Vassilakou geht zu Lobautunnel und Verkehr in der Ostregion in die Offensive
Der Tunnel sei "verschwendetes Geld" und die 365-Euro-Jahreskarte für die Ostregion müsse so bald wie möglich eingeführt werden, so die Wiener Grünen.
WIEN. Die Diskussion rund um den Bau des Lobautunnels nimmt an Fahrt auf: Nachdem das Bundesverwaltungsgericht nun von der rechtlichen Seite das OK für den Bau gegeben hat, verstärken die Wiener Grünen ihre politische Opposition.
Bei einem Pressegespräch machte die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilkaou ihre Position deutlich: Es handle sich um ein teures Projekt, von dem sie bezweifle, dass die geplante Wirkung – eine Entlastung des Stadtgebiets – erreicht werde. Vielmehr würde man durch den Bau der zusätzlichen Donauquerung mehr Verkehr anziehen. Mit drei Milliarden Euro ist der Bau veransschlagt – "wenn ich sie hätte, würde ich sie anders investieren: In den öffentlichen Verkehr, hier vor allem in die S-Bahn, und in die Wirtschaftsförderung für den Osten Wiens", sagt Vassilakou, "investiert in einen Autobahntunnel sind diese drei Milliarden verschwendetes Geld."
365-Euro-Ticket für die Ostregion statt Citymaut
Der wachsende Autoverkehr – vor allem die 200.000 Pendler, die täglich mit dem Auto nach Wien fahren – verlange aber nach einer raschen Lösung, so Vassilakou. Vor wenigen Tagen hatte sie noch eine Citymaut beim Einfahren ins Stadtgebiet vorgeschlagen, das war vom Koalitionspartner SPÖ aber abgeschmettert worden. "Mein Vorschlag war es, mit der City-Maut eine lenkende Maßnahmen zu setzen", sagt Vassilakou. Die Einnahmen daraus sollten zu 100 Prozent in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in der Ostregion fließen.
Als Gegenvorschlag liege nun, so interpretiert Vassilakou es, ein 365-Euro-Jahresticket für den öffentlichen Verkehr in der gesamten Ostregion vor. "Wenn das sofort umgesetzt wird, braucht es keine Citymaut", sagt sie. Parallel müsse trotzdem der Öffiverkehr im Wiener Umland ausgebaut werden. Aber: "Die Citymaut können wir machen und werden wir machen, wenn die 365-Euro-Jahreskarte für die Ostregion nicht kommt."
Der Wiener Landesgeschäftsführer Joachim Kovacs erklärt, dass die Grünen nun auf allen Kanälen gegen das "Umweltzerstörungsprojekt aus den 90ern" mobil machen wollen: "Wir wollen die Leute vor den Gefahren warnen." Die jahrelangen Diskussionen würden außerdem eine nachhaltige Wende im Verkehr der Stadt verzögern.
"Nur kurzfristiger Effekt"
Verkehrsexperte Harald Frey (TU Wien) erklärt, dass seinen Berechnungen zufolge die Tangente durch den Lobautunnel nur kurzfristig entlastet würde: "2030 würde es dort wieder so aussehen wie heute." Außerdem komme es, anders als von der Bauträger ASFINAG berechnet, zu einem Anstieg des Verkehrs in den Donaustädter Ortskernen, etwa in Essling. Ein Umdenken – weg vom Auto – sei auch für die Erreichung der Klimaziele notwendig. Sollte der Tunnel aber kommen, so wünscht sich Frey als begleitende Maßnahmen, um den Verkehr auch wirklich auf den Hauptverkehrsrouten zu halten: Parkpickerl in ganz Wien, einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und Beruhigung der Ortskerne.
Für den Lobautunnel ist die Wiener SPÖ, allen voran die Vertreter nördlich der Donau, zu denen ja auch Floridsdorfer und Bürgermeister Michael Ludwig gehört. Neben ÖVP und FPÖ fordern auch Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung den Lobautunnel ein. Sie argumentieren, dass die Donaustadt damit entlastet würde und sich durch die bessere Erreichbarkeit Vorteile für den Wirtschaftsstandort im Osten Wiens und dadurch mehr Arbeitsplätze ergeben würden.
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