmen ist für mich eine große Leidenschaft, aber Boot habe ich privat keines. Nur eine Badeente.“

Sehr viele Kapitäninnen gibt es in Tirol nicht. Wie kommt frau zu solchen Berufswünschen?
„Ursprünglich wäre Hubschrauberpilotin mein Berufswunsch gewesen, hat sich aber damals nicht ergeben. Ich bin dann von der Gastronomie über Umwege zur Binnenschifffahrt gekommen. Mittlerweile sind es bei der Achenseeschiffahrt drei Frau Kapitän.“

Und wie sieht die Ausbildung aus?
„Es braucht eine Firma, die einen anstellt, dann wird ähnlich einer Lehre das Binnenschifffahrtspatent erarbeitet. Nach der Vollendung des 21. Lebensjahres kann die Kapitänsprüfung abgelegt werden.“

Sie bilden auch Lehrlinge aus, die einmal in Ihre Fußstapfen treten können. Finden Sie geeignete Lehrlinge?

„Ja, wir haben zurzeit fünf Lehrlinge mit Matura in Ausbildung, zwei davon für die Binnenschifffahrt. Und ein Mädchen können wir in absehbarer Zeit zum Kapitänspatent führen. Die Chance, die ich im Leben bekommen habe, will ich gerne auch anderen jungen Leuten hier am Achensee ermöglichen.“

Das heißt, die Binnenschifffahrt wird weiblich?
„Die Binnenschifffahrt ist bereits weiblich, immer mehr Unternehmen haben Frauen in ihren Reihen, auch als Führungskräfte.“

Aber Kapitän eines Schiffes zu sein, ist wohl mehr als nur ein schönes Lächeln in Uniform?
„Und wie. Ich bin auch für das Marketing zuständig, und ich trage mit Stolz vier Streifen auf den Schultern, da ich auch Betriebsleiter bin. Das ist so etwas wie die Konzessionsprüfung für die Schifffahrt. Aber die vier Streifen sind auch Zeichen einer großen Verantwortung.“

Sind die Passagiere manchmal überrascht, wenn Sie eine Frau Kapitän am Steuer sehen?
„Früher mehr als heute, jetzt ist es mehr Bewunderung. Und für mich ist es wie ein Adelsschlag, wenn mich die Leute in Tirol erkennen und sagen: ‚Das ist unsere Frau Kapitän’ .“

Sie sind seit 2000 Frau Kapitän. War die Zusammenarbeit mit den männlichen Kollegen zu Beginn schwierig oder von Anfang an eher problemlos?
„Na und wie schwierig. Ich hatte einen Kapitän, der mir von Anfang an erklärt hat, mit mir nicht fahren zu wollen und mich nicht auszubilden. Viel habe ich Toni Pöll zu verdanken. Mit der Zeit hat es sich dann gebessert, nun gibt es keine Probleme, zumal ich auch deren Chefin bin.“

Wo liegt die Faszination, ein Schiff gerade hier am Achensee zu steuern?
„Der Achensee wird unterschätzt. Er ist ein anspruchsvolles Gewässer und es gibt sehr viele Anlegemanöver. Aber er ist für mich wohl der schönste See der Welt.“

Immer ist ja nicht schönes Wetter. Welche Schwierigkeiten hat der Achensee für die Schifffahrt?
„Speziell der Wind und der Föhn sind am Achensee, gerade beim Anlegen, immer ein Thema.“

Sie sind neben Ihrem Kapitänsjob auch fürs Marketing und für die Gastronomie auf der Flotte zuständig. Bleibt da für Privates und Familie noch Zeit?
„Na ja, viel nicht mehr. Da aber mein Mann ebenso Kapitän und Betriebsleiter bei der Achenseeschiffahrt ist, ist es weniger tragisch.“

Haben Sie nie an einen Karrieresprung gedacht? Etwa ein Kreuzfahrtschiff zu steuern?
„Natürlich wäre es ein Traum, einmal auf einem Hochseeschiff als Kapitän auf der Brücke zu stehen. Nur – ein Kapitänspatent für die Hochseeschifffahrt zu bekommen, ist auch eine langwierige Geschichte. Zuerst müsste einmal Fracht auf den Weltmeeren transportiert werden. Und als Frau Kapitän hat man aufgrund der religiös unterschiedlichen Besatzungsmitglieder einen schweren Stand in internationalen Gewässern. Es gibt auch ganz wenige Frauen als Hochseekapitän.“

Waren Sie schon einmal als Gast auf einem Kreuzfahrtschiff?
„Nein, und es sind mir – als Gast gesehen – zu viele Menschen auf engem Raum zu lange beisammen.“

Wenn Sie kein Schiff steuern, wie erholt sich Frau Kapitän?
„Der Achensee ist Erholung pur und besonders die Bergwelt zu erkunden ist ein großes Vergnügen für mich.“

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