Politologe Karlhofer: "Der ewig treue Stammwähler stirbt aus"

Politologe Ferdinand Karlhofer beurteilt den Wahlkampf als "ruhig". | Foto: privat
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2013 lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 60,4 Prozent. Wie schätzen Sie diesmal die Motivation der Tiroler ein, sich daran zu beteiligen?
Im Grunde kann es diesmal nur wieder besser werden. Immerhin hatte es vor der Wahl 2013 etliche Skandale gegeben. Als Folge war die Zufriedenheit mit den Parteien und der Politik insgesamt gering. Fast alle Parteien verloren mehr oder weniger stark, punkten konnten nur die Grünen und vor allem Vorwärts. Aber auch Vorwärts, im Ansatz eigentlich die größte Herausforderung der VP, blieb unter den ursprünglichen Erwartungen. Viele Wähler sahen einfach keine attraktive Alternative und blieben den Urnen fern. Wie sehr die Beteiligung nun wieder ansteigt, werden wir freilich erst am Wahltag wissen.

In unserer Umfrage zeigte sich über ein Drittel der Wahlberechtigten unentschlossen. Wird die Entscheidung erst ganz am Schluss des Wahlkampfs fallen?
Sich spät zu entscheiden liegt im internationalen Trend. Außerdem wollen viele sich, obwohl schon entschlossen, nicht deklarieren. Andere wieder schwanken bis zum Schluss. Der ewig treue Stammwähler stirbt eben aus. Die Kluft zwischen Umfragedaten und tatsächlichem Ergebnis nimmt damit von Wahl zu Wahl zu.

Wie sehen Sie die Chancen der kleineren Bewerber – Liste Fritz, Impuls Tirol, „Family“ und NEOS?
Die Chancen der Liste Fritz sind relativ intakt, zumal die Partei die gesamte Periode hindurch viel Präsenz an den Tag gelegt hat.Bei Impuls haben von den drei Abgeordneten vor allem Schett und Zwölfer durchaus konstruktive Arbeit im Landtag geleistet. Belastet mit dem Dauerkonflikt rund um die Parteienförderung, sind ihre Chancen aber nicht wirklich berauschend.
Was die Liste „Family“ angeht, gibt es eine solche „Familienpartei“ in Deutschland schon seit den 1980er Jahren – mit Obergrenze durchwegs bei zwei Prozent. In der Landespolitik ist Krumschnabel außerdem kaum wahrgenommen worden. Gute Voraussetzungen für eine noch dazu extrem kurzfristig ins Leben gerufene Partei sind das nicht.
Nicht abzuschätzen ist, wie NEOS abschneiden wird. In der Tiroler Politik hat sie bislang keine Rolle gespielt, der bundesweite Trend könnte ihr aber helfen, die Fünf-Prozent-Hürde zu nehmen.

Die ÖVP, aber auch die SPÖ stellen ihre Spitzenkandidaten Platter und Blanik ins Zentrum des Wahlkampfs. Punkten Parteien nicht mehr so wie früher?
Natürlich wird die Partei weiter ihre bestimmende Funktion haben. Personalisierung im Wahlkampf bestimmt heute aber überall die strategische Ausrichtung. Geworben wird nicht mit der Partei, sondern mit den Köpfen der Spitzenkandidaten. Das ist inzwischen bei den Grünen genauso wie bei ÖVP, SPÖ und all den anderen.

Wie würden Sie den laufenden Wahlkampf charakterisieren?
Abgesehen vom einen oder anderen etwas konstruiert wirkenden Konflikt sieht es recht ruhig aus. Aber vergessen wir nicht: Vor allem die größeren Parteien engagieren seit langem schon professionelle Berater, deren Aufgabe es ist, ihre vorbereiteten Giftpfeile aus dem Köcher zu ziehen, wenn das Meinungspendel sich nicht in die gewünschte Richtung bewegt. Schon allein mit Blick auf die Bundespolitik sind Überraschungen bis zum Schluss nicht auszuschließen.

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