„Oh Schimmi“: Realismus, Baby?

Die Figur Schimmi, keineswegs aber Darsteller Markus Bernhard Börger, machte sich im Kosmos zum Affen. | Foto: Gerhard Kresser / Theater Kosmos
  • Die Figur Schimmi, keineswegs aber Darsteller Markus Bernhard Börger, machte sich im Kosmos zum Affen.
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Ein-Personen-Stücke funktionieren nur dann, wenn sowohl die auftretende Person als auch die Geschichte ausgezeichnet sind. Markus Bernhard Börger ist zumindest gut, der Text nach dem Roman von Teresa Präauer leider nicht. Deshalb ließ mich das halbsatirische Coming of Age-Drama „Oh Schimmi“, das am Donnerstag im Kosmos-Theater seine Uraufführung erlebte, auch ziemlich kalt.

Im Programmheft war zu lesen: „...mit ihrer Social-Media-affinen Sprache peitscht die Autorin komisch und sprachgewaltig den Liebesreigen von Schimmi voran...“. Das Angenehme zuerst: allzu sehr lehnt sich die Sprache dann doch nicht an die unerträglichen Kürzel der SMS- und Facebook-Generation an, auch wenn sich gelegentlich ein „lol“ oder Ähnliches in den Text schleicht. Das weniger Angenehme: Frau Präauers Text ist manchmal komisch, gelegentlich sprachgewaltig, oft aber auch langatmig und beliebig. Aber nicht die – teilweise schöne - Sprache („...letzte Woche habe ich einen Felsen ermordet, einen Stein verletzt und einen Ziegel verprügelt!“), sondern die zumindest als Theaterstück lahmende Story ist schuld daran, dass einen dieser Schimmi einfach nicht interessiert.

Börger rettet SchimmiAm Darsteller Markus Bernhard Börger lag es nicht. Recht körperlich legte er die Rolle an, lässt ihn zwischen Arroganz, Kindlichkeit und auch mal Gefühlsduselei (was man ihm am wenigsten abnimmt) taumeln und zudem noch andere Personen parodieren. Das ist – vor allem im Fall der Mutter – zu Beginn recht witzig, aber nach 80 Minuten wird auch dieser Scherz etwas schal. Dennoch: es ist Börger zu verdanken, dass „Oh Schimmi“ nicht abstinkt und durchaus seine Momente hat, etwa in den exakten Anschlüssen mit der Musik oder in einer Rap-Parodie (...isch ziehe meine Hose aus, Realismus Baby!“). Dass mich – vor allem in einer „Mannsbilder“ betitelten Aufführungs-Serie – die Probleme eines verzogenen TV-Junkies ebenso wenig interessieren wie die wirre Geschichte seiner Rodeo-Eltern ist ja nicht Börgers Schuld. Regisseurin Anna Marboe inszenierte in diesem Youth-Kontext verhalten, das Bühnenbild war gut und auch die Musikauswahl war selbst für Menschen, die Deutsch-Rap nicht mögen, erträglich. Emotional gepackt hat mich. „Oh Schimmi“ aber nicht; aber vielleicht bin ich für ein solches Thema mittlerweile einfach zu alt(backen).

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