Tiroler Frauenpower Teil 9 – Gabriele Pfurtscheller: „Unser Ruf wird besser“

Gabriele Pfurtscheller steht an der Spitze von über 1.300 Bergwächtern in Tirol, davon 50 Frauen.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Geschätzte Frau Pfurtscheller, haben Sie schon einmal mehr als zwei Kilo Schwammerl an einem Tag gesammelt?
Gabriele Pfurtscheller (lacht): „Nein, denn ich bin eine denkbar schlechte Schwammerlsammlerin und wenn, dann nehme ich nur so viele mit wie ich brauche und gehe dafür öfters. Und ich kenne auch keine Plätze, die solche Mengen hergeben.“

Und wenn die Bergwacht zu viel gesammelte Schwammerl konfisziert, was wird mit diesen im Normalfall gemacht?
„Die Schwammerl kommen im Normalfall in karitative Einrichtungen, wo sie gerne verarbeitet werden. Je nachdem, welche Einrichtungen sich gerade in der Nähe des Einsatzortes befinden. Die Pilze werden gekühlt und so rasch als möglich dorthin gebracht. Die Bergwachtorgane dürfen die Schwammerl nicht behalten, wir arbeiten hier für die Behörde.“

Im Großraum Innsbruck, aber auch im Stubai- und Wipptal kommen die Italiener und räumen die Wälder leer. Ist das nur ein Mythos oder die Realität?
„Es gibt Gebiete, wo das wirklich so Tatsache ist, aber es wird weniger, weil sich unsere Kontrollen herumgesprochen haben. Besonders betroffen ist das Wipptal, aber zusehends auch das gesamte Osttirol, wo italienische Schwammerljäger richtiggehend organisiert auftreten."

In Tirol versehen über 1.300 Bergwächter ihren Dienst. Wie sieht es mit Nachwuchs aus?
„Es gibt unterschiedliche Nachwuchszahlen in den Bezirken, aber mehr könnten es immer sein. Weil wir eben nur ehrenamtlich, und das vorwiegend am Wochenende, arbeiten. Im Unterland ist die Nachwuchssituation besser, aber wie gesagt, brauchen können wir immer Leute.“

Die Arbeit der Bergwacht ist auch von Spenden abhängig. Finden Sie die öffentliche Finanzierung ausreichend?
„Wir werden vom Land natürlich unterstützt, aber es reicht nicht. Gerade für größere Einsatzstellen ist ein Einsatzfahrzeug unumgänglich, und dafür reichen die finanziellen Mittel nicht. Derzeit bin ich in Verhandlungen über eine Aufstockung."

Nur etwa 50 dieser 1.300 Bergwächter in Tirol sind Frauen. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit Ihren männlichen Kollegen als Landesleiterin?
„Völlig problemlos. Die Zusammenarbeit im Landesverband ist vorbildlich und sehr konstruktiv.“

Wie sind Sie in die männerdominierte Bergwacht gekommen?
„Schuld sind eigentlich die Tiroler Bezirksblätter. Ich bin Hundebesitzerin und war vor etwa sechs Jahren auf der Suche nach Möglichkeiten, gemeinsam mit dem Hund etwas zu unternehmen. Da bin ich in den Bezirksblättern auf die Diensthundestaffel der Bergwacht gestoßen und so hat das Ganze seinen Lauf genommen.“

Gibt es noch das Imageproblem der „Blumengendarmen“ oder ist das Bewusstsein für den Schutz der Natur generell gestiegen?
„So ein Ruf hängt einem sehr lange nach, aber ich bin mir sicher, dass der Ruf von Tirols Bergwacht zusehends besser wird. Wir arbeiten sehr daran, auch sind wir um Aufklärung bemüht, dass es um den Schutz der Natur geht.“

Aber vom Image der Bergrettung ist die Bergwacht noch weit weg, oder?
„Ja, das ist richtig, aber wenn die Bergrettung im Einsatz ist, werden im Normalfall Leben gerettet. Bei unseren Einsätzen müssen wir auf Dinge aufmerksam machen, die nicht in Ordnung und nicht erlaubt sind. Das ist schon ein Unterschied.“

Immer mehr Menschen bewegen sich in der Natur. Ein Problem für Tirols Bergwacht?
„Was heißt Problem. Aber natürlich bringen mehr Menschen in der Natur auch mehr Aufgaben für uns, speziell bei der Überwachung von Umwelt- und Naturschutz. Und mehr Leute am Berg bringen auch mehr schwarze Schafe mit sich.“

Hat sich die Disziplin der Leute in der Natur verändert?
„Das sicher. Das Bewusstsein für den Schutz der Natur ist besser geworden. Auch das ist ein Verdienst unserer Tätigkeit, auch die Aufklärungsarbeit an Schulen trägt Früchte.“

Welche Befugnisse würden Sie sich zusätzlich für die Bergwacht wünschen?
„In vielen Sachen sind uns die Hände gebunden, so darf die Bergwacht keine Abmahnung mehr aussprechen. Auch mehrere Befugnisse in Sachen Katastrophenschutz streben wir an. Es wird derzeit eine Novellierung des Bergwachtgesetzes diskutiert, das Thema ist sehr umfangreich und wird einfach Zeit brauchen.“

Ihr Hobby ist die Musik. Sie sind als Sängerin mit 14 Männern mit dem „Tiroler Soundexpress“ unterwegs. Ein Ausgleich zur Natur?
„Ganz klar. Und die Musik war schon lange vor der Zeit in der Bergwacht ein Schwerpunkt in meinem Leben. Ich habe auch eine Gesangsausbildung am Konservatorium und spiele noch im Duo. Musik macht einfach Spaß."

Und wenn es keine Natur und keine Musik ist, gibt es noch Hobbys?
"Die Bergwacht, meine Diensthunde und die Musik lassen relativ wenig Zeit für weitere Aktivitäten. Aber fad wird mir auch so nicht.“

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