Lachen ist gesund - ein Hitchcock Verführung ins Unwirkliche
Lachen ist zwar keine medizinische Therapie, aber es wirkt, ich schwöre es! Man könnte ein Kabarett besuchen, den Musikantenstadl ansehen, oder eben ins Theater gehen. Zum Beispiel in die Kammerspiele, wo derzeit u.a. „Die 39 Stufen“ nach einem Film von Alfred Hitchcock und bearbeitet von John Buchan hier gespielt wird. Wer eine Slapstick-Komödie mag, ist hier richtig.
Regisseur Werner Sobotka lässt die Puppen tanzen. Vier Schauspieler – Alexander Pschill, Ruth Bauer-Kvam, Markus Kofler und Boris Pfeifer treten in unterschiedlichen Rollen auf.
Kaum hebt sich der Vorgang, wird Pschill als Richard Hannay mit einem Mord an einer russischen Spionin konfrontiert. Der Tat verdächtigt flieht er von London nach Schottland, um eine Verschwörung aufzudecken. Die „39 Stufen“ ist ein Geheimwort. Hannay stiefelt durch Schottlands wildes Hochland auf der Suche nach der Wahrheit. Steckbrieflich gesucht trifft er auf mehrere skurrile Gestalten, um Aufklärung über die „39 Stufen“ zu erhalten. Jetzt spielen die Nebendarsteller ihr Können aus. Kofler und Pfeifer laufen zur Bestform auf. Atemberaubender Szenenwechsel und schnelle Kostümwechsel bringen sie nicht in Verlegenheit. Mit vielen gelungenen Gags - mal aufsässig, mal als einschleimendes schwules Paar, oder als ein skurriler Professor und dessen Frau und letztendlich als ziemlich dämliche Polizisten - sind sie auf der Jagd nach dem vermeintlichen Mörder. Sie legen Hannay Handschellen an. Er flieht mit einer Pamela an seiner Seite, durch Fessel verbunden. Dramatisch folgt das Publikum dem Treiben auf der Bühne. Alfred Hitchcock hätte Gefallen an der Bühnenfassung seines Films (1935) gehabt.
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Am Ende wieder in London, sehen die zwei inzwischen Verliebten in einer Show den Memory-Man - „ein Mann, der alles weiß“. Die Fragen "Wie hieß das Pferd Napoleons“ oder wann haben einige historische Ereignisse stattgefunden, beantwortet er richtig. Auch die von Hanney gestellte Frage „Was sind die 39 Stufen“ beantwortet er. Es ist ein Spionage Netzwerk. Dafür muss er sterben, vom Professor, Anführer der „39 Stufen“ auf der Bühne erschossen. Bevor er stirbt, gibt er noch eine geheime Formel preis, die Flugzeuge geräuschlos macht. Er, Memory ist die geheime Information, die „39 Stufen“ nach Deutschland entführen wollte. Alles geklärt, eine verwirrende Geschichte, die eigentlich nicht wichtig ist. Es geht hier um zwei Stunden Spaß mit vier tobenden SchauspielerInnnen, die meisterhaft in unzählige Rollen schlüpfen, außer Hannay - der bleibt die ganze Zeit er selbst. Der Meister der Suspens wechselt hier vom Fürchten und der Spannung zum Lachen. Es ist kein schlechtes Mittel gegen die Ängste, die Hitchcock durch seine anderen Filme bei uns verursacht hat.
Danke für diese Medizin, Herr Hitchcock!
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Reinhard Hübl
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