Mein Kreuzweg – Rock me Jesus
Gibt es eine Steigerung von hervorragend? Vielleicht exzellent? Ja, exzellent war die Aufführung von „Jesus Christ Superstar “ im Ronacher. Ein Orchester der feinen Art, eine stimmgewaltige Besetzung, wie man sie sich nur wünschen kann und eine Inszenierung, die keine Wünsche offen lässt.
Zum Detail: Es gibt kaum jemand, der Jesus' Weg und sein Ende am Kreuz nicht kennt. Die letzte Sequenz seines Lebens wurde von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice in ein Musical gegossen. In Wien findet jetzt eine Neuauflage statt.
In der Regie Alex Balga tummelt sich eine Sängerriege ohnegleichen. Drew Sarich, der Liebling des – vor allem –jungen Publikums hat ein unglaubliches Stimmvolumen und eine Gesangsbreite von hoch bis tief, die einzigartig ist und man nur fassungslos bestaunen kann. Er ist in der Performance als Jesus überragend. Ähnlich ist ihm Sasha die Capri als Judas und er ist zu Recht ein gern gesehener Gast auf Musicalbühnen. Er erfüllt die Rolle des Verräters mit Inbrunst. Barbara Obermeiers Auftritt als Maria Magdalena ist geprägt von Sanftheit, Innigkeit und Schönstimme. Simon (Vini Gomes) und Petrus (Christopher Drederichs), Lieblingsjünger von Jesus, einst glühende Fans, dann Versager in der letzten Lebensphase des Herrn. Stimmgewaltig sind auch der Bass, Andreas Kammerzelt als Kaiphas, und der Tenor Charles Kreische als Annes. Beachtenswert auch Filippo Strocchi als Pontius Pilatus. Dem smarten Italiener ist es lästig, von den Hohen Priestern zu Taten genötigt zu werden, die ihm ziemlich egal sind. Er liebt das Golfspiel und lässt Jesus geißeln in der Hoffnung, dass sich damit die Gemüter wieder beruhigen. Doch die Kaste der Priester fürchtet sich vom „König der Juden“ und verlangt dessen Tod. Dramatisch frägt er den Gefolterten, ob ihm die Lage nicht bewusst sei, dass er ihn freisprechen oder dem Tode überantworten könne. „Du hättest nicht die Macht, wenn sie nicht von Gott“ käme, sagt Jesus und besiegelt damit seinen Tod am Kreuz.
Einen schrägen Auftritt hat Nicolas Tenerani als König Herodes. In seinen Palast herrscht Liederlichkeit, Trunksucht und Hurerei. Er fühlt sich wohl in diesem Umfeld und denkt auch gar nicht daran, sich dabei stören zu lassen. Eine weitere mächtige Stimme in einem bösen Happening. Die Revue geht weiter.
Die Aufführung ist als Konzert angesagt, eigentlich eine konzertante Show. Regisseur Balga macht seinem Leadingteam eine Ansage an professioneller Perfektion, die man selten auf einer Bühne findet. Die letzten sieben Tage Jesus in Jerusalem finden eine stimmliche, musikalische und darstellerische Glanzleistung, die es dringlich macht hinauszuposaunen, dass im Ronacher großes, geiles Theater gemacht wird.
Es ist mein Kreuzweg und bleibt es auch für dieses Jahr.
Standing Ovations auch während der Aufführung sind Lob für ein außergewöhnliches Ensemble.
Nur noch bis 2.4.2018. Hoffentlich 2019 wieder.
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Infos und Tickets: www.musicalvienna.at
Reinhard Hübl
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