„In den meisten Heimen wird gut gearbeitet“

"Missstände beseitigen." LR Bernhard Tilg und BR-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann sind sich einig.
  • "Missstände beseitigen." LR Bernhard Tilg und BR-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann sind sich einig.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

TIROL. Zu häufig verabreichte Psychopharmaka ohne Verschreibung, das liegen lassen von inkontinenten Patienten die durch Teamstreitigkeiten vom Tagdienst vor dem Zubettgehen nicht mehr gereinigt und mit frischen Inkontinenzprodukten versorgt worden waren, auch vom Nachtdienst ignoriert wurden, der Prüfbericht über Zustände in 28 Tiroler Pflegeheimen hat auch die Politik aufgerüttelt. Bundesratspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann, sie war selbst Heimleiterin und hat sich die Pflege besonders in ihrer Präsidentschaft bis Juni in den Mittelpunkt gestellt, sieht den Bericht in erster Linie dazu gedacht, Missstände aufzuklären. Aber: „Der Bericht erweckt den Anschein, dass das Schlimmste, was einem passieren könnte, ein Pflegeheim sei. Ja, es gibt Missstände, aber in den meisten Heimen wird sehr gut gearbeitet, und die Patienten werden gut versorgt“, ist sich Ledl-Rossman sicher.
Ein großes Problem: Es gibt keine Regelungen für die Besetzung von Nachtdiensten. Die Betreuungsqualität in der Nacht richtet sich nach Dienstplänen, die vielfach kein Abendprogramm zulassen und sich nicht nach den teils demenzbedingt verschobenen Schlafbedürfnissen der Bewohner ausrichten. Krankenstände, Burnout und vorzeitige Berufsaustritte älterer Mitarbeiter, die sich den Anforderungen der Tag- und Nachtdienste nicht mehr gewachsen sehen, verschärfen diese Situation, heißt es im Bericht.

Tirols Pflegelandesrat Bernhard Tilg dazu: „Ich bin an der vollen Aufklärung interessiert, das schulden wir den Bewohnern der Heime in Tirol sowie ihren Angehörigen. Deshalb habe ich umgehend beauftragt, eine umfassende Kontrolle dieser Fälle in die Wege zu leiten.“
Damit die Qualität der Pflege steigt, hat das Land eine Ausbildungsoffensive eingeleitet. Auf diese Weise kann das Land Tirol zusammen mit den Tiroler Gemeinden als Betreiberinnen der Tiroler Heime weiterhin eine sehr hohe Versorgungsqualität gewährleisten“, so Tilg. „Allein im Zeitraum der letzten fünf Jahre von 2012 bis 2017 arbeiten zusätzliche 1.000 Personen in der Pflege, bis 2022 folgen weitere 1.000 Pflegekräfte", schließt LR Tilg.

SPÖ fordert volle Aufklärung über Pflege-Missstände

Der Sozialsprecher und Klubobmann der SPÖ Tirol, Gerhard Reheis, zeigt sich erschüttert über den jüngsten Pflegeheim-Bericht der Volksanwaltschaft. Er fordert volle Aufklärung über die dort berichteten Missstände. „Was die Volksanwaltschaft vor allem in den Tiroler Heimen aufgezeigt hat, ist ungeheuerlich und untragbar. Eine rasche Aufklärung ist ebenso notwendig wie das Ziehen von Konsequenzen bei den dafür Verantwortlichen. Wir werden dazu auch selbstverständlich eine parlamentarische Anfrage an den zuständigen Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg richten.“
Der Pflegebericht macht auf grobe Personalmängel sowie auf uneinheitliche Standards in den Heimen aufmerksam und spricht davon, dass die von der Politik gestalteten Rahmenbedingungen den Herausforderungen der Altenpflege nicht gerecht werden. Besonders in Tirol komme es teils zu gravierenden Mängeln.
Für den ehemaligen Soziallandesrat müsse man endlich weg vom Credo des Sparens: „Das Personalsparen aus wirtschaftlichen Gründen und auf Kosten der Menschen ist sofort abzustellen. Das sind Bewohnern, denen die beste Betreuung und Pflege zustehen. Dieser Verantwortung muss die Politik wieder gerecht werden.“
Reheis fordert daher, den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, stärkere Kontrollen durchzuführen, neue innovative Pflegekonzepte zu entwickeln und die Ausbildung der PflegerInnen den Bedürfnissen der Menschen anzupassen, etwa durch eine Forcierung der geriatrischen Ausbildung.

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