Jubel für einen musikalischen Orgasmus
Es ist schon ein paar Tage her, als im Musikverein eine energetische Spannung der Musik ausbrach. Mahlers Achte stand am Programm. Das bedeutet: ein übervolles Podium mit einem Riesen-Orchester, Orgel, 3 Chören und 8 Solisten. Alles gebändigt vom Dirigenten Andrés Orozco-Estrada.
Der ehemalige Chefdirigent des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich, von mir noch immer schmerzhaft vermisst, schlug einen stürmischen Takt an, vergaß aber nicht das fein nuancierte Spiel, ein „symphonischer Erlösungstraum“, wie es Daniel Ender vom Standard beschrieb. Man möchte meinen, in einer überirdischen Welt angekommen zu sein.
Die Tonkünstler fein geprobt. Die Solisten Catherine Foster, Heide Melton, Suhhae Im, Janina Baechle, Kelley O’Connor, Robert Dean Smith, Jochen Schmeckenbecker und Günther Groissböck sangen in unterschiedlicher Qualität, manche wurden kurzfristig vom Orchester überdeckt, was auch nicht passieren sollte. Die Chöre (Wiener Singverein, Slowakischer Philharmonischer Chor und die Gumpoldskirchner Spatzen) sind gut abgestimmt. Die „Sinfonie der Tausend“, wie sie auf Grund ihrer Überdimensioniertheit auch genannt wird, ist eine spirituelle Auseinandersetzung mit Goethes Faust. Fast klingt der Hymnus wie ein sakrales Werk. Dem Weltklassedirigenten Andrés Orozco-Estrada ist es zu danken, dass das gesamte Ausdruckspotential der Beteiligten zur Geltung kommt. Der Mann aus Medellín (Kolumbien) ist Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt, Music Director Houston Symphony und erster Gastdirigent des London Philharmonic Orchestra. In Wien ausgebildet, kommt er immer wieder gerne nach Österreich. Im Sommer gastiert er mit den Wiener Symphonikern bei den Bregenzer Festspielen.
Der anhaltende Jubel im Musikverein wollte kein Ende. Ein orgastisches Werk ist vollbracht.
Next: Neujahrskonzert am 7.1.2018 im Musikverein
Infos und Tickets: www.tonkuenstler.at oder vielleicht auch unter
www.bregenzerfestspiele.com
Reinhard Hübl
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