bz-Kaffeetratsch: Auf einen Kaffee mit Bürgermeister Michael Häupl

Im „WIRR“ am Brunnenmarkt konnten die bz-Leser mit Michael Häupl in gemütlicher Atmosphäre plaudern. | Foto: Andreas Edler
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  • Im „WIRR“ am Brunnenmarkt konnten die bz-Leser mit Michael Häupl in gemütlicher Atmosphäre plaudern.
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WIEN. Ausbildung, Beruf, Wohnen, Gesundheit – Themen, die jeden Einzelnen tagtäglich beschäftigen. Was bietet Wien seinen Einwohnern? Wie wird sich die Stadt in den nächsten Jahren entwickeln? Die bz hat seinen Lesern die Möglichkeit gegeben, in gemütlicher Atmosphäre mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl persönlich darüber zu plaudern.

SUSANNE SCHLAGER: Kassenärzte, die in Pension gegangen sind, werden teilweise nicht mehr mit Kassenverträgen nachbesetzt. Sollen jetzt mehr Gesundheitszentren kommen und die praktischen Ärzte ablösen?

MICHAEL HÄUPL: Es soll nicht weniger, sondern andere Kassenverträge geben. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man, ähnlich wie bei den Apothekern, eine Regelung findet, dass bestimmte Fachärzte am Wochenende da sein müssen. Dann gibt es die Gruppenpraxen, wo Fachärzte gemeinsam eine Ordination betreiben. Weiters gibt es die medizinischen Zentren, die sogenannten „Primal Health Cares“. Hier findet man alles unter einem Dach. Diese – so hoffe ich – werden in erster Linie auch von den Sozialversicherungsträgern organisiert. Das heißt, es gäbe dann in Wien eine Mixform: niedergelassene Ärzte, Gruppenpraxen und medizinische Zentren.

MAX BERGMANN: Durch den Ausbau des U-Bahn-Netzwerks befürchte ich, dass das Wohnen in Wien bald nicht mehr leistbar sein wird.

MICHAEL HÄUPL: Dort, wo die U-Bahn hinkommt, wird der Stadtteil attraktiver werden. Wir versuchen, beim Wohnen gegenzusteuern, indem wir auf den sozialen Wohnbau setzen. Ich denke sehr erfolgreich, schließlich leben zwei Drittel der Menschen in Wien im geförderten Wohnbau. Wir bauen jetzt auch wieder Gemeindewohnungen, obwohl wir 220.000 davon haben. Wirklich teuer werden nur die dem Mietrecht unmittelbar unterliegenden Privatwohnungen. Wir kämpfen für eine Novellierung des Mietrechts, um die Zuschläge für Lage oder Anbindung zu begrenzen. Denn die sind das eigentliche Problem. Die werden derzeit durch nichts geregelt.

EDUARD MÜLLER: Thema Finanzen: Wie werden die Mittel eingesetzt? Wie wird das Ganze generell finanziert und was passiert, wenn es sich nicht ausgeht?

MICHAEL HÄUPL: Grundsätzlich halten wir es so, dass wir den Normalbetrieb weitestgehend mit unseren Einnahmen abdecken. Schwierig wird es bei der Finanzierung der Investitionen. Wir haben im Budget vier Milliarden Euro dafür veranschlagt, aber das reicht nicht, um das zu machen, was wir alles zu machen haben. Ich bin sehr für die Stabilität der öffentlichen Haushalte, aber heutzutage brauchen wir mehr öffentliche Investitionen. Nur damit wird die Wirtschaft so angekurbelt, dass das Wirtschaftswachstum über 2,5 Prozent kommt und damit auch die Arbeitslosigkeit zurückgeht.
Darum geht’s schließlich.

EDUARD MÜLLER: Durch mehr Investitionen steigt die Neuverschuldung. Welchen Ballon haben wir in Wien zur Verfügung, damit das Ganze nicht explodiert?

MICHAEL HÄUPL: Indem wir nur auf sinnvolle Projekte setzen, wie im Spitalsbereich oder im Bildungsbereich. Davon profitieren alle. Aber wir müssen auch sparen. Daher beschäftigen wir uns gerade damit, was sich der Wiener von der Verwaltung 2025 erwartet. Muss es zum Beispiel in jedem Bezirk ein Magistratisches Bezirksamt geben? Reicht es nicht, wenn wir sechs oder sieben davon in Wien haben?

SUSANNE SCHLAGER: Aber sind das nicht genau die Sachen, wodurch es wieder mehr Arbeitslose gibt? Das machen die Banken im großen Ausmaß.

