Wer kann mir beim Möbel zusammenbauen helfen? Frag nebenan!
Das Nachbarschaftsnetzwerk "FragNebenan" ist in Wien auf dem Vormarsch. Gründer Stefan Theißbacher verrät, warum.
WIEN. Wie kam es zu der Idee, "FragNebenan" zu starten?
STEFAN THEISSBACHER: Ich habe in einem Haus mit 25 Parteien gewohnt und eigentlich niemanden gekannt. Man hat sich zwar begrüßt, aber das war’s auch schon. Und ich dachte mir, eigentlich schade. Irgendwie sollte man doch dieses Riesenpotenzial an Nachbarschaftshilfe und an gemeinsamem Wissen in der Nachbarschaft nutzen. So entstand die Idee zu "FragNebenan".
Was hat sich seitdem getan?
Viel. Wo soll ich anfangen? Seit 20. Jänner 2015 sind wir in ganz Wien verfügbar. 48.674 Nachbarn sind registriert. Seit September 2016 gibt es uns in allen Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern in ganz Österreich.
Ideengeber und Geschäftsführer Stefan Theißbacher Foto: Martin Pabis
Und was ist mit kleineren Orten?
Es ist so: Wenn sich in einer Gemeinde mehr als 50 Personen vormerken lassen und sagen, sie wollen "FragNebenan", dann schalten wir dort unser Netzwerk frei. Wir haben vor einigen Wochen in Mödling gestartet, da haben sich einige Leute gefunden, auch Kapfenberg und Leoben sind schon mit dabei.
Nachbarn treffen, Nachbarschaftshilfe, Empfehlungen – welcher Themenbereich geht am besten?
Eigentlich sind sie relativ gleichwertig. Jedoch sind die Zielgruppen unterschiedlich stark vertreten. Bei den 25- bis 39-Jährigen ist das Thema Nachbarschaftshilfe sehr stark. Hier vor allem bei Eltern, da man rund ums Thema Kind gerade in der Nachbarschaft viel organisieren kann. Aber auch Singlehaushalte sind hier sehr aktiv.
Foto: Helene Himmer
Wie sieht es mit Nachbarschaftstreffen aus?
Da sind die 50- bis 70-Jährigen sehr stark präsent. Die sind wirklich dankbar für das Angebot, Leute in Gehweite kennenlernen zu können. Sie verabreden sich zum Laufen, veranstalten Spieleabende oder gehen gemeinsam ins Museum.
Was planen Sie als Nächstes?
Inhaltlich werden wir uns auch dem Thema Mitgestaltung der Stadt widmen. Wir sehen, dass es immer wieder Bürgerinitiativen gibt, die sich auf der Plattform engagieren. Leute, die sich zusammentun, weil sie mehr Grünflächen haben wollen. Wir planen eine App und wollen unser Netzwerk mit Ende des Jahres in einer Stadt außerhalb von Österreich anbieten.
Alle Infos zu Frag nebenan:
Foto: Martin Pabis
• Worum geht’s?
Nachbarschaftshilfe, Leute kennenlernen und treffen, Dinge verkaufen und verschenken, Infos darüber, was sich im Grätzel so tut. Dazu gibt es in Wien noch über 500 Gruppen (Spieleabende, Eltern/Kind, Sport, etc.) und es gibt Veranstaltungstipps aus der Umgebung.
• Wen erreiche ich?
Die Nachbarschaft umfasst das eigene Haus und den Umkreis von 750 Metern. Man kann der Nachbarschaft schreiben, nur den Leuten aus dem eigenen Haus oder einer einzelnen Person.
• Wie melde ich mich an?
Wichtig: Bei Frag nebenan geht es um echte Nachbarn. Man registriert sich mit Namen und Adresse auf www.fragnebenan.at. Die Adresse muss bestätigt werden. Entweder man fordert eine kostenlose Postkarte mit einem Code an, man lädt ein Dokument hoch, auf dem Name und Adresse zu sehen sind, wie z.B. Briefkopf Stromrechnung, oder – wenn es im eigenen Haus schon Nachbarn bei FragNebenan gibt – lässt man sich durch seine Nachbarn freischalten. Sobald das erledigt ist, kann die Plattform genutzt werden. "FragNebenan" ist kostenlos.
• Wie sieht es mit der Privatsphäre aus?
Man kann sich einen Benutzernamen auswählen und für jede Information, die man angibt, entscheiden, ob sie für alle Nachbarn auf FragNebenan, nur für die Nachbarn im Haus oder gar nicht sichtbar sein soll.
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