Kommentar: Kinderteller, aber bitte bruchsicher!
WIEN. Gehen Sie mit Ihren Kindern öfters auswärts essen? Ganz entspannt? Dann gratuliere ich ein wenig neidisch. Bei uns hat es jahrelang gedauert, bis wir es jetzt so halbwegs hinkriegen, das Lokal ohne Nervenzusammenbruch oder Lokalverbot zu verlassen. Warum? Unsere Kinder sitzen zwar auf die Sekunde genau still, aber nur solange sie selber essen, aber weder davor noch danach und schon gar nicht, solange wir essen wollen.
Das hat zwei Gründe. Ihnen wurde kein Sitzfleisch in die Wiege gelegt, dafür aber die doppelte Portion Bewegungsdrang. Wir haben es bisher nicht geschafft, ihnen das eine anzuerziehen und das andere abzugewöhnen. Warum auch? Schließlich leiden viele erwachsene Menschen an dem unausgewogenen Verhältnis, nur genau andersrum. Ich bewundere, wie die beiden Energiebündel in den Tag starten und ihn genauso auch wieder beenden.
Die Akkus meiner kleinen Perpetua mobilia scheinen sich während der Entladung aufzuladen. Deshalb suchen wir unsere Restaurants nicht nach dem Speisenangebot aus, sondern vor allem nach den Auslaufmöglichkeiten. Nach dem Essen wollen die Kinder nicht ruhen, sondern hunderttausend Schritte tun. Irgendwas ist da bei ihnen schiefgelaufen mit der österreichischen Gemütlichkeit.
Aber ein Gutes hat die Sache doch: Meine Kinder haben die besten Voraussetzungen, weder in der Schule noch in der Kneipe einmal Sitzenbleiber zu werden.
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