MICHAEL HÄUPL: Es geht immer um Bildung. Banken bauen oft einfach nur Personal ab. Wir bieten den betroffenen Menschen Hilfe an – allen Wienerinnen und Wienern genauso wie unseren eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Da wird es in absehbarer Zeit so etwas wie ein magistrats-
internes AMS geben. Es soll Menschen dienen, die an bestimmten Stellen nicht gebraucht werden. Hier kann man nachsehen, ob sie eventuell woanders eingesetzt werden können oder ob sie eine Schulung benötigen.

MAX BERGMANN: Mich hat die Schule nicht wirklich aufs Leben vorbereitet. Erst in der Berufsschule habe ich gelernt, wie ein Steuerausgleich funktioniert. Sollte so etwas nicht schon vorher gelehrt werden?

MICHAEL HÄUPL: Warum man nicht Wirtschaftskunde lehrt, ist mir ein Rätsel. Deshalb bin ich dafür, eine Schulreform daran zu messen, was im Klassenzimmer ankommt. Was brauchen junge Menschen tatsächlich?. Ich bin der festen Überzeugung, bis 14 soll das für alle gleich sein. Ich bin für eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, eine ganztägige Schulform mit verschränktem Unterricht am Vormittag und am Nachmittag und Leistungsgruppen. Jeder hat seine Begabung und jeder hat seine Stärken, aber eben nicht überall. Und daher muss man dann schauen, wie man Stärken stärken und Schwächen schwächen kann.

NICOLE BACHMEIER: Ich möchte Medizin studieren und versuche gerade, mich auf den Aufnahmetest vorzubereiten.

MICHAEL HÄUPL: Na dann viel Glück! Ich bin ja mit einer Ärztin verheiratet. Sie hat sich den Aufnahmetest durchgelesen und gemeint: Wenn sie das hätte machen müssen, wäre sie nie Ärztin geworden.


Beim Plausch wurde nicht nur diskutiert, sondern auch viel gelacht.

NICOLE BACHMEIER: Selbst wenn man den Test schafft, gibt es keine Garantie für einen Studienplatz.

MICHAEL HÄUPL: Deswegen sollte man über eine Studienplatzfinanzierung nachdenken, aber nicht die Studien-plätze begrenzen. Denn wir reden auf der einen Seite von einem Ärztemangel und auf der anderen Seite stehen wir vor der Situation, dass es viel zu wenige Ausbildungsplätze gibt. Und dass die Deutschen, die bei uns studieren, wieder nach Hause gehen, um dort zu arbeiten, ist auch kein Geheimnis.

SUSANNE SCHLAGER: Ihre Vision von Wien in 20 Jahren?

MICHAEL HÄUPL: Vieles von dem, wie es ist, soll so bleiben. Wir haben so viele Vorzüge, um die uns die Welt beneidet. Doch wenn wir diese Lebensqualität erhalten wollen, müssen wir vieles ändern. Ich weiß: Wer von Veränderungen spricht, der macht sich nicht beliebt. Dennoch habe ich den Ehrgeiz, Wien als Stadt des Wissens und der Wissenschaft zu etablieren. Denn da geht es um die Arbeitsplätze der Zukunft. Wo sehen Sie Wien in 20 Jahren?

SUSANNE SCHLAGER: Ich hoffe, dass wir den derzeitigen Wohlstand nicht verlieren werden.

EDUARD MÜLLER: Ich befürchte, dass wir aufgrund der Selbstzerfleischung in der Stadtpolitik einen Bürgermeister Strache bekommen werden. Und das will ich nicht.

MICHAEL HÄUPL: Ich auch nicht.

Zu den Personen:


Susanne Schlager ist 55 Jahre alt, verheiratet und hat eine 22-jährige Tochter. Sie arbeitet als Sachwalterin beim VertretungsNetz und lebt am Neubau. Für sie sind die Themen Gesundheit und Wohnen in Wien relevant.


Eduard Müller: Der 69-Jährige ist in Rudolfsheim aufgewachsen. Er ist selbständiger Buchhalter und Personalverrechner. Er will wissen, wie Wien seine finanziellen Mittel einsetzt und was gegen die Verschuldung unternommen wird.


Nicole Bachmeier lebt in Favoriten. Die 17-jährige Schülerin ist ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Roten Kreuz und macht neben der Matura eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Ihr Traum ist es, Medizin zu studieren.


Max Bergmann ist 21 Jahre alt und wohnt im 3. Bezirk. Er macht eine Lehre mit Matura und befindet sich im letzten Ausbildungsjahr. Ihn beschäftigt das Thema Bildung, aber auch die steigenden Kosten fürs Wohnen.

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