Der Hauch von Fendrich
„I am from Austria“ im Raimundtheater ist eine simple Story, unterlegt mit der Musik von Reinhard Fendrich: Josi, der Sohn des Hotel-Besitzers Endler, verliebt sich in den weiblichen Promi-Gast Emma. Nach etlichem Hin und Her finden sich die zwei - trotz aller Versuche von Emmas Manager, sie mit einem prominenten Muskelprotz zu verheiraten, der sich vor der geplanten Eheschließung als schwul outet.
Die Weltpremiere ist mit viel Verve umgesetzt. Drei Stunden dauert das Spektakel, und es wird einem nicht fad. In der Revue ist viel Bewegung. Das Leading-Team hat ganze Arbeit geleistet. Für die Choreographie ist – altbewährt – Kim Duddy verantwortlich. Die Drehbühne ist heftig im Einsatz, Hotel-Ambiente mit Sauna und Fitnessraum wechselt mit Alpen-Flair, wo die Turteltäubchen glauben allein zu sein, ehe eine Horde von Reportern in die Idylle hereinbricht. Emma schreibt Josi den Skandal zu und ist böse auf ihn. Aber alles wird gut. Es kommt, wie es kommen muss: Emmas Manager gibt zu, den Journalisten-Auflauf inszeniert zu haben und wird mit Kündigung bestraft. Emma und Josi fallen einander in die Arme, und Josi avanciert vom Junior-Chef zum Hotel-Direktor. „Weus’d a Herz hast wie a Bergwerk“ tönt es inzwischen aus dem Orchestergraben unter der musikalischen Leitung von Michael Römer. Der fünfte Stern der Hotelbewertung kommt gerade zur richtigen Zeit. Josis Eltern fetten ihre zerrüttete Ehe durch eine Reise auf. Schlussapplaus, Jubelgeschrei der Kids, die Autobusse warten auf die Heimfahrt.
Zum Teil ist die Zweitbesetzung am Werk, z.B. Oliver Arno als Josi Endler (es ist seine zweite Hauptrolle in diesem Jahr - in Amstetten gab er den Berger in „Hair“), oder Irena Flury in der Rolle der Emma Carter. Eine Überraschung ist Andreas Steppan mit sehr guter Stimme - er hat den Fendrich-Sound ausgezeichnet drauf. Mit Lob überschütte ich zwei Nebendarsteller: Dolores Schmidinger als Elfie Schratt. Sie geistert als Faktotum durchs Hotel und ist durch ihre freche Goschen und ihrem wienerischen Witz eine Pointen-Schleuderin der Extraklasse. Der 71-jährigen sitzt der Schalk hinter den Ohren. Ein weiterer Pluspunkt der Aufführung ist Matthias Trattner als Hotelboy. Er macht aus seiner kleinen Rolle eine köstliche witzige Figur, die aus dem Ensemble herausragt. Er singt gut, tanzt gut und hat einen gesunden Schmäh parat. Der 24-jährige Oberösterreicher wird Karriere machen.
„I am from Austria“ läuft bis 29.4.2018. Gute Karten sind rar.
Infos und Tickets: www.viennaclassic.com
Reinhard Hübl
